Dinner mit Rose
finden, die richtig sitzen?« Ich streute die Zwiebeln in die Pfanne. »Ich denke, je mehr Kalorien wir in Tante Rose hineinstopfen können, desto besser.«
Hazel seufzte. »Diese schreckliche Krankheit. Rosie, wie geht es dir heute?«
Rose kam gerade langsam in die Küche geschlurft. »Ganz gut«, erwiderte sie, was ganz offensichtlich nicht der Wahrheit entsprach – ihr Gesicht wies eine ungesunde gelblich grüne Färbung auf, und unter ihren Augen lagen dunkle Schatten. »Kimlet, rutsch mal ein Stück.«
Kim setzte sich auf. »Möchtest du ein Glas Ginger Ale?«, erkundigte sie sich eifrig.
»Das wäre wunderbar.« Rose sank auf ein Ende der Chaiselongue und legte den Kopf aufs Polster. »Wer ist das denn, Josephine?«
Durch das Fenster über der Spüle sah ich einen kleinen Lastwagen den Hügel hinauffahren. Die Hunde erhoben sich von der hinteren Veranda und schossen davon, um ihn in Empfang zu nehmen. »Bob McIntosh«, stöhnte ich. »Lieber Gott, nein .«
»Was will denn der hier?«, wunderte sich Hazel.
»Josie«, kicherte Kim.
»Ich Glückskind. Kannst du die Tür aufmachen?« Ich tat so, als hätte ich sein schüchternes Winken nicht bemerkt, wandte mich vom Fenster ab und holte die Lammleber aus dem Kühlschrank.
»Guten Abend, die Damen.« Bob nickte uns von der Türschwelle aus zu. »Wie geht es uns allen denn?«
»Ausgezeichnet, danke«, erwiderte Kim sittsam. »Und Ihnen?«
»Oh, ganz gut.« Bob trat seitwärts wie eine Krabbe in den Raum. »Irgendetwas riecht hier ganz köstlich, Josie.«
»Leber und Speck«, warf Rose schroff ein. »Was kann ich für Sie tun, Bob?«
Er ging nicht auf ihre Frage ein. »Leber und Speck«, wiederholte er. »Wunderbar. Gute altmodische Hausmannskost. Gibt es irgendetwas, das Josie nicht kann?«
»Schafe scheren.« Rose nahm ihr Glas Ginger Ale entgegen.
»Das ist unfair«, protestierte ich. »Ich wollte die widerlichen Schafe überhaupt nicht scheren.« Ich nahm ein scharfes Messer aus der Schublade und schnitt die Leber in hauchdünne Scheiben. Leber wird auf der Liste meiner Lieblingsgerichte nie ganz oben stehen, aber wenn man sie so dünn schneidet, dass sie fast durchsichtig ist, und sie mit viel Speck und Zwiebeln in einem halben Pfund Butter brät, schmeckt sie gar nicht so schlecht – vor allem nicht im Vergleich zu dem Rezept meiner Großmutter: große Würfel Ochsenleber in brauner Soße. Ich erinnere mich, mit etwa acht Jahren einmal in der festen Überzeugung auf einen Teller mit diesem Zeug hinuntergeblickt und erwartet zu haben, dass es mir, selbst wenn ich es herunterbrächte, sofort wieder hochkäme.
»Wir sollten jetzt auch gehen, Kim, und uns um unser eigenes Dinner kümmern«, sagte Hazel.
»Kann ich nicht hierbleiben?«, fragte Kim.
»Ich dachte, du magst keine Leber«, entgegnete ich.
»Ich könnte Spaghetti auf Toast essen.«
Rose lächelte ihr zu. »Von mir aus gerne«, sagte sie. »Nun, Bob, womit können wir Ihnen helfen?«
Bob hüstelte nervös. »Ich wollte nur fragen, ob die junge Josie an diesem Wochenende vielleicht Lust zu einem kleinen Ausflug hätte. Irgendwo auswärts essen. Ich weiß, dass sie Sie abends nicht allein lassen möchte, aber Lunch wäre doch möglich.«
»Nein, danke, Bob.« Mit fast übermenschlicher Anstrengung hielt ich mich davon ab, »aber das ist sehr nett von Ihnen« hinzuzufügen, was ihn nur ermutigt hätte.
»Oh«, murmelte er traurig. »Na gut, vielleicht ein andermal. Und jetzt lasse ich die Damen wohl besser in Ruhe essen.« Er hielt hoffnungsvoll inne, nur für den Fall, dass ihn irgendjemand zum Bleiben auffordern würde, und ließ die Schultern sinken, als alle schwiegen. »Na dann … gute Nacht.«
Als er über den Kiesweg zu seinem Laster zurückging, bemerkte Hazel: »Armer Kerl.«
»Ist das dein Ernst?«, fragte Kim. »Ich finde ihn ganz schön unheimlich.«
Ich seufzte. »Er ist harmlos, aber ich wünschte, er würde mich in Ruhe lassen.«
»Setz dich mit ihm auseinander und erkläre ihm, dass du nicht interessiert bist«, riet Hazel.
»Das habe ich schon getan. Klar und deutlich.«
»Hab nur nicht zu viel Mitleid mit ihm«, sagte Rose. »Er weiß ganz genau, dass er dir Schuldgefühle einimpft – das ist eine ziemlich subtile Form des Bedrängens. Wie ist es, Hazel, bleibst du zum Essen?«
»Nein, nein«, wehrte Hazel ab. »Kim, Liebes, musst du noch Hausaufgaben machen?«
»Nichts Wichtiges«, erwiderte sie. »Keine Sorge, Mum, ich habe alles im Griff.«
»Bist du
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