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Dinner mit Rose

Dinner mit Rose

Titel: Dinner mit Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Danielle Hawkins
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unschlüssig an meiner Unterlippe, dann wählte ich Graemes Handynummer.
    Er meldete sich nach dem dritten Freizeichen. »Graeme Sunderland hier.« Ich hatte vergessen, was für eine schöne Stimme er hatte – tief und sahnig wie Karamell.
    »Hi«, sagte ich. »Ich bin’s.«
    Eine längere Pause entstand. »Was kann ich für dich tun?«
    »Ich brauche deine professionelle Meinung.«
    Noch eine Pause. »Schieß los.«
    Es war ein Fehler gewesen, ihn anzurufen. Wenn er mich anrief, hatte ich irgendwie die moralische Oberhand. Aber ich hatte es nun einmal getan, also fragte ich: »Wenn ein Brustkrebs streut und während der Chemo Metastasen in der Wirbelsäule bildet, wie ist dann die Prognose?«
    »Das ist nicht mein Fachgebiet«, erwiderte Graeme.
    »Das weiß ich, aber du kennst dich weit besser aus als ich. Rose hat sechs Wochen Chemo bekommen, dann wurde die befallene Brust amputiert, dann stellte sich heraus, dass die Werte nicht in Ordnung waren, und jetzt hat sie wegen einer Geschwulst an der Wirbelsäule Rückenschmerzen.«
    »Jo, ich weiß nicht, von was für einer Krebsart genau du sprichst …«
    »Von einem duktalen Karzinom.«
    Er fuhr fort, als hätte ich ihn nicht unterbrochen: »… oder was für eine Art Chemotherapie sie bekommt oder was für Tumormarker sie gesetzt haben. Ich kann nicht Spekulationen über einen Fall anstellen, über den ich nichts weiß.«
    »Graeme«, gab ich erschöpft zurück, »könntest du mal eine halbe Minute lang versuchen, dich wie ein netter Mensch zu benehmen? Ich weiß, dass du keine genaue Diagnose stellen kannst – ich will nur ungefähr wissen, woran ich bin.«
    Graeme seufzte. »Hat der Krebs schon vor Beginn der Chemo gestreut? Haben sie gleich zu Anfang eine Computertomographie gemacht?«
    »Ja. Soweit ich weiß, war alles in Ordnung.«
    »Dann gibt es wenig Hoffnung, fürchte ich.«
    »Das habe ich auch befürchtet.«
    »Tut mir leid, JD .«
    Sein Ton hatte sich von pompös und herablassend zu relativ freundlich verändert. Heiße Tränen stiegen mir in die Augen. »Ja, das Leben erspart einem nichts. Danke.«
    »Gern geschehen. Und, Jo?«
    »Ja?«
    »Alles andere tut mir auch leid.«
    Ich wäre vor Überraschung fast vom Stuhl gefallen. Das aus dem Mund von Graeme, dem Mann, der sich eher eigenhändig seine sorgfältig manikürten Fingernägel ausgerissen hätte, als sich für irgendetwas zu entschuldigen. »Äh … danke.«
    »Dieses Wochenende veranstalte ich wieder eine Hausbesichtigung. Ich rufe dich an und erzähle dir, wie es gelaufen ist.«
    »Das wäre nett«, sagte ich. »Wir hören dann voneinander.«
    »Ja«, erwiderte Graeme. »Du fehlst mir, JD .« Und dann hängte er ein.
    Es ist seltsam, wie sich manche Dinge ändern. Noch vor ein paar Monaten hätte ich viele Stunden, die ich besser zum Schlafen verwendet hätte, damit verbracht, über die mögliche Bedeutung der Worte »Du fehlst mir, JD « nachzugrübeln. Hieß das, dass ihm ein Licht aufgegangen war? Bereute er die ganze Geschichte? Wünschte er vielleicht inzwischen, er hätte mich nicht durch eine Frau ersetzt, die ohne Make-up keinen Fuß vor die Tür setzt? Stand er im Begriff, nach Waimanu zu kommen, sich mir zu Füßen zu werfen und mich anzuflehen, ihm noch eine Chance zu geben? Und so weiter und so fort.
    Aber wer zum Teufel scherte sich um Graeme und seine Entschuldigungen, wenn all die Chemos und die Übelkeit – wenn diese ganze Scheiße für die Katz war?

    »Warum ziehst du keine Gummihandschuhe an, wenn du Zwiebeln schneidest?«, schlug Hazel vor. »Dann hast du nicht diesen Geruch an den Händen.«
    Man kann sich ebenso gut auch hinterher die Hände waschen. Aber ich sagte nur: »Das ist eine gute Idee«, weil es einfacher ist, Hazel beizupflichten.
    Kim lag wie eine Steinfigur auf einem mittelalterlichen Grab mit auf dem Bauch gefalteten Händen auf der Chaiselongue. »Was kochst du denn?«, fragte sie.
    »Leber mit Speck.«
    »Pfui Teufel.«
    Ich lächelte ihr zu. »Ich tue nur, was man mir aufgetragen hat.« Dann spülte ich mir die Hände ab und gab einen großzügigen Klumpen Butter in die Pfanne.
    »So viel Butter, Josie?«, tadelte Hazel sanft. »Du weißt doch – das geht sofort auf die Hüften.«
    »Sie hat keine Hüften«, protestierte Kim.
    »Nur weiter so«, murrte ich. »Reib noch Salz in die Wunde.«
    »Das war ein Kompliment!«
    »Eine knochige Figur zu haben ist nicht gerade einfach, das kann ich dir sagen. Hast du eine Ahnung, wie schwer es ist, Hosen zu

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