Disco Dracula
Wenn die im Bett auch so gut waren wie auf der Tanzfläche, dann hätte das die Nacht der Nächte für ihn geben können.
Leider konnte man nicht alles haben. Zudem fühlte er sich rechtschaffen müde. War mal ganz gut, um eine Stunde nach Mitternacht ins Bett zu kommen. Sonst wurde es immer fünf.
Er stemmte sich hoch. Von der Diele führten alle Türen ab. Es waren nicht viele. Nur drei. Die zum Bad, zum Wohn- und Schlafraum und zum Flur.
Der Discjockey peilte die dem Bad gegenüberliegende an. Er gähnte.
Seinen Umhang hatte er sich schon im Bad von den Schultern geschleudert. Er wollte noch etwas Wasser trinken, aber das ohne Kohlensäure, sich dann waschen und hinlegen.
Mit dem Knie drückte er die Tür auf, suchte den Lichtschalter und kickte ihn herum.
Die rote Beleuchtung war auf das abgestimmt, was Roland Bittl in diesem Zimmer vorhatte. Wenn er lesen wollte, knipste er die Wandleuchte am Bett an.
Poster aus dem Playboy tauchten aus dem Dunkel auf. Dazwischen einige Graphiken und auch das Abbild einer Kawasaki hatte sich der Discjockey an die Wand gehängt.
Doch all das sah er nicht. Auch nicht das französische Bett mit der Black-and-White-Decke, wie er sie immer nannte, weil sie schwarz-weiß gestreift war. Roland Bittl hatte nur Augen für die beiden Mädchen, die vor dem Bett standen.
Es war Gaby und Gitti.
Beide waren sie nackt!
»Ei… ein Traum«, murmelte Bittl, »eine Halluzina…« Er konnte nicht mehr weitersprechen, weil er sich über die Augen und den Mund gefahren war.
»Nein, du kleiner Möchtegernvampir, wir sind kein Traumbild«, sagte die rotblonde Gitti. »Wir haben auf dich gewartet, denn wir wussten, was du vorhattest!«
»Was denn?« fragte Bittl überflüssigerweise.
Gitti deutete auf das Bett.
Verflixt, die beiden waren direkt, das musste Roland zugeben. Hatte er auch selten erlebt. Zwar konnte man die Miezen, die er mitbrachte, durchaus als willig bezeichnen, aber so hatten ihn die Disco-Puppen noch nie erwartet.
Und gleich zwei auf einmal.
»Was ist denn?« fragte Gitti, »traust du dich nicht?«
»Doch, doch, schon… nur…«
»Du bist doch so ein Held, mein Kleiner«, lächelte Gaby und warf ihre schwarzen Haare zurück. »Jetzt zeig uns mal dein Heldentum.«
»Warum eigentlich nicht?« murmelte der zweiundzwanzigjährige Roland Bittl. »Ich bin bereit.«
Für die beiden Mädchen war dies das Stichwort. Sie drehten sich um und legten sich aufs Bett. Geschmeidig waren ihre Bewegungen, wie die von Katzen.
Gitti klopfte mit den Fingern auf die Decke. »Komm, leg dich zwischen uns.«
Bittl wurde der Kragen eng, obwohl er ihn aufgeknöpft hatte. Also das würde ihm niemand glauben, was die beiden da mit ihm alles anstellten.
»Und wie ich komme«, sagte er. Ro Bittl warf sich aufs Bett und drehte sich, damit er zwischen den beiden Schönen zu liegen kam. Er breitete seine Arme aus, die Mädchen hoben die Köpfe, so dass Roland die Hände unter ihre Nacken legen konnte.
»Jetzt kommt mal zur Sache«, sagte er.
»Klar«, erwiderte die schwarze Gaby lächelnd. Sie beugte sich von links über ihn, Gitti von rechts.
Roland Bittl schloss die Augen. Er hätte sie lieber offen lassen sollen, denn so bekam er nicht mit, wie die Mädchen ihre Lippen öffneten und die Zahnreihen schimmern ließen.
Fast alle Zähne bei ihnen waren normal, bis auf zwei in der oberen Reihe.
Das waren Vampirhauer!
Roland Bittl, der so gern einen Blutsauger spielte, hatte es hier mit echten Vampiren zu tun.
Er spürte die Berührung der Lippen rechts und links an seinem Hals.
Normalerweise waren sie warm, aber die hier waren kühl, schon beinahe kalt.
Er öffnete die Augen. Dabei musste er schielen, um die Gesichter der Mädchen zu sehen.
Gaby und Gitti hatte sich beide etwas aufgestützt und ihren Mund geöffnet.
Roland sah die langen Zähne!
Er wollte etwas sagen, doch das Wort blieb ihm im Hals stecken.
Mit beiden Händen drückten die Mädchen den jungen Mann nieder, und dann bissen sie zu.
Zweimal spürte Roland den biss. Rechts ein wenig früher als links. Er vermeinte, das Blut sprudeln zu hören, aber es war nur das Saugen der zwei Vampire.
In einem letzten, verzweifelten Versuch bäumte er sich hoch, doch seine Kräfte erlahmten schnell. Roland Bittl sackte zurück, und im nächsten Augenblick umfing ihn die Schwärze eines Vampirtodes.
***
Ich kannte meinen Chef, Sir James Powell, bereits einige Jahre. Zumeist hatte ich ihn griesgrämig erlebt, das lag wohl an seinen
Weitere Kostenlose Bücher