Dinner mit Rose
das dann.«
»Ja. Ich weiß gar nicht, warum ich auch so kaputt bin – ich hab doch überhaupt nichts getan.«
»Mir auf einer Krebsstation die Zeit totzuschlagen zählt auch nicht gerade zu meinen Lieblingsbeschäftigungen«, ga b ich zurück.
»Es rangiert etwa auf gleicher Höhe mit dem Ausmisten des Kälberstalls«, stimmte er zu.
»Oder mit einer Fußmassage für Dallas Taipa.«
»Das wär für mich allerdings Horror pur.«
»Seine Socken …«, sagte ich versonnen. »Irgendwie scheinen sie zu knirschen.«
Er grinste. »Du lebst wirklich am Rand des Abgrunds! Tagsüber Dallas’ Füße massieren, abends die Brechschüssel ausleeren …«
»Ich schätze, das festigt den Charakter«, überlegte ich. »Wir kommen uns großmütig und edel vor und können uns einreden, was wir doch für gute Menschen sind. Das tut jedem gut.«
»Auf dich trifft das wirklich zu. Die ganze Hausarbeit, die Pflege und das Versorgen dieser Tiermeute – du solltest das wirklich nicht alles allein schultern müssen, Jo.«
»Ich möchte es aber«, erwiderte ich. »Ich möchte helfen. Aber wenn ich es übertreibe und euch zur Last falle, dann sag mir Bescheid, ja?«
»Zur Last fallen?«, entrüstete er sich. »Red doch keinen Unsinn. Ich dachte, du wärst vernünftig genug, nicht auf meine Mutter zu hören.« Soweit ich es beurteilen konnte, hatte Hazel sich bislang noch in keinster Weise nützlich gemacht, sondern ließ stattdessen immer wieder leise Andeutungen über die zusätzliche Arbeit fallen, die ein Hausgast der armen Rose bereitete.
»Da besteht eher die Gefahr, dass ich so werde wie meine Mutter, wenn mir nicht ab und zu jemand den Kopf zurechtrückt.«
»Deine Mutter ist eine patente Frau, aber ich glaube nicht, dass du Gefahr läufst, so zu werden wie sie.«
»Ach ja?«, entgegnete ich trocken. Im selben Moment klingelte das Telefon. »Vielen Dank.«
»Hallo?«, meldete sich Matt. »Bleiben Sie dran – sie steht neben mir.« Er reichte mir den Hörer.
»Du gehst nie an dein Handy«, begrüßte mich Graeme.
»Nein«, gab ich ihm recht. »Hier habe ich keinen Empfang, daher lasse ich es meistens ausgeschaltet.«
»Was dem Sinn und Zweck eines solchen Geräts widerspricht«, kam es prompt zurück.
»Was gibt es?« Ich hatte keine Lust, mit Graeme über den sinnvollen Gebrauch meines Handys zu diskutieren.
»Warum hast du am Ersten deinen Anteil an der Hypothek nicht überwiesen?«
»Habe ich das nicht?«, fragte ich verwirrt.
»Nein, Jo, das hast du nicht.« Er schlug diesen betont geduldigen, überlegenen Tonfall an, der mich immer bis aufs Blut reizte.
»Ich kümmere mich morgen darum«, versprach ich. »Entschuldige.«
»Das reicht mir nicht«, beharrte Graeme. »Es ist ein Unding, dass ich dir deswegen hinterhertelefonieren muss.«
»Hör zu, ich sagte doch, es tut mir leid. Es ist ein Dauerauftrag – das Geld hätte pünktlich da sein müssen. Ich überprüfe das.«
»Und zwar so schnell wie möglich, wenn ich bitten darf. Ich musste mein Konto überziehen – die Bank hat mich angerufen.«
»Wann führst du wieder einen Besichtigungstermin durch?«, erkundigte ich mich.
»Das habe ich am Wochenende getan.«
»Letztes Wochenende?«
»Nein«, gab Graeme giftig zurück. »An dem davor.«
»Also vor neun Tagen.«
»Ja, Jo, vor neun Tagen.« Da war er wieder, dieser aufreizende Ton.
»Und wie ist es gelaufen?«, fragte ich zuckersüß.
»Nicht schlecht – ein paar Leute scheinen zumindest interessiert.«
»Graeme«, sagte ich, »das ist eine nette kleine Geschichte, die du mir da auftischst, aber ich weiß zufällig, dass du ein romantisches Wochenende an irgendeinem Strand verbracht hast.« Danke, Chrissie, dass du jedes Detail deines Lebens so genau auf Facebook verbreitest.
»Wovon redest du?«, stotterte er.
»Du musst mich wirklich für strohdumm halten. Aber lass dir gesagt sein, ich bin es gründlich leid, dein Liebesnest mitzufinanzieren. Wenn du das Haus behalten willst, dann zahl mich gefälligst aus!«
»Verstehe«, sagte er. »Also hast du beschlossen, die Zahlungen einfach einzustellen.«
»Nein!«, widersprach ich ärgerlich. »Obwohl … wenn ich meinen Anteil nicht mehr zahle, dann sabotierst du vielleicht nicht mehr jedes Angebot, das dir jemand macht.«
»Sorg du nur dafür, dass das Geld morgen überwiesen wird, sonst schalte ich einen Anwalt ein, Jo. Das ist mein vollster Ernst.«
»Mann, bist du ein Kotzbrocken!« Wütend legte ich auf.
»Das klang sehr
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