Dinner for one, Murder for two
Taschentuch vom Tisch und reichte es Alain. » Er schwitzt und ringt nach Atem. – Hier, Hamlet, nimm mein Tuch, und trockne deine Stirn .« Sie ergriff einen der Weinkrüge. » Die Königin trinkt auf dein Glück, Hamlet .«
Sie trank und verschluckte sich. Ihr Husten ließ von Kestring verärgert die Stirn runzeln.
»Noch einmal, Dana!«
Diesmal klappte es, und sie bot den Kelch Alain/Hamlet an, der ablehnte.
Die beiden Duellanten gingen wieder aufeinander los, und es gelang Hendrik, Alain zu Boden zu ringen. Ineinander verkrallt, wälzten sie sich hin und her, dann konnte Alain sich aus dem Klammergriff befreien. Er sprang auf und zerrte Hendrik auf die Füße, um ihn sofort wieder anzugreifen.
»Los, feuert die beiden an!«, forderte von Kestring die Umstehenden auf, »wie bei einer Schlägerei auf dem Schulhof! Ihr müsst sie richtig einkreisen, sie sollen gegen euch prallen … Dana, jetzt!«
Die Schauspielerin stieß ein Röcheln aus und griff sich an die Kehle. Sie machte ein paar schwankende Schritte und sank theatralisch zu Boden.
»Was sollte das denn bitte sein?«, schrie von Kestring. »Der sterbende Schwan? Hast du Angst um deine Frisur, Dana? Und Sie beide weichen gefälligst nicht zurück, um ihr Platz zu machen. Sie fällt zwischen Sie, und Sie müssen über sie hinwegspringen. Noch einmal!«
Er gab ein Handzeichen, und die Kontrahenten gingen wieder aufeinander los.
Durch Alains und Hendriks zunehmende Erschöpfung wirkte der Kampf immer realistischer. Die beiden Männer schonten sich nicht und griffen einander ohne Rücksicht auf Verluste immer wieder an. Dana stürzte schwer zwischen sie und zuckte eindrucksvoll, während die Kämpfer um sie herumlavierten.
»Sehr gut!«, rief von Kestring begeistert.
Pippa stimmte ihm innerlich zu. Sie stand mit den anderen im Kreis auf der Bühne und brüllte mit ihnen gemeinsam, um Hamlet und Laertes anzufeuern, mitgerissen von der Dynamik der Situation.
»Finale!«, kommandierte von Kestring. »Laertes stirbt!«
Hendrik ließ es zu, dass Alain ihm die Schlinge um den Hals legte.
» Vergebung lass uns wechseln, edler Hamlet …«, röchelte er mit ersterbender Stimme.
In diesem Moment ertönte ein erneutes Knarren, und aller Augen wandten sich zur Tür.
Chris, du musst die Türangeln ölen, dachte Pippa.
Von Kestring bekam vor Wut einen hochroten Kopf. »Raus, egal wer das ist!«, schrie er, völlig außer sich.
Sergeant Sam Wilson und ein weiterer Polizist kamen herein und gingen ungerührt weiter bis zur Bühne.
»Bei der nächsten Probe schließen Sie die Eingangstür ab, Chris«, fauchte von Kestring, »wie soll ich arbeiten, wenn hier jeder Hinz und Kunz reintrampelt, wann und wie es ihm in den Kram passt?« Er wandte sich den beiden Polizisten zu und fragte übertrieben freundlich: »Was darf es denn sein, meine Herren? Autogramme?«
»Ich wollte, es wäre so, Sir«, entgegnete Sam Wilson ernst. »Ich fürchte, ich muss Ihnen eine schlechte Nachricht überbringen. Ich bedaure, Ihnen mitteilen zu müssen, dass Carlos Kwiatkowski einen Autounfall hatte.«
Es herrschte entsetztes Schweigen. Pippas Magen flatterte, und sie versuchte sich zu wappnen für das, was kommen würde. Sie sah, wie sich Barbara-Ellens schlanke Hände in Peter Paws Fell verkrallten, aber weder die Frau noch der Kater gaben einen Laut von sich.
»Er ist vor einer Stunde mit dem Auto von der eisglatten Straße abgekommen«, fuhr Sergeant Wilson fort. »Es tut mir leid: Carlos Kwiatkowski ist tot.«
ippa gab sich einen Ruck und öffnete die Zimmertür. Seit fünf Minuten stand sie davor und bekämpfte den Drang, sich zu weigern. Aber so unangenehm es ihr auch war, sie war die Einzige, die es tun konnte.
Zögernd betrat sie den Raum, den Carlos Kwiatkowski noch vor kurzem mit Leben erfüllt hatte. Die Redaktion des PaperRazzi hatte sie gebeten, Carlos’ Sachen zusammenzupacken und zur Abholung am nächsten Tag bereitzuhalten.
An was die denken können in so einem Moment, dachte Pippa. Da stirbt völlig unerwartet einer ihrer besten Mitarbeiter, und die sind in der Lage, rational zu handeln. Ich kannte ihn nur wenige Tage und fühle mich völlig aus der Bahn geworfen.
Sie sah sich im Zimmer um. Was wohl jetzt aus der geplanten Berichterstattung über das Festival wurde? Würde die Redaktion jemand anderen schicken? Und wer würde Carlos’ Verwandte informieren – oder gab es gar keine? Da hatte sie mit ihm unter einem Dach gewohnt und ihn nie nach seinem
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