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Dir darf ich nicht gehören

Dir darf ich nicht gehören

Titel: Dir darf ich nicht gehören Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Balogh
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in den Ärmel seiner Abendgarderobe brannten. Er sah
ihr ins Gesicht, das von der Anstrengung des Tanzens gerötet war.
    »Mylord«,
sagte sie, »Mr. Claypole musste seine Mutter verfrüht nach Hause bringen. Die Hitze
hat ihr zugesetzt.«
    »Mrs
Claypole hat eine angegriffene Konstitution«, bemerkte Miss Merrywether
missbilligend. »Sie hat wirklich Glück, einen so fürsorglichen Sohn zu haben.«
    Aber
Viola Thornhill hatte den Blick nicht von Ferdinand gelöst. »Sie wollten mich
nach Hause begleiten«, sagte sie. »Aber Mr. Claypole hielt es für klüger, auf
dem Weg nach Crossings keinen so weiten Umweg zu nehmen.«
    »Ich
wäre entzückt, Ihnen meine Kutsche zur Verfügung stellen zu dürfen, Miss
Thornhill«, versicherte ihr der Pfarrer. »Aber vermutlich wird Seine Lordschaft
Sie in die seine zwängen.«
    Sie
wirkte verärgert und lächelte entschuldigend. »Würden Sie das tun?«
    Ferdinand
verbeugte sich. »Es wäre mir ein Vergnügen, Madam«, sagte er.
    »Aber
noch nicht jetzt«, sagte sie. »Ich würde Sie niemals so früh vom Tanz
fortreißen. Eine Tanzrunde findet noch statt. Ich sollte mit Mr. Claypole
teilnehmen.«
    »Ich
würde Sie selbst auf die Tanzfläche führen«, sagte Reverend Prewitt und lachte
herzlich, »wenn ich noch Luft bekäme und meine Beine noch spüren könnte; aber
ich gestehe, dass beides nicht der Fall ist. Seine Lordschaft wird dafür
sorgen, dass Sie nicht zum Mauerblümchen werden. Nicht wahr, Mylord?«
    Die
Röte ihrer Wangen vertiefte sich. »Vielleicht hat Seine Lordschaft eine andere
Tanzpartnerin im Sinn«, sagte sie.
    Aber da
war dieses natürliche Strahlen auf ihrem Gesicht, und ihre Augen sprühten noch
von einem mit Tanz verbrachten Abend. Einige wenige wellige Strähnen ihres
Haars, das heute Abend in Locken lag, statt wie üblich geflochten zu sein,
spielten um Nacken und Schläfen. Auf ihren Wangen und am Busen oberhalb des
Ausschnitts ihres Abendkleides war ein leichter Schweißfilm zu erkennen.
    Ich
habe nur auf den richtigen Partner gewartet. Er konnte die leisen, kessen Worte
erneut hören, die sie zu ihm gesagt hatte, als er sie zum Tanz um den Maibaum
für sich erwählt hatte. Ich habe auf Sie gewartet.
    »Ich
war selbst darauf vorbereitet, ein Mauerblümchen zu werden«, sagte er und bot
ihr den Arm, »da ich glaubte, Sie wären bereits vergeben.«
    Sie
legte die Hand auf seinen Arm, und er führte sie auf die Tanzfläche, um sich
mit ihr den langen Reihen anzuschließen, die sich zum Roger de Coverly
formierten.
    Der
Tanz kostete sie alle ihre Kraft und Konzentration. Es war keine Gelegenheit zum
Gespräch, selbst wenn sie es gewollt hätten. Aber Viola strahlte und lachte vor
Freude, als sie an der Reihe waren, zwischen den Reihen entlangzuwirbeln und
die Prozession außen um die Reihen herumzuführen, um dann mit den Armen
wiederum einen Bogen für die übrigen Tänzer zu bilden. Er konnte den Blick
nicht von ihr abwenden.
    Er war
immer noch mehr als halbwegs in sie verliebt. Wie denn auch nicht? Er sollte
ihr auf dem Heimweg sagen, sie solle diese schändliche Wette vergessen. Er
sollte sie einfach heiraten, damit sie beide auf Pinewood bleiben könnten. Für
immer. Ewiglich glücklich.
    Aber
sie war Lilian Talbot gewesen. Und die Kurtisane in ihr hatte noch immer
überlebt - das hatte er noch vor zwei Tagen selbst gesehen.
    Er
konnte nicht einfach vergessen und vorgeben, sie sei Viola Thornhill, als die
er sie in der ersten Woche kennen gelernt hatte. Sie hatte ihn getäuscht.
    Eine
große, gewichtige Traurigkeit schien sich plötzlich in den Sohlen seiner
Tanzschuhe breit zu machen.
    Glücklicherweise
würde die Musik in wenigen Minuten enden. Unglücklicherweise war es die letzte
Tanzrunde. Nur Minuten später half er ihr in seine Kutsche. Wie dachten ihre
Nachbarn über die Situation auf Pinewood?, fragte er sich. Aber darüber würde
er sich nicht mehr allzu lange Gedanken machen müssen.
    Noch
fünf Tage.
    Viola begann, sich
zu hassen. Oder genauer gesagt, sich wieder zu hassen. Zwei Jahre der
Heilung lagen hinter ihr, aber sie hatte während der letzten Tage erkannt, dass
in Wahrheit nur ein dünnes Häutchen über der klaffenden Wunde ihres
Selbsthasses lag, die noch keineswegs geschlossen war.
    Es war
so leicht, eine Rolle zu spielen, sich tief zu verbergen und jemand anderer zu
werden. Das Problem war, dass sich die Rolle, die sie spielte, und ihr wahres
Selbst dieses Mal so überaus ähnlich waren, dass sie beides manchmal
verwechselte. Sie

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