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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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meinem Haus und laden all die Leute, die ich für meine Freunde gehalten habe, zu Drinks bei sich ein, und alle finden das Ganze wundervoll. Es ist, als hätte es mich nie gegeben.«
    »Die meisten Menschen sind jämmerliche Feiglinge«, sagte Matt, den Blick fest auf den Boden geheftet. Auch er hatte rote Ohren bekommen. »Sie halten die ganze Sache vermutlich für ziemlich mies, aber niemand hat den Mut, das laut zu sagen. Also schreiben sie die Geschichte einfach neu und behaupten, ihr zwei hättet sowieso nie besonders gut zusammengepasst und du hättest vermutlich schon seit Jahren lieber in deine Heimat zurückkehren wollen.«
    »Ein Einziger hat mich in die Arme genommen und gesagt, die beiden gehörten aufgeknüpft«, erzählte ich weiter. »Das war Graemes englischer Arbeitskollege Stu, der tuntigste Schwule, der mir je begegnet ist, und außerdem einer der nettesten Menschen der Welt.« Ich rümpfte die Nase. »Tut mir leid. Schau mich nicht so mitfühlend an – das verleitet mich dazu, dich noch weiter zu langweilen.«
    »Das tust du nicht. Und ich hatte schließlich gefragt.«
    Ich lächelte ihn an. »Das wird dir eine Lehre sein.«
    Er erwiderte das Lächeln. »Nun, es tut mir leid, dass dein Leben aus den Fugen geraten ist, aber wenigstens war der Zeitpunkt günstig.«
    »Das ist ausgesprochen tröstlich. Vielen herzlichen Dank.«
    »Keine Ursache«, sagte er fröhlich. »In solchen Dingen bin ich gut.«
    Er verließ die Küche, und ich warf mich der Länge nach auf die Chaiselongue.
    Also war ich über Matt doch noch nicht hinweg, dachte ich trübselig. Das hatte ich mir nur deshalb eingebildet, weil ich, nachdem ich ihn jahrelang nicht gesehen hatte, vergessen hatte, wie toll ich ihn fand. Und nun war er mit einer Lipgloss und Perlenohrringe tragenden Farmer-Barbie zusammen, und ich war nur seine alte Kameradin Jo, ein guter Kumpel, aber ungefähr so reizvoll wie Shona vom Four Square, die hundert Kilo wiegt und direkt unter dem rechten Auge eine Warze mit einem langen Haar in der Mitte hat. Mist. Ich hasse es, zugeben zu müssen, dass meine Mutter recht hat.
    Matt und mich verband nie eine dieser idyllischen Kinderfreundschaften, die sich langsam in Liebe verwandeln. Solche Freundschaften gibt es vermutlich ohnehin nur in Kitschromanen. Wir spielten zu Hause miteinander, in der Schule hingegen beachteten wir uns nicht; wir fütterten die Kälber, angelten Aale, schwammen im Fluss und gingen Tante Rose auf die Nerven, und mindestens einmal pro Woche zankten wir uns wie die Kesselflicker. In unserer Teenagerzeit verliebte sich regelmäßig einer von uns in den anderen, aber nie zur selben Zeit, und nach der Highschool hatten wir beschlossen, dass wir nur gute Freunde waren. Und dann, als er zwanzig und ich einundzwanzig war, hat ten wir einen fantastischen One-Night-Stand, und am näc hsten Tag reiste er nach Schottland ab, und seither war es uns abgesehen von der Beerdigung seines Vaters nicht gelungen, uns beide zur selben Zeit im selben Land aufzuhalten.

Kapitel 14
    Die Nacht, bevor Matt nach Schottland ging
    Vom Schlafzimmer am Ende des Flurs aus hörte ich jemanden an die Tür hämmern, gefolgt von der nörgelnden Stimme meines Mitbewohners Neil: »Ich komm ja schon, mach nicht so einen Aufstand!« Dann: »Jo! Besuch für dich!«
    Ich markierte die Stelle in Pathologie des Rückgrats , wo ich aufgehört hatte zu lesen, mit einem Kugelschreiber und wälzte mich von meinem Bett.
    Neil hatte das Interesse an dem Gast verloren und ließ ihn einfach im Flur stehen. Ein riesiger Seesack lehnte neben ih m an der Wand.
    »Matt!«, rief ich.
    »Hey, Jose.« Er grinste mich an. »Ich fliege morgen früh – kannst du mich heute Nacht hier unterbringen?«
    »Na klar.« Ich schlang ihm die Arme um den Hals und drückte ihn an mich. »Mann, hast du Muckis bekommen!«
    »Danke für das Kompliment.« Er löste sich von mir und hievte sich seinen Seesack auf die Schultern. Sein Glück, dass er Muskeln entwickelt hatte, wenn er das schwere Ding mehr als ein paar Meter weit schleppen wollte.
    Ich führte ihn den Flur hinunter. »Du kannst dein Gepäck in meinem Zimmer lassen. Wo willst du denn morgen hin?«
    »Nach Schottland.«
    » Waaas? «
    »Ich habe ein Stipendium für ein landwirtschaftliches Austauschprogramm bekommen. Sechs Monate auf einer Schaffarm in Schottland, dann kommt Scotty rüber, und anschließend wollen wir noch eine Weile durch Europa und den Nahen Osten reisen.« Er ließ den Seesack direkt

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