Dihati Qo – Die, die sind
ihm schwindlig wurde. Sein Geist klärte sich und er konnte die abwegigen Gedanken verbannen. Eric war sein Freund und er sollte besser auf dessen Warnungen hören.
»Vielleicht«, dehnte Norak dieses Wort, »hast Du ja recht. Aber Fakt bleibt, dass dieses Schwert uns wertvolle Dienste leisten könnte.«
»Wenn es noch existiert. Wenn es je existiert hat.«
»Daran zweifle ich nicht. Nicht mehr. Kallap ist verrückt und sein Erinnerungsvermögen nicht mehr das Beste, aber ich bin sicher, er hat das Seraphenschwert geschmiedet. Und wir brauchen es!«
»Nun denn«, resümierte Eric, »unsere Chancen stehen schlecht und unsere Lage ist aussichtslos. Da wir nichts mehr zu verlieren haben und nur noch gewinnen können, frage ich Dich, wo geht es in eine andere Welt?«
»Da entlang!« Norak wies in eine beliebige Richtung, tiefer in den Wald hinein.
* * *
Sie irrten durch den Wald und hielten nach Anzeichen Ausschau, die sie ihrem Ziel näher brachten. Norak studierte den Ring. Es war ein schlichter Goldring, mit einem kleinen, eingefassten Stein von milchig weißer Farbe. Die Macht, die ihm innewohnte, sah man ihm nicht an.
Norak drehte und wendete das Schmuckstück in seinen schlanken Händen und strich gedankenverloren über den Stein. Das Knurren eines Wolfes riss ihn brutal in die Realität zurück. Die Freunde stoppten, als wären ihre Köpfe gegen einen Amboss geknallt. Eine Stimme rief. »Die Hunde haben die Fährte aufgenommen. Los, diese Richtung!«
Sie rannten. Sowohl die Häscher als auch die beiden Freunde. Sie waren beim Verwischen ihrer Spuren nachlässig geworden. Die Wölfe hatten sie gewittert.
Weitere Rufe erschollen ringsumher. Im vollen Lauf kreuzten sie den Weg der anderen Patrouillen. Die Zahl ihrer Verfolger wuchs.
Sie verließen den Wald und rannten auf einen Abhang zu, ähnlich dem, den sie heruntergeschlittert waren. Nur hatte dieser Abhang die unangenehme Eigenschaft bergauf, statt bergab zu führen.
Sie wandten sich nach links und standen einer weiteren Felswand gegenüber. Ihre Verfolger trieben sie in die Ecke und schlossen die Lücken zu beiden Seiten. Ihre Flucht endete hier. Die Freunde drehten sich um und stellten sich ihrem Schicksal.
»So, haben wir unsere Eindringlinge doch noch gefunden.« Ein Wolfsführer richtete das Wort an sie. »Nicht, dass ich daran gezweifelt hätte, obwohl Ihr uns ganz schön auf Trab gehalten habt.«
Eric hätte ihm gern das Kompliment mit einem Sack Nägel in den Rachen zurückgeschoben. Die Augen der Freunde huschten von einem Gegner zum nächsten. Es gab kein Entkommen. Fußvolk, Reiter, Wolfsführer und Perversionen der Hölle versperrten ihnen den Weg.
Eigentlich wollten sie den Ursprung der Ungeheuer finden. Nun hatten die Kreaturen sie gefunden. Wie Schlangen zischelnd schossen sie, einen Angriff täuschend, vor. Eric und Norak zuckten nervös, was ihnen das Gelächter der Versammelten einbrachte.
»Habt Euch nicht so«, höhnte der Wolfsführer. »Ergebt Euch, und wir übergeben Euch dem Fürsten. Ich bin sicher, er wird ein mildes Urteil über Euch fällen.« Vor lauter Lachen warfen die Söldner die Köpfe in den Nacken.
»Wenn Ihr uns haben wollt, müsst Ihr uns holen.« Eric spielte nicht den Helden. Sie steckten in der gleichen Situation, wie Johann nicht allzu lange vorher. Alles, was blieb, war den Preis für ihre Haut in die Höhe zu treiben.
»Nun gut«, blieb der Wolfsführer ungerührt. »Wie Ihr wollt.« Tentakel schossen nach vorne und umschlangen Erics Körper. Eric wand sich unter dem Griff des Ungeheuers. Es erhöhte den Druck und Eric schrie. Bis ein weiterer Tentakel sich um seinen Hals legte und langsam zudrückte.
»NEIN!« Noraks Zorn flammte auf. Tränen schossen ihm in die Augen. Er sammelte Magie. Alle konnte er nicht mitnehmen, aber diese Tentakelkreatur auf alle Fälle.
Er beschwor die Kräfte des Feuers und Macht nie geahnten Ausmaßes durchflutete seinen Körper. Er war überwältigt. Die Magie brandete über seinen Geist hinweg. Wieso? Er hob die Hände. Der Ring! Er hatte ihn an seinen Finger gesteckt. Norak begriff. Er versuchte die Energien unter Kontrolle zu bringen und – fokussierte.
Ein Feuersturm fegte durch die Angreifer hindurch und füllte ihre Lungen mit sengendem Schmerz. Ihr Wehklagen erhob sich als stummer Rauch und wo vorher Knochen und Fleisch waren, fiel stattdessen Asche zu Boden.
Eric konnte wieder atmen. Die Ausgeburt, die ihn gequält hatte, war verbrannt. Ebenso alle anderen.
Weitere Kostenlose Bücher