Disco Dracula
zwei außen stehenden Särge in die Höhe hievten.
Kein Samt lag in den Totenkisten, nur das einfache Holz war zu sehen.
Man hatte es auch von innen schwarz angestrichen.
»Da werden wir unsere Plätze finden«, sagte Gitti und rieb sich die Hände.
»Und ich?« fragte Roland. Er deutete auf den mittleren Sarg. »Ist der für mich?«
»Nein.« Gaby, der zweite weibliche Vampir hatte die Antwort gegeben.
»Er ist nicht für dich. Er gehört einem anderen. Willst du ihn sehen?«
»Wer ist es denn?«
»Der Meister«, flüsterten die beiden seelenlosen Geschöpfe. »Darin liegt der Meister…«
Roland Bittl nickte vor Ehrfurcht.
Gitti trat dicht an den Vampir heran. Die Finger mit den spitzen Nägeln fuhren über seine Wangen. »Du möchtest Drago sehen, nicht wahr, mein Lieber?«
»Ja.«
Gitti lächelte. Ihre beiden Blutzähne standen weit vor. Seltsam, Bittl spürte keine Abneigung mehr. Er fühlte sich sogar von diesem Gesicht angezogen.
»Wir zeigen ihn dir!« hauchte Gaby. Auch sie war dicht an Roland herangetreten.
»Soll ich den Sarg öffnen?« fragte er.
»Ja, tue es.«
Roland Bittl bückte sich. Der Sargdeckel war nicht verschlossen. Der Vampir konnte ihn umfassen und in die Höhe hieven. Dazu brauchte er beide Hände und sehr viel Kraft, weil dieser Sargdeckel schwerer war, als die beiden anderen.
Dann hatte er es geschafft. Er wuchtete den Deckel hochkant und lehnte ihn gegen die Wand.
Gaby hatte die Kerze genommen und trat näher, damit ihr Licht auf den Vampir fiel.
Drago bot ein Bild des Schreckens!
Er musste Hunderte von Jahren alt sein und sah aus wie eine lebende Mumie. Das Gesicht war eine einzige Landschaft aus Falten, Runzeln und dünner Haut. Wie leblose Steine wirkten die Augen in dem Gesicht.
Die Lippen erinnerten an zwei Lappen, die grauschwarzen Haare standen wirr um seinen Kopf.
Unbeweglich lag er da, der Widerschein des Kerzenlichts ließ ihn noch schauriger erscheinen, als er in Wirklichkeit war. Die Arme hatte er lang ausgestreckt, und sie waren rechts und links an seinen Körper gepresst.
Drei Augenpaare starrten ihn an. Die beiden weiblichen Vampire lächelten.
»Das ist er«, flüsterte Gitti, »das ist unser Meister.«
Und Gaby sagte: »Ist er nicht schön?«
Roland Bittl nickte. Obwohl die Gestalt sich nicht bewegte, spürte der junge Vampir doch die Aura, die von ihr ausging. Eine Aura, die auch auf ihn einwirkte. Dieser Vampir war gefährlich. Er verlangte Respekt, den man ihm darbringen musste.
Drago war ein wirklicher Meister.
»Da bist du ja endlich!« Drago sprach Roland Bittl an, und er verzog seine lappigen Lippen dabei zu einem Lächeln.
Bittl nickte.
Drago hob jetzt beide Hände. Seine Finger krallte er rechts und links um den Rand des Sargs. Er hatte lange Finger, mit noch längeren Nägeln, die wie kleine Messer wirkten.
Ruckartig zog er sich in die Höhe und saß plötzlich aufrecht in seiner Totenkiste.
Er bewegte den Kopf. Einmal nach rechts, einmal nach links, und die beiden weiblichen Vampire verneigten sich vor ihm.
»Das ewige Leben«, sagte Drago, »wir haben es. Niemand kann sich uns jetzt noch entgegenstellen, und die, die es versuchen, werden getötet.« Dabei öffnete er den Mund, und ein paar Blutstropfen sprühten hervor.
Sofort trat Gier in die Blicke der Vampire, und Gitti fragte: »Du hast Blut getrunken, Drago?«
»Ja.« Er stieg aus dem Sarg. Eine nähere Erklärung gab er nicht. Am Fußende seiner makaberen Ruhestätte blieb er stehen und schaute seine drei Diener an. »Denkt immer daran, wem ihr euer Leben zu verdanken habt. Deshalb werdet ihr genau das tun, was ich von euch verlange.«
»Wir werden dir dienen.« Die drei Stimmen klangen wie ein Chor.
Drago trug nur alte Lumpen am Körper, doch das störte ihn nicht. »Ich habe zwei Feinde gesehen«, erklärte er, »deshalb dürfen wir keine Gnade kennen. In wenigen Stunden ist Mitternacht. Du«, damit streckte er die Hand aus und deutete auf Roland Bittl, »wirst deine Aufgabe erfüllen. Obwohl du einer von uns bist, wirst du dein Vampirgebiss noch einmal in den Mund stecken und die Besucher des Lokals damit erschrecken. Wir aber werden uns in die Särge zurücklegen und sie verschließen. Sicherlich holt man sie gleich ab und schafft sie nach oben. Sieh zu, dass du dabei bist, Roland. Alles weitere überlasse uns.«
»Ich werde tun, was du verlangst«, erwiderte Roland Bittl, der ehemalige Discjockey.
»Und was ist mit den Feinden?« wollte Gitti wissen.
»Vergiss
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