Diklon Teil 1: Der Weg nach Bancali (German Edition)
bestand hauptsächlich aus Wasser und pulverartigen Vitaminen. Für manche war dies die letzte Henkersmahlzeit.
Seth betete so gesehen jeden Morgen für die Gefangenen, die an den grausamen und sadistischen Kämpfen teilnehmen mussten. Und wenn Seth nicht tat was sein Stiefvater Xel von ihm verlangte, würde es ihm vielleicht genauso ergehen. Ihm graulte davor, unter diesen Bedingungen wollte er nicht sterben, dann lieber durch die plötzliche Anämie, die man letztes Jahr bei ihm festgestellt hatte.
Er plagte sich mit Tagträumen und immer wiederkehrenden Gewissensbissen. Am schwersten fiel es ihm, wenn sein Stiefvater Mädchen und Frauen, deren Seelen eh schon gebrochen waren brutal vergewaltigte und Seth dazu zwang es auf Videoband aufzunehmen.
Jedes Mal überkam ihm starker Ekel und der pure Hass.
Während seiner Essensausgabe fielen ihm die brutalsten und absurdesten Tötungsmethoden für seinen Stiefvater ein.
„Er verdient es nicht zu leben! Normalerweise müsste man ihn den Gefangenen aushändigen.“ Seths Gedanken waren mehr als fies, sie waren düster und dies zu Recht.
Mit dem knarrenden und quietschenden Rollwägelchen fuhr er den langen Gang ab, das Deckenlicht flackerte leicht und ließ die Gefangenen noch verstörter wirken.
Nach und nach schob er den Gefangenen die Suppe durch eine rostige Metallklappe, ihre Reaktionen waren unterschiedlich, einige hassten Seth, da er Xel wie eine Marionette diente. Und ein winziger Teil bedankte sich für die Suppe und sahen ihm an, dass er unter Qualen seinen Job nachging.
Seth war wirklich ein besonderer Mensch, er war einfühlsam, hatte ein gutes Herz und versuchte den Gefangenen in dieser Knechtschaft beizustehen. Auch wenn viele dies als Heuchelei empfanden.
„Wenn sie wüssten, dass ich derjenige bin, der sie nach ihrem Tod entsorgt oder dem meistbietenden Kunden aushändigt!“ Seth überkam ein kurzer Schauer. Er kam sich so schäbig vor aber war es so egoistisch selbst nach dem Leben zu streben? Deshalb half er ja nur Xel, damit er wenigstens noch etwas leben konnte. Denn wer weiß, wie lange er noch zu leben hatte.
Vor einigen Monaten hatte er einfach keinen anderen Ausweg mehr gesehen. Er versuchte sein Leben weg zuschmeißen um vor Diklon und seiner Krankheit fliehen zu können. Denn verständlicherweise konnte er sich mit der schlimmen Diagnose erst nicht auseinander setzen.
Mit geschlossenen Augen ging er über eine schnell befahrende Straße, aber nichts geschah. Er raste mit seinem Motorrad in überhöhter Geschwindigkeit an oder zwischen Lastwagen vorbei. Er trug während der Fahrt Kopfhörer und ließ sich von seiner Lieblingsmusik dazu begleiten, wieder geschah nichts. Eine Überdosis Schlaftabletten mit starken Whiskey, zu einem Todescocktail gemixt - nichts geschah, außer dass man ihm den Magen ausgepumpt hatte. Sechsundzwanzig Jahre wollten einfach nicht an ihm vorbeiziehen. Manchmal glaubte er, er wäre unsterblich, aber er verließ sich nicht auf diesen Gedanken. Denn auch dies würde große Probleme hervorrufen, vielleicht würde er dann auch in einer der versifften Zellen vermodern.
Seth seufzte, plötzlich sehnte er sich wieder nach seinen Freunden. Allerdings meldeten sie sich unregelmäßig und sagten manchmal lang geplante Treffen kurzfristig ab. Aber meistens erfanden sie irgendwelche Ausreden um Seth aus dem Weg zu gehen. Sie konnten weder mit seiner Krankheit noch mit seiner abartigen Arbeit leben. Hätte er gewusst, dass seine Freunde falsch waren, wäre er noch mehr am Boden zerstört gewesen. Die Einzige auf die er sich immer verlassen und stundenlang reden konnte, war seine siebzehn Jahre alte Stiefschwester Melinda.
Melinda war kein gewöhnliches Mädchen, sie war ein homosexueller Empath und aus Angst dass man sie deswegen verschleppte oder dergleichen, wusste es niemand außer Seth.
Sie war der einzige Grund warum Seth hier nicht unterging, zwar arbeitete sie zwei Blocks über ihn, doch wofür gab es Handys und ihre begrenzte Freizeit.
Sein Handy klingelte und als er auf den Display sah flüsterte er: „Ich hasse dich, du verfickter Bastard.“
Genervt ging er dran und welch Überraschung, als Xel an der anderen Leitung war. Xel fuhr ihn sofort an. „Bist du fertig du Idiot?“ Seths freie Hand ballte sich zu einer Faust.
„Du musst dich noch um die neuen kümmern, heute Abend kommt Segenam!“, keifte er.
„Wie viele sind es und in welchen Block liegen sie?“ Seths dunkle Stimme zitterte leicht, aber
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