Dinner mit Rose
Privatangelegenheiten steckte. Ach, zum Teufel , dachte ich. »Was ist denn los?«
»Bronwyn meint, wir sollten uns eine Auszeit nehmen. Wie hat sie sich doch gleich ausgedrückt? ›Es liegt nicht an dir, sondern an mir.‹ Und dann: ›Ich liebe dich immer noch, ich bin einfach nur nicht in dich verliebt. ‹«
»Ziemlich abgedroschen«, entfuhr es mir.
»Sie hätte wenigstens was Originelles sagen können«, grollte Andy, trank sein Bier leer und blinzelte dann verwirrt in die leere Flasche, als könne er sich nicht erklären, wo ihr Inhalt geblieben war.
»Ein schwacher Versuch«, stimmte ich zu. »Du schreibst ihr doch nicht gerade betrunken eine E-Mail, oder?« Sich am nächsten Morgen daran zu erinnern, dass man jemandem eine in furchtbarer Grammatik verfasste Tirade geschickt und ihm entweder ewige Liebe geschworen oder sich über seine Bettqualitäten lustig gemacht hat (oder beides), kann ausgesprochen deprimierend sein.
»Nee, ich bring nur meinen Facebookstatus auf den neuesten Stand.« Er setzte sich wieder vor den Laptop und fuhr fort, mühsam mit dem rechten Zeigefinger zu tippen. »Single. Das war’s.« Er blinzelte den Bildschirm mit leerem Gesichtsausdruck an.
Ich nahm einen großen Schluck Bier. »Willst du mal sehen, was ich heute bei Facebook gefunden habe?«
»Okay.«
»Dann rutsch mal ein Stück zur Seite.« Ich zog einen weiteren Küchenstuhl heran und setzte mich neben ihn. »Bist du fertig?«
»Ja.«
Ich loggte ihn aus und mich ein. »Wo ist es denn gleich? Ah, hier.« Endlich fand ich den Kommentar, den Chrissie de Villiers gepostet hatte. Das Profilfoto daneben zeigte eine verschämt durch einen Vorhang blond gesträhnter Haare spähende Chrissie – man sah nichts außer reichlich aufgetragenem Eyeliner und ausgeprägten Wangenknochen.
Vielen, vielen Dank an alle für die vielen Geburtstagsglückwünsche. Tolles Wochenende, tolle Party, tolle Freunde, toller Mann … Kater danach nicht ganz so toll. Nicht leicht, wieder auf den Boden zurückzukommen, nachdem man so verwöhnt wurde.
»Hast du’s gelesen?«, fragte ich Andy.
»Äh … ja.«
»Warte, da ist noch mehr.« Ich klickte die neuen Fotos an, die Chrissie ins Netz gestellt hatte und auf denen glückliche, lachende Menschen mit Gläsern in der Hand im hellen Sonnenlicht in die Kamera blinzelten. Sie saßen entspannt in ihren Stühlen, trugen alberne Hüte, und die Gesichter wurden zunehmend röter und die Augen glasiger, je weiter der Abend voranschritt.
»Freunde von dir?« Andy überlegte ganz offensichtlich, warum ich ihm in seiner schwärzesten Stunde Bilder betrunkener Partygäste zeigte.
»Allerdings. Und das ist mein Haus – na ja, größtenteils das Haus der Bank, aber ich zahle die Hälfte der Hypothek. Und das sind alles meine Freunde, und das ist mein Exfreund, und die Frau, die da mit ihm knutscht, ist meine ehemals beste Freundin. Und das Ganze sollte eine gemeinsame Geburtstagsparty für sie und mich werden, nur dass ich vor einiger Zeit nach Hause gekommen bin und die beiden beim Sex in einem Sessel erwischt habe.« Um das Maß voll zu machen, auch noch in meinem Lieblingssessel.
»Schöne Scheiße«, entgegnete Andy feierlich.
»Das dachte ich mir auch.« Ich loggte mich mit einem vehementen Mausklick bei Facebook aus. »Weißt du was?«
»Was?«
»Ich denke, wir brauchen was Stärkeres als Bier. Was haben wir denn da?«
Kapitel 7
A M NÄCHSTEN MORGEN erwachte ich unmenschlich früh von dem Krach, den irgendein sadistischer Bastard direkt vor meinem Fenster mit einer elektrischen Heckenschere veranstaltete. In der Hoffnung, der Trottel möge vom Blitz erschlagen oder von einer plötzlichen Flutwelle weggespült werden, blieb ich noch eine Weile liegen. Weder das eine noch das andere geschah, also wälzte ich mich stöhnend aus dem Bett.
Mein Schädel war offenbar so geschrumpft, dass das Gehirn Gefahr lief, aus den Ohren herausgequetscht zu werden, meine Zähne schienen mit Wolle überzogen zu sein, und die Zunge war entschieden zu groß für meinen Mund. Ich taumelte in die Küche und stürzte ungefähr zwei Liter Wasser hinunter. Dann musterte ich benommen die leeren Flaschen auf dem Tisch. Ich erinnerte mich schwach daran, dass Andy und ich irgendwann zu dem Schluss gekommen waren, Gin und Kakao würden eine köstliche Mischung abgeben, und als uns dieses Gourmetgetränk ausgegangen war, hatten wir uns über die Flasche Kokoslikör hergemacht, die Andy ganz hinten im Schrank über der
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