Dihati Qo – Die, die sind
sie als Erster erreicht. Zum Angriff!« Es war der Schelm. Zu Erics großem Bedauern musste er mit ansehen, wie sich die wohlgeordneten Reihen auflösten und zum wilden Angriff übergingen.
Die Kugel in Noraks Hand erglühte. Der Bannzauber war aufgehoben, der Weg zur Magie des Wassers war frei. Und alle stürzten sich darauf. Norak dachte unwillkürlich an Retsetlees Worte, den Schelm nicht zu unterschätzen. Der Narr und er versuchten allein über die Sichtverbindung, die Kugel zu nutzen. Und Norak musste ihnen entgegentreten.
Abermals war sein Plan gescheitert. Statt Frieden zu stiften, galt es nur noch, größeres Unheil zu verhindern. Hilflos sah Norak zu, wie vor ihm die Schlacht entbrannte. Er konnte nicht eingreifen. Er musste einen Kampf auf höherer Ebene gewinnen – um die Kontrolle der Kugel.
Norak schluckte bitter. War es nicht besser, sich überhaupt nicht erst einzumischen? Womöglich hätte es ohne sie gar keinen Krieg gegeben. Am Ende griffen sie ohnehin auf Plan B zurück und der endete mit Gewalt, Tod und Verderben.
* * *
Eric gingen ganz ähnliche Gedanken durch den Kopf. Im Gegensatz zu manchem Gnom, durch dessen Kopf Erics Axt ging. Eric hatte beschlossen, das zu tun, was er am besten konnte – sich seiner Haut wehren.
Doch er ging seinem Handwerk nicht mit der gewohnten Begeisterung nach. Wenn er gegen Soldaten des Fürsten kämpfte, spürte er ein Gefühl der Genugtuung. Er konnte Rache nehmen und dabei seinem Hass freien Lauf lassen. Hier war es anders. Diese Kreaturen dauerten ihn. Was aber der Effektivität seiner Kampfkunst keinen Abbruch tat.
Gopolan versuchte verzweifelt seine Reihen zu ordnen. Die Offiziere, die sie im Turm unschädlich gemacht hatten, fehlten jetzt, um die Soldaten zu führen. Beide Seiten stürmten blindlings aufeinander zu. Angetrieben von der Furcht vor ihren Meistern droschen sie auf alles, was sich ihnen in den Weg stellte.
Die Gnome machten um Eric einen großen Bogen. Seiner Reichweite und seiner Kampfkunst waren sie nicht gewachsen. Da die Reihen wild umherwuselten, kamen keine Bogenschützen zum Einsatz. So viel Verstand hatten die Meister noch. Vielleicht wussten sie auch nicht, dass sie Bogenschützen besaßen. Magie mochte ihr Metier sein, Strategie war es nicht.
Eric ging weite Wege, um an neue Gegner zu kommen. Die alten machten es ihm nicht einfacher; er musste ständig über sie hinwegsteigen. Er nahm eine Verschnaufpause und drehte sich zum Turm um. Er hatte sich bereits hundert Manneslängen von ihm entfernt. Und was er sah, gefiel ihm nicht.
Gopolan hatte es aufgegeben, Truppen zu koordinieren. Mit einer Handvoll Leuten konzentrierte er sich darauf, dass Norak niemand zu nahe kam. Leider entging ihm dabei eine Person, die sich von hinten anschlich – Davion!
Eric kannte das Ziel des hinterhältigen Verräters: die Wasserkugel, was sonst. Entweder er wollte sie dem Narren bringen, oder sie selbst nutzen. Wie auch immer, im Moment gab es nur einen, der ihn davon abhalten konnte.
Für einen Axtwurf war er zu weit weg. Eric fluchte und peitschte seine Beine zum Turm. Keuchend erklomm er die toten Leiber und abgeschlagenen Glieder. Seine Stiefel schmatzten durch das Blut ehemaliger Gegner. Im Weg stehende Gnome schlug er mit der Axt zur Seite. Eric wusste nicht, durch welche Reihen er wütete. Gehörten sie dem Schelm, oder doch dem Narren? Es kümmerte ihn nicht. Sein Freund war in Gefahr! Höhere Absichten zählten nicht.
»Norak, pass auf!«, brüllte er, doch Norak hörte nicht. Er war in Trance. Eric war bis auf zehn Manneslängen herangekommen, wild gestikulierte er in Gopolans Richtung, der aber sah ihn nicht. Sein Schwert fraß sich durch drei verschiedene Leiber gleichzeitig. Es duldete keine Ablenkung.
Gopolans Männer dagegen stellten sich Eric in den Weg. Einen weiteren Aufenthalt konnte sich Eric nicht leisten. Davion war schon zu Nahe an Norak und ein Dolch blitzte in der Hand des feigen Wurms. Für einen Wurf standen ihm die Soldaten im Weg und zehn Längen waren eigentlich zu weit, um genau zu werfen – eigentlich.
Norak hielt die Wasserkugel hoch über dem Kopf. Kein Gnom war auf dieser Höhe im Weg. Er riskierte Norak zu verletzen, aber tat er es nicht, war sein Freund tot.
Die Axt überbrückte auf den Schwingen der Lüfte den Weg bis zum Ziel. Der Schaft der Axt krachte gegen Noraks Unterarm. Norak schrie, ließ die Kugel fallen und krümmte sich zu Boden.
Die Ablenkung hatte gewirkt. Davion zögerte. Er blickte
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