Dinner mit Rose
einer Party gegangen bist, obwohl du mir versprochen hast, es nicht zu tun, wo du dann Brian Mallard vollgespuckt hast und mit irgendeinem fremden Typen abgehauen bist?«
»Es tut mir leid!«, jammerte Kim.
»Es ist mir scheißegal, ob es dir leidtut!« Er schäumte förmlich vor Wut. »Brian hat mich eben angerufen, und ich bin bis nach Orna gefahren, nur um von deinem kleinen Mistkerl von Freund zu erfahren, dass du mit einem unbekannten Mann verschwunden bist. Du bist nicht an dein Handy gegangen – ich war schon auf dem Rückweg, um zu sehen, ob du bei Mum bist, bevor ich die Polizei rufe. Herrgott noch mal, Kim!«
Kim vergrub das Gesicht schluchzend in einem Sofakissen. Ihr Bruder betrachtete sie eine Sekunde lang, machte dann auf dem Absatz kehrt, verließ das Haus und schloss die Küchentür so behutsam hinter sich, dass es schockierender wirkte, als wenn er sie zugeschlagen hätte.
Die betretene Stille wurde nur vom Motor von Matts altem Transporter unterbrochen, der hustend zum Leben erwachte.
Rose stand seufzend auf und ließ ihren Tee stehen. »Ich gehe wieder ins Bett«, verkündete sie. »Du kannst im letzten Zimmer schlafen, Kim. Das Bett ist nicht bezogen, aber im Schrank sind Decken.« Sie nickte Andy zu, als sie die Küche verließ. »Danke, dass Sie sie nach Hause gebracht haben.«
Ich fischte eine Packung Panadol aus einer Schublade, füllte das größte Glas, das ich finden konnte, mit Wasser und brachte es Kim. »Komm, hör auf, sonst geht es dir richtig schlecht.«
»Ich … es tut mir so leid, Josie«, stammelte Kim.
»So was ist uns allen schon passiert.« Andy tätschelte unbeholfen ihre Schulter.
»Aber Matt macht mir nie Vorschriften, und er hat mich nur gebeten, da nicht hinzugehen, weil der Typ, der die Party veranstaltet hat, ein durchgeknallter Junkie ist, und ich – ich bin trotzdem gegangen«, jammerte sie.
»Warum eigentlich?«, fragte ich.
»Jonno hat gesagt, ich wäre ein dummes kleines Mädchen, und er wollte mich unbedingt mitnehmen.« Sie wischte sich mit dem Ärmel ihres überdimensionalen T-Shirts über ihr nasses Gesicht und fügte bitter hinzu: »Aber dann habe ich Megan Nichols dabei erwischt, wie sie ihm in einem der Schlafzimmer einen geblasen hat.«
Andy grinste. »Klasse.«
»War es nicht. Es war ekelhaft.«
»Richtig«, stimmte ich zu und gab ihr das Glas sowie zwei Tabletten. »Zu schade, dass du statt den guten alten Brian nicht ihn vollgespuckt hast.«
Kapitel 20
A M MONTAG SASS ich in Ambers Mittagspause hinter ihrem Schreibtisch und betrachtete gelangweilt ihre umfangreiche Nagellacksammlung, während ich auf meinen nächsten Patienten wartete. Wäre es nicht mitten im Winter gewesen, hätte ich sicher nur zu gerne einmal »Tangerine Dream« auf meinen Zehennägeln ausprobiert.
Als die kleine Glocke über der Tür bimmelte, blickte ich auf. »Hey.«
»Hey.« Matt schloss die Tür hinter sich.
»Welcher gefällt dir besser?« Ich hielt zwei Fläschchen hoch. »Hellrosa mit Glitzer oder kräftiges Pink ohne?«
Er überlegte kurz. »Kräftiges Pink.«
»Hmm. Stimmt. Aber auf den Nägeln sieht die Farbe nie so schön aus wie in der Flasche. Was gibt’s?«
»Du hast gesagt, ich soll vorbeikommen und einen Termin ausmachen«, erwiderte er. »Deswegen bin ich hier.«
»Brav, der Mann.« Ich legte die Nagellackfläschchen in die Schublade zurück und warf einen Blick auf den Computerbildschirm. »Wann würde es dir denn passen?«
»Jetzt geht es nicht?«
Ich schüttelte den Kopf. »Der nächste Patient kommt gleich, und der Nachmittag ist voll. Tut mir leid. Morgen vielleicht – ach nein, da bringst du Tante Rose ja zur Chemo. Mittwoch?«
»Am besten nachmittags.«
Ich rief die Mittwochstermine auf. »Um zwei?«
»Okay.«
Ich griff nach einem Kärtchen, um die Zeit auf die Rückseite zu schreiben.
»Das verlier ich doch nur«, sagte er. »Keine Angst, ich vergesse es nicht.«
»Ausgezeichnet. Hast du deiner Schwester verziehen?«
Matt lächelte sein träges Lächeln. »Als ich heute Morgen zum Füttern gefahren bin, lag eine Hackfleisch-Käse-Pastete auf dem Traktorsitz.«
»Es tut ihr unendlich leid, dass sie dich enttäuscht hat«, sagte ich. Ein größeres Bild des Jammers als Kim am Sonntagmorgen beim Frühstück war schwer vorstellbar – ihr waren unaufhörlich Tränen über die Wangen gerollt und in ihre Haferflocken getropft.
»Ich weiß.«
»Wenigstens geht sie nicht mehr mit diesem miesen Taugenichts aus.«
»Dreckiger
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