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Diplomat Im Abseits

Titel: Diplomat Im Abseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg R. Kristan
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oder seine Prügel.
    »Du taugst inzwischen auch nicht mehr als das verdammte Huhn aus dem Katalog«, hatte er sie angeschrien. »Auch wenn da oben nichts im Kopf ist, früher hast du wenigstens deinen Culo bewegt, heute bringst du nicht mal ein anständiges Frühstück auf den Tisch.«
    »Ich bin ziemlich kaputt; ich brauche für einige Zeit Ruhe«, war ihre zaghafte Antwort gewesen.
    Wieder schlug er zu, rechts und links. »Prügel brauchst du, und die kannst du jeden Tag haben.«
    Ihr Kopf wurde hin und her geschleudert, aber sie nahm nicht einmal die Hände vors Gesicht.
    »Fuck off!« waren Navals Abschiedsworte. »Drei Tage bin ich unterwegs; danach darfst du noch einmal beweisen, was du kannst, aber wehe…«
     
     
    In Hamburg ging es zwar nicht so chaotisch zu wie in Bangkok, doch eine untergetauchte Ausländerin zu finden, kam einer Suche nach der berühmten Stecknadel gleich. Paulette wollte so schnell wie möglich die Villa am Jenisch-Park verlassen. Sie hatte das Sklavendasein satt. Aber zuerst mußte sie einen neuen Standort suchen. Von Navals Schlägern aufgetrieben und zurückgeholt zu werden, machte ihr noch mehr angst als die tägliche Portion Prügel.
    Für einen ordentlichen Job brachte sie nichts mit, und in einem Geschwader von Putzfrauen wollte sie nicht durch die Büroetagen oder durch die Häuser der Reichen gescheucht werden. Ein reicher Naval war genug. Also zurück zu den Quellen; was ihr blieb, war der Strich. In den besseren und größeren Etablissements würde sie sich nicht anbieten, denn dort hatten Navals Leute die Hände im Spiel. Sie wollte versuchen, Subin zu finden, um mit ihr gemeinsam zu arbeiten, irgendwo, möglichst weit weg von Hamburg; in Düsseldorf vielleicht, da sollte es nicht so rüde zugehen. Drei Tage hatte sie – mehr nicht.
    Im »Oldsmobile«, gleich neben der Davidwache, fand sie für sündhaftes Geld ein Zimmer. Buchung für eine ganze Woche im voraus, 1000 Mark cash. Lange konnte sie das nicht durchhalten. Wenn sie keine Einnahmen hatte, würden ihre ersparten oder abgestaubten D-Mark bald erschöpft sein. Ob sich hier unter den Augen der Obrigkeit Geschäfte machen ließen, war ohnehin ungewiß. Ein fester Standort kam nicht in Frage; da hätte sie schnell die Revierhühner und ihre Loddels am Hals gehabt. Sie mußte also streunen – auch um Subin zu finden –, und das war für Einzelgänger gefährlich.
    Paulette hatte sich den Kopf gekühlt, Make-up aufgelegt und ihren schwarzen Lederrock angezogen, dazu Stiefeletten und eine kurze Baumwolljacke. Es sah nicht zu professionell aus, aber doch so, daß Männer sie ansprechen würden.
    Sie hielt sich mehr an die Nordseite der Reeperbahn. Vor jedem Eingang stand ein schwergewichtiger Anreißer, der höchste Wonnen versprach, wenn man erst einmal in das Schummerlicht des Lokals eingetreten wäre. Nach der Intensität der Werbung zu urteilen, war das Geschäft noch nicht richtig angelaufen. Der vor Jahren heftig frequentierte Kasernenblock, das Palais d’Amour nebst Kontakthof mit dem Charme einer Tiefgarage, war inzwischen entnuttifiziert. Hier konnten jetzt sogar seriöse Leute ihren Geschäften nachgehen.
    Paulettes Erwartungen waren gedämpft, aber schon nach einer halben Stunde schob sich vor dem Hippodrom ein Freier an sie heran und hielt Schritt. Der Mann schien nicht übel zu sein, bürgerlicher Mittelstand, wohl auf der Durchreise oder geschäftlich-einsam unterwegs; jedenfalls kein Ludentyp, der sein Revier abgraste.
    »Hallo, schöne Frau, wir sollten uns gemeinsam etwas Nettes gönnen. Wenn man Spielautomaten verkauft, möchte man auch selbst mal spielen«, bot sich der Mann an.
    »Hanseatisches Spielzeug ist nicht ganz billig«, stellte Paulette leichthin fest, »aber dafür qualitativ hochwertig.«
    »Auf der Basis schließe ich gern ab.«
    Paulette hakte sich bei ihm ein. »Faires Angebot: einen Blauen fürs einfache Strecken; Französisch vorab macht einen Braunen extra – und wenn ein Gentleman nicht handeln will: zweihundert pauschal exklusiv, intensiv. – Ich wohne neben der Davidwache.«
    Der Mann lachte. »Ach du lieber Himmel, da genießen Sie ja Polizeischutz, und ich muß besonders brav sein.«
    »So brav nun auch wieder nicht.«
    »Okay, gehen wir.«
    Paulette hatte es schon lange aufgegeben, für Geld von einem Mann Spaß zu erwarten. Dieser Mann war, wie es schien, anders als ihre früheren Kunden; er hatte, ohne weiter darüber zu reden, zwei Blaue unter den Aschenbecher auf dem

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