Dinner mit Rose
mit dir.«
»Nein, vermutlich eher mit seiner Freundin.«
»Josie, Süße«, sagte meine Mutter sanft, »hast du schon mal daran gedacht, ihm deine Gefühle zu gestehen?«
Ich erstarrte. »Ich weiß nicht, wovon du redest.«
»Ihm liegt auch viel an dir«, versicherte sie mir.
»Ach, hör doch damit auf«, fauchte ich. »Wir sind nur Freunde.«
Mum lächelte und küsste mich auf die Wange. Weil ich genau wusste, dass sie alle meine Einwände so zurechtbiegen würde, dass sie ihre Theorie bestätigten, hielt ich lieber den Mund.
»Was meinst du, wie lange du noch bei deiner Tante bleibst?«, fragte Andy. Er lehnte mit der Schulter am Türrahmen meines Besenschrank-Schlafzimmers und sah mir mit finsterer Miene zu, wie ich Kleider in eine Tasche stopfte.
»Vielleicht ein paar Wochen. Sie bekommt noch eine Chemotherapie, und dann wird es wieder eine Weile dauern, bis sie sich nicht mehr so fühlt wie durch den Wolf gedreht.«
Er grunzte auf diese beredte Weise, die jungen Männern zu eigen ist – ich kannte einige, die ein ganzes Gespräch führen konnten, ohne ein einziges Wort über die Lippen zu bringen –, und vergrub die Hände in den Taschen seiner Jeans.
»Wenn du dir eine neue Freundin zulegst, kannst du deine ganze Freizeit bei ihr verbringen«, schlug ich vor. Meinen Quellen zufolge (sprich: Amber, die zu der Clique gehörte, die Freitagabend immer das Frisky Possum bevölkerte, Waimanus führende – und einzige – Cafébar) zeigten sowohl Anna Williams als auch Ngaire Swanson Interesse an meinem jungen Mitbewohner.
»Yeah, aber dann müsste ich mit ihr reden .« Er schüttelte den Kopf, als er über die unergründlichen Ansprüche von Freundinnen nachgrübelte. »So tun, als würde mir ihre Frisur gefallen, ihr weismachen, dass sie schlank wie ein Reh ist – solchen Schwachsinn eben.«
»Andy, du bist ein wahrer Gentleman«, versetzte ich. »So einfühlsam und charmant. Es wärmt mir das Herz, wirklich.«
»Danke«, grinste er.
»Ich hätte gedacht, eine heiße Nummer wäre es wert, mal ein bisschen über Klamotten und Haare zu plaudern.«
»Mann, du nimmst kein Blatt vor den Mund«, stellte Andy bewundernd fest.
»Danke«, erwiderte ich geschmeichelt.
»Hallo, Josie«, sagte Kim, als ich Roses Küchentür öffnete. »Soll ich dir helfen?«
»Nicht nötig, es geht schon.« Ich stellte meine Tasche vor der Tür ab und kraulte Percy hinter den Ohren. In Anbetracht der Tatsache, dass er seinen warmen Schlafplatz im Holzschuppen verlassen hatte, um mich vom Auto zum Haus zu begleiten, war es das Mindeste, was ich tun konnte. »Hallo, Hazel. Wie war die Reise?«
»Komm endlich rein , Josie«, forderte sie mich vorwurfsvoll auf. »Die arme Rosie bekommt von der Zugluft eiskalte Füße.«
Ich schlug dem betrübten Schwein die Tür vor der Nase zu, und Rose bedachte mich von der Chaiselongue her mit dem Anflug eines Lächelns.
»Die Reise war schön, danke der Nachfrage, aber wegen der Hitze auch ziemlich anstrengend«, erwiderte Hazel. »Und mit Nan ist auch nicht leicht auszukommen. Sie ist sehr selbstsüchtig und anspruchsvoll, das muss ich leider sagen.« Nun ja, vielleicht stimmte das. Vielleicht aber auch nicht.
»Dein Zimmer ist schon fertig, Kindchen«, teilte mir Rose mit.
»Danke.« Ich ging quer durch die Küche und küsste sie auf die Wange, wobei mir ein Hauch von Chanel No. 5 in die Nase stieg. »Du riechst so gut. Ich wünschte, ich hätte auch so einen unverwechselbaren Duft, deiner ist wie dein Markenzeichen.«
»Den hast du doch auch«, warf Kim ein. »Dieses ›Bleib-mir-vom-Leib‹-Zeug. Riecht irgendwie nach Pfefferminz.«
Ich schnitt eine Grimasse – dieses Aroma brachte man nicht gerade mit weiblichen Reizen in Verbindung.
»Deine Mutter hat angerufen«, berichtete Rose. »Sie ist gut nach Hause gekommen und erzählte, dein Vater und der Hund hätten während ihrer Abwesenheit kräftig zugelegt.«
Ich lächelte. Daran bestand kein Zweifel – wenn Dad und Toby, der Jack-Russell-Terrier, sich selbst überlassen waren, saßen sie immer den lieben langen Abend nebeneinander auf der Couch und futterten Chips aus einer Großpackung. Dad schnippte jeden zweiten Chip in die Luft, und Toby fing ihn auf. »Die Arme. Sie wird die beiden einen Monat lang auf Diät setzen – fettarme Milch und Salat.« Was für ein Glück, dass mein Vater es nicht nur tolerierte, sondern sogar genoss, so gegängelt zu werden. Als ich ihn mal fragte, wie er das aushält, lächelte er nur
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