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Diktator

Diktator

Titel: Diktator Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Baxter
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Zusammenbruch im Westen gekommen, den wir jetzt erlebt haben.«
    Aber es wäre damals politisch unmöglich gewesen, in den Krieg zu ziehen, dachte Mary. Sie erinnerte sich an die Stimmung in Großbritannien und auch in Amerika. Nur zwanzig Jahre nach dem Waffenstillstand hatte jedermann die Aussicht auf einen weiteren Krieg in Europa schrecklich gefunden, und Chamberlain war für kurze Zeit ein Held gewesen, als er etwas zustande gebracht hatte, was wie ein Friedensvertrag aussah. Doch Mackie zeigte ihr nun eine Seite seines Wesens, die sie schon bei anderen Briten bemerkt hatte, besonders im Militär. Diese Leute hielten sich für vom Schicksal auserkoren, die Welt zu regieren. Hitler hatte sie gedemütigt, als er das erste Mal eine Panzerspur auf einen Strand an der Südküste gesetzt hatte. Sie hätten alles getan, um das rückgängig zu machen.
    »Und wie würden Sie die Veränderung durchführen?« , fragte sie.
    »Ehrlich gesagt, so weit sind wir noch nicht. Nicht so weit wie Sie! Ich muss meine Historiker rausschmeißen.«
    Aber er war zugeknöpft, und sie fragte sich plötzlich, ob er log, ob ein Team von Militärdenkern tatsächlich
für ihn an dieser Gegengeschichte arbeitete, nur für den Fall des Falles. Dann wäre er genauso schlimm wie die Irren in Richborough – und so schlimm wie sie selbst, denn sie war der Verlockung erlegen, ernsthaft darüber nachzudenken, wie ihr Dünkirchen-Projekt durchgeführt werden könnte. Die Macht, die der Idee des Webstuhls innewohnte, war einfach zu verführerisch.
    Er lächelte. »Also, hören Sie – Schluss mit den Spielereien. Erzählen Sie mir, was Sie über dieses alte Fossil Geoffrey und sein Verzeichnis der Geschichtsmanipulatoren in Erfahrung gebracht haben.«

V
    Sie öffnete ihre Handtasche, nahm einen Stapel ordentlich gefalteter Papiere heraus und breitete sie auf der Säule zwischen ihnen aus.
    »Kein gar so altes Fossil. Ein recht fantasievoller Bursche, unser Geoffrey. Schauen Sie – hier ist die einleitende Zusammenfassung, die er seinen Lebenserinnerungen vorangestellt hat.« Der Text war in zeitgenössisches Englisch übersetzt: Der Zeitteppich: Wie von mir dargestellt … »Wir haben sogar mehrere Versionen, aber die früheste scheint 1492 niedergeschrieben worden zu sein.«
    »In dem Jahr, als Kolumbus zu seiner großen Fahrt aufgebrochen ist.«
    »Ja – und wie sich herausstellt, ist das kein Zufall. Darauf komme ich noch. Die letzte Version hat man in Geoffreys Sarg gefunden, obwohl dieses Exemplar verloren gegangen ist.«
    »Der Mann war fest entschlossen, zur Zukunft zu sprechen«, sagte Mackie leise.
    »O ja. Er hat uns sogar um Hilfe gebeten; er wollte die Bedrohung los sein, die er den ›Weber‹ nannte. Jetzt schauen Sie. Geoffrey hat nicht weniger als sechs Ablenkungen der Geschichte aufgeführt, die er bei
seinen Nachforschungen entdeckt hat – oder die, wie er sagt, auf seinen eigenen Erfahrungen beruhen. Aber ich würde vorschlagen, Tom, dass wir zwei davon außer Acht lassen …«
    Sie sprach von Geoffreys Bericht über das »Testament von al-Hafredi«, in dem ein seltsamer Besucher am Hofe eines kleinen fränkischen Fürsten eine muslimische Invasion Frankreichs im achten Jahrhundert vereitelt hatte.
    »Und ein vollständig muslimisches Europa«, murmelte Mackie.
    »Ganz recht.« Und sie beschrieb das »Amulett des Bohemond«, mit dem ein Zeitmanipulator die Ermordung des mongolischen Khans im dreizehnten Jahrhundert bewirkt zu haben schien. »Sonst wären die Mongolen mit Sicherheit weiter nach Westeuropa vorgedrungen, hätten unsere Städte in Schutt und Asche gelegt und Europa für alle Zukunft zerstört, wie sie einen so großen Teil des Ostens zerstört haben.«
    »Allmächtiger«, sagte Mackie. Er bearbeitete seine Pfeife. »Und warum meinen Sie, dass wir diese Möglichkeiten außer Betracht lassen sollten?«
    »Weil es eine andere Technik gewesen zu sein scheint. Beim Webstuhl geht es darum, dass man Informationen direkt in jemandes Gehirn einspeist. Aber das Amulett des Bohemond war ein Apparat, der zu seinen Zielpersonen ›gesprochen‹ hat.«
    »Wie ein Aufzeichnungsgerät. Ein Tonband oder ein Phonograph.«

    »Vielleicht. Ins dreizehnte Jahrhundert zurückgeschickt.«
    »Na schön. Und dieser al-Hafredi?«
    »Er ist offenbar körperlich durch die Zeit geschleudert worden – der Mann selbst , nicht nur seine Worte.«
    »Heiliger Bimbam. Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Aber wenn diese Fälle

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