Dinner fuer drei Roman
riefen trotzdem ein paar. »Du hast ihn nicht gekriegt.«
»Ihr haltet euch wohl alle für furchtbar schlau«, erklärte er erbost. »Aber ihr müsst wissen, dass ich vom ehrwürdigen Corny höchstpersönlich in die Kunst des Jonglierens eingeführt worden bin.«
»Von wem?«, wollte eins der Kinder wissen.
»Wollt ihr etwa behaupten, ihr hättet noch nie etwas vom ehrwürdigen Corny gehört?«
Sie schüttelten die Köpfe.
»Tja, dann...« Er begann eine zauberhafte Geschichte von Jongleuren und Drachen und einer wunderschönen Prinzessin zu erzählen, die unter einem bösen Zauber stand, der sie ihren Namen hatte vergessen lassen und sie zwang, auf der Suche nach ihrem Zuhause mutterseelenallein durch die ganze Welt zu ziehen. Seine Mimik und Gestik waren dabei so anschaulich, dass die kleinen Zuschauer wie gebannt lauschten und seine Schilderungen in sich aufsogen.
Obwohl Honey gesehen hatte, was sie hatte sehen wollen, brachte sie es nicht über sich, wieder zu gehen. Ebenso wie die Kinder stand sie in seinem Bann, und während sie seiner Geschichte lauschte, war es ihr plötzlich unmöglich, sich daran zu erinnern, wer sich hinter dem Clownsgesicht verbarg. Eric Dillon war eine düstere, verdammte Existenz, während dieser Clownspirat hingegen einen fröhlichen, zauberhaften Charme versprühte.
Patches schüttelte betrübt den Kopf. »Die Prinzessin ist so schön und zugleich so furchtbar traurig. Wie würde es euch gefallen, wenn ihr euch nicht mehr an euren Namen erinnern könntet oder daran, wo euer Zuhause ist?«
»Ich weiß meinen Namen«, rief einer der älteren Jungen. »Jeremy Frederick Cooper der Dritte. Und ich lebe in Lamar.«
Andere Kinder riefen ihm ebenfalls ihre Namen zu, und Patches beglückwünschte sie zu ihrem hervorragenden Gedächtnis, doch dann ließ er die Schultern hängen und verzog traurig das Gesicht. »Die arme Prinzessin. Wenn ich ihr doch nur helfen könnte.« Er schnippte mit den Fingern. »Ich habe eine Idee. Vielleicht können wir ja alle zusammen den bösen Bann brechen, unter dem sie steht.«
Die Kinder stimmten ihm begeistert zu, doch ein kleines Mädchen, das eine Brille mit einem durchsichtigen Plastikgestell trug, hob zögerlich die Hand.
»Patches? Wie sollen wir denn der Prinzessin helfen, wenn sie gar nicht hier ist?«
»Habe ich denn gesagt, dass sie nicht hier ist?« Patches sah die Kleine verwundert an. »Nein, das habe ich ganz bestimmt nicht gesagt. Denn natürlich ist sie hier.«
Die Kinder sahen sich suchend um, und Panik begann in Honey aufzukeimen.
»Natürlich hat sie keine Prinzessinnenkleider an«, erklärte Patches.
Ihre Handflächen begannen feucht zu werden. Er würde doch nicht...
»Denn schließlich kann sie sich gar nicht daran erinnern, dass sie eine Prinzessin ist. Aber sie ist schön wie eine Prinzessin, also dürfte es wohl nicht allzu schwer sein, sie trotzdem zu erkennen.«
Ein Dutzend Augenpaare richtete sich auf sie, und plötzlich fühlte sie sich wie ein toter Schmetterling, der mit einer Nadel an der Wand befestigt war. Sie wirbelte herum und blickte zur Tür.
»Sie will weg!«, rief eines der Kinder.
Ehe sie den Raum verlassen konnte, spürte sie, wie ein Seil über ihren Kopf glitt und sich um ihre Taille legte, sodass ihre Arme an ihre Seiten gepresst wurden. Betroffen blickte sie an sich herab.
Er hatte sie mit einem Lasso eingefangen.
Die Kinder kreischten vor Vergnügen, während sie das Lasso anstarrte, unfähig zu glauben, was sie sah. Er zog sie zu sich heran. Das Gelächter der Kinder wurde lauter, und sie stolperte rückwärts auf ihn zu, in ihrer Verlegenheit noch ungeschickter, als nötig gewesen wäre. Wie konnte er ihr so was antun? Er wusste, dass sie zu derartigen Scherzen nicht bereit war. Sie prallte mit dem Rücken gegen seine Brust.
»Sie ist Fremden gegenüber immer etwas schüchtern«, meinte Patches und lockerte das Lasso. Sobald sie wieder frei war, legte er seine Arme um ihre Schultern - vorgeblich, um sie zu umarmen, in Wahrheit jedoch, um sie am Weglaufen zu hindern. »Keine Angst, Prinzessin. Keins dieser Kinder wird dir etwas tun.«
Flehend blickte sie erst die Kinder und dann wieder ihn an.
»Arme Prinzessin. Sieht aus, als hätte sie auch ihre Stimme verloren.« Er machte sich tatsächlich noch lustig über sie. Am liebsten hätte sie ihm dafür eine Ohrfeige verpasst, was jedoch vor den Kindern völlig unmöglich war.
»Wo ist deine Krone?«, fragte ein kleiner Junge skeptisch, dessen
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