Disco Dracula
Heme musste ich auf die Oberhausener Autobahn. Am frühen Mittag hatte ich sie erreicht.
Der Wagen schoss in die Abfahrt hinein. Er lag gut auf der Fahrbahn und ich konnte die Schnellstraße ohne Schwierigkeiten wechseln.
Gas.
Bereits Minuten später las ich die ersten Abfahrten, die in Gelsenkirchener Vororte führten. Ich hatte gelesen, dass ich in Gelsenkirchen-Schalke runtermusste.
Als Fußballfan wusste ich natürlich, dass Gelsenkirchen ein Vorort von Schalke war und nicht umgekehrt, und schon bald erschien die Abfahrt.
Ich kickte den Blinker, geriet in den engen Kreis der Abfahrt, erreichte eine Brücke, über die die Autobahn führte und wandte mich nach links.
Grothus Straße, las ich auf einem Schild.
Rechts hielt ich an und nahm noch einmal die Karte. Jetzt brauchte ich praktisch nur noch geradeaus zu fahren. So konnte ich das Ziel überhaupt nicht verfehlen.
Auf der Strecke gab es noch einige Ampeln. Ich hatte Glück und erwischte eine Grünphase.
Zuerst einmal fuhr ich an der bewussten Discothek vorbei. Sie lag nämlich an einem Punkt, wo zwei Straßen ineinanderliefen. An einem Hallenbad fand ich einen Wendeplatz und fuhr wieder zurück. Diesmal gab ich besser acht und fand schließlich das Hinweisschild auf einen Parkplatz.
Da lenkte ich den BMW hinein. Ein schmaler Weg war von Bäumen gesäumt. Die Sonnenstrahlen malten helle Flecken auf den Boden, und ich gelangte schließlich an ein Nebengebäude der Discothek, das mir eher wie ein alter Rennstall ausschaute. Es war ziemlich langgestreckt, der Parkplatz befand sich davor.
Ich stieg aus.
In der Tat hatte ich es hier mit einem Rennstall zu tun. Das Gebäude machte allerdings keinen gepflegten Eindruck mehr. Auf der Fassade hatten Wind und Wetter ebenso ihre Spuren hinterlassen, wie auf den Türen der einzelnen Ställe.
Menschen sah ich nicht. Bis auf einen Lieferwagen stand der BMW als einziges Fahrzeug auf dem Parkplatz.
Wege gab es genug. Man konnte von dieser Stelle zur Rennbahn laufen, aber auch zur Disco.
Zwangsläufig geriet ich zuerst an die Hinterseite des Gebäudes. Es war wirklich alt. Wuchtige, dicke Mauern, unterteilt von kleinen Fenstern, deren Scheiben so schmutzig waren, dass man nicht hinein- und auch nicht hinausschauen konnte. Als ich noch weiterschritt, sah ich auch vergitterte Scheiben.
Das Gebäude war hier regelrecht verfallen. Verwitterte Fassaden, und ich entdeckte sogar zwei Türen. Sie waren sehr niedrig. Wenn ich hindurch wollte, musste ich mich schon bücken.
Beim Näherkommen erkannte ich, dass dies überhaupt nicht möglich war, denn man hatte die Türen zugemauert. Ich ging ein paar Schritte zurück und gelangte auf einen Spazierweg, wo auch Bänke standen.
Hohe Bäume säumten den Weg, der zur Rennbahn führte, wie ich an einem Schild sah.
Allein war ich nicht. Auf den Bänken saßen ältere Menschen und unterhielten sich. Sie sahen mir zu, wie ich mir den Bau anschaute. Ich lächelte und ging weiter.
Vor mir sah ich die Turfstraße, wie ich zuvor gelesen hatte. Dazwischen befand sich noch der Weg, der von der Hauptstraße zur Disco Dracula führte.
Ich ging jetzt an der Seitenwand des alten Baus vorbei. Die Mauern lagen links von mir. Rechts des Weges sah ich einen Teich. Er war ziemlich vermoost und versumpft. An den Ufern wuchs das Schilf sehr hoch. Das Wasser schillerte dunkelgrün. Über der Oberfläche tanzten zahlreiche Mücken.
Die Sonne schien mir in den Rücken. Es war ein angenehmer Tag. Ich hätte mich am liebsten irgendwo auf die Wiese gelegt, doch ich hatte meinen Job, blieb vor der Disco stehen und schaute mir die Vorderseite an.
Hier sah das alte kleine Schloss anders aus. Man hatte renoviert. Die dicke Eichentür des Eingangs war verschlossen. Ein Baldachin überspannte ihn und auch noch einen kleinen Teil des Wegs. Rechts und links standen zwei alte Laternen. Und über dem Eingang sah ich die Schrift.
DISCO DRACULA
Ja, hier war ich genau richtig. In dieser Discothek waren also die beiden Mädchen verschwunden.
Ich zündete mir eine Zigarette an und ließ meine Blicke die Fassade hochschweifen.
Sie zeigte noch den Stuck und den Putz des letzten Jahrhunderts.
Wieder überraschte mich die Anzahl der kleinen Fenster in den oberen Etagen. Ob diese Räume benutzt wurden, wusste ich nicht.
Eine Zigarettenlänge blieb ich stehen. Die Disco würde erst gegen Abend öffnen, und ich musste mir solange die Zeit vertreiben. Ich wollte in die Stadt hineinfahren und vor allen Dingen mit
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