Disco Dracula
fragte er und strich über seinen Oberlippenbart.
»Urlaub gemacht.«
»Und wo? Im Keller?«
»Wieso?«
»Dein Anzug ist schmutzig.«
»Ich bin wohl an Bäumen vorbeigestreift.« Roland sprang vom Hocker und klopfte sich mit beiden Händen den Staub aus seinem Disco-Anzug.
Danach schaute er sich um. »Der Betrieb läuft gut, nicht?«
Grattner nickte. »Und wie!«
»Wann holen wir die Särge?«
»Am besten sofort. Wenn das noch voller wird, komme ich hier nicht weg. Außerdem warten die Leute auf dich.« Plötzlich grinste er. »Wirst du wieder einen Vampirwalzer aufs Parkett legen?«
»Danke, davon habe ich die Nase voll.«
»Kann ich mir vorstellen. Was ist eigentlich aus den beiden Miezen geworden? Also, ich habe sie nicht mehr gesehen.«
»Ich ebenfalls nicht.«
Heinz Grattner hob die Schultern. Ihm fiel auf, dass sein Gegenüber beim Sprechen kaum die Lippen bewegte. Außerdem sah er sehr bleich aus.
War vielleicht ein harter Urlaub gewesen, das jedoch dachte Grattner nur, er sprach den anderen nicht darauf an.
»Sollen wir?« fragte Roland.
»Klar.«
»Willst du noch jemand mitnehmen?«
Grattner winkte zwei jungen Männern, die ansonsten die Getränke schleppten. Sie eilten sofort herbei. »lasst euren Kram mal stehen und kommt mit. Wir holen eben die Särge aus dem Keller hoch.«
Die beiden nickten.
Um in den Keller zu gelangen, mussten sie durch die Küche. Dort stand Silvia und weinte.
»Hast du was?« fragte Grattner.
Frau Flur, die ältere Dame, die Teller zusammenstellte, übernahm die Antwort. »Es sind die Zwiebeln, die sie geschnitten hat.«
Heinz Grattner war plötzlich guter Laune. »Weine ruhig weiter, Mädchen, dann brauchst du nicht so oft zur Toilette.« Er wollte sich über seinen eigenen Witz totlachen.
Von der Küche aus konnte man auch in die Hexenkammer gelangen.
Zuvor jedoch gab es da noch eine Tür in der Wand, die zudem versteckt lag, weil eine Nische sie verbarg.
Dort ging es zum Keller. Grattner öffnete die Tür. Als Hausherr hatte er die Führung übernommen. Die steinerne Treppe war sehr steil. Man musste acht geben, wenn man sie hinunterschritt. Zudem lag sie fast im Dunklen, denn das Licht der Deckenlampen erreichte die Stufen kaum.
Erst weiter unten, wo Treppe und Decke sich näher kamen, wurde es besser.
In diesem Teil des Kellers lagerten Vorräte. Bier, Schnaps, Wein und andere Alkoholika. Auch Kästen mit alkoholfreien Getränken standen hier, und in den großen Kühltruhen lagerten zahlreiche Lebensmittel.
Es ging noch tiefer, denn die Särge standen in dem Teil des Keller, wo es kein elektrisches Licht gab. Sie nahmen Kerzen mit, die auf einem kleinen Vorsprung lagen.
Roland Bittl ließ sich nichts anmerken. Er kannte den Keller nur zu gut, doch sein Gesicht blieb unbewegt wie eine Maske. Auch er nahm eine Kerze und verzog wie die anderen das Gesicht, weil Heinz Grattner eine quietschende Tür aufzog.
Schlechte Luft drang den Männern entgegen.
»Das hier steht alles unter Denkmalsschutz. Also richtet euch danach«, flüsterte Grattner.
Die Männer nickten.
Noch steiler war diese Treppe. Und auch verfallener. Da bröckelten kleine Steine von den Stufen, und in der Luft lag ein widerlicher Geruch, der nicht nur nach Staub roch, sondern nach etwas anderem.
Grattner gefiel das nicht. »Riecht ihr das auch?« fragte er seine Leute.
Die beiden Helfer nickten. Der Vampir jedoch hob nur gleichmütig die Schultern. Roland Bittl wollte dazu lieber keinen Kommentar geben.
»Ist eben ein Keller«, sagte Heinz und grinste, dass selbst sein Schnurrbart auseinandergezogen wurde. Das Licht der Kerzen warf einen Widerschein auf den Discoboss und ließ ihn richtig dämonisch aussehen, ebenso wie die anderen Männer.
Als sie weitergingen, sprachen sie nicht mehr miteinander. Jeder spürte wohl die Atmosphäre hier unten. In und um die Mauern herum schien etwas zu lauem, da war was Gefährliches, das man nicht erfassen konnte, aber es existierte. Sehr deutlich spürten es drei der Männer. Sie wagten jedoch nichts zu sagen, während der vierte, der Vampir, nur leicht grinste.
Er sah die Männer nicht mehr als Freunde, Kollegen oder Bekannte an, sondern nur noch als Opfer. Für ihn stand fest, dass er ihr Blut haben wollte, vor allen Dingen das von Grattner. Roland Bittl wollte seinen Chef zum Vampir machen, damit er den Keim des Bösen weitertragen konnte.
Vor den Särgen blieb er stehen.
»Unheimlich hier, nicht?« flüsterte einer der Kellner und hob
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