Dinner mit Rose
vorbeischauen, wenn du beschäftigt bist.«
»Bin ich nicht.«
»Aber du hast doch gesagt …«, begann Amber.
»Ich sagte, wenn Bob hereinkommt, bin ich beschäftigt«, erinnerte ich sie.
»Du musst im Krankenhaus anrufen«, informierte sie mich selbstgefällig. »Also hast du zu tun.«
»Stimmt«, gab ich zu. »Aber ich schätze, ich kann eine oder zwei Minuten für Matt erübrigen, wenn du nichts dagegen hast – ich ziehe sie von meiner Mittagspause ab.«
»Du hast heute keine. Ich habe Mrs O’Connor dazwischengenommen. Ihre Hüfte macht ihr große Probleme; sie kann nicht bis morgen warten.«
»Nett von Ihnen«, bemerkte Matt.
»Danke.« Amber strahlte.
Ich unterdrückte ein Seufzen – ich hätte Mrs O’Connor auch eingeschoben, aber Amber ging deprimierend großzügig mit meiner Zeit um. »Komm einen Moment rein.« Ich führte Matt ins Sprechzimmer.
»Hast du in den letzten Tagen mal mit Tante Rose gesprochen?«, fragte er.
»Nein, seit einer Woche nicht.« Ich verhielt mich Rose gegenüber immer noch kühl, um sie meinen Ärger über ihre Kommentare bezüglich meines Liebeslebens spüren zu lassen. »Was ist denn mit ihr?«
»Sie hat Krebs.«
Ich blieb stocksteif stehen und starrte ihn voller Entsetzen an. »W … was für einen Krebs?«, krächzte ich endlich.
»Brust«, erwiderte er. »Hey, Jose, keine Panik. Rose meint, er lässt sich leicht besiegen. Er ist nicht unheilbar oder so, und sie rücken ihm so schnell wie möglich zu Leibe – sie fängt nächste Woche mit der Chemo an.«
Nächste Woche Chemo. Es musste also stimmen. »Verdammter Mist«, sagte ich tonlos.
»Kann man wohl sagen.« Er legte mir ganz leicht die Hand auf die Schulter. »Es wird alles gut. Es ist nicht wie bei Dad. Sie hat nicht gewartet, bis sie schon fast tot ist, ehe sie was unternommen hat.« Patrick King war an Darmkrebs gestorben, der praktisch überall Metastasen gebildet hatte, bevor Pat auf die Idee gekommen war, zum Arzt zu gehen, um abzuklären, warum er in sechs Monaten zwanzig Kilo verloren und Blut im Stuhl hatte.
Ich schlang die Arme um Matt und drückte ihn an mich. »Tante Rose würde nie zulassen, dass so eine Bagatelle wie Brustkrebs ihr Leben beeinträchtigt.«
Er erwiderte die Umarmung und legte kurz sein Kinn auf meinen Kopf, bevor er mich freigab. »So denkt sie auch«, sagte er. »Und jetzt geh lieber wieder an die Arbeit, sonst bekommst du Ärger.«
Ich folgte ihm zurück zum Empfang, wo sich Amber über die Theke hinweg mit Bob McIntosh unterhielt.
»Ich möchte jetzt nicht mit dir tauschen«, murmelte Matt leise, dabei grinste er ohne jegliches Mitgefühl, als er zur Tür hinausging.
An diesem Abend fuhr ich nach der Arbeit (wo ich spät weggekommen war, weil Amber freundlicherweise noch zwei Termine dazwischengequetscht hatte) zu Rose. Sie war gerade dabei, in einer grellbunt karierten Latzhose die Rosen zu schneiden, als ich mit dem vor mir hertrottenden Percy über den Rasen auf sie zukam.
»Wie soll ich dieses Schwein nur auf Diät setzen?«, jammerte sie, richtete sich auf und wedelte grüßend mit ihrer Gartenschere. »Percy stopft sich mit heruntergefallenen Äpfeln und Walnüssen voll, und wenn ich ihn einsperre, bricht es ihm das Herz.«
»Du könntest ihm ein Sportprogramm verordnen«, schlug ich vor, beugte mich zu ihr und küsste sie auf die Wange. Sie duftete nach Ponds-Gesichtscreme und Chanel No. 5, wie sie es schon immer getan hatte, solange ich mich erinnern konnte.
»Wir könnten zusammen joggen gehen«, stimmte sie zu, dabei strich sie meinen Kragen glatt. »Ich gehe davon aus, dass du mir meine taktlosen Bemerkungen verziehen hast?«
Ich umarmte sie fest. »Du bist schrecklich, und das weißt du. Was hat es jetzt mit dieser Krebsgeschichte auf sich?«
Rose verzog das Gesicht. »Schlechte Neuigkeiten verbreiten sich schnell«, murmelte sie. »Es ist nicht weiter schlimm, Liebes. Sie werden ihm mit Chemiekeulen zu Leibe rücken, und wenn etwas übrig bleibt, schneiden sie es heraus, und das war’s dann. Ob sie wohl einverstanden sind, gleichzeitig eine Bauchdeckenstraffung vorzunehmen? Zwei für den Preis von einem, wie es in der Werbung immer heißt.«
»Wie lange weißt du es schon?« Ich hatte nicht die Absicht, mich ablenken zu lassen.
»Himmel – erst seit einer Woche oder so. Ich bin ins Waikoto Hospital gegangen, und sie haben mir Nadeln in die Achselhöhlen gebohrt – unter anderem. Wirklich, Josephine, sie lassen keine Körperöffnung aus, es ist
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