Diverses - Geschichten
richtige Richtung und die Wahrheit kam ans Licht. Unweigerlich und ohne dass einer der ihren es verhindern konnte.
Doch einen Trost gab es. Ebenso wenig wie seinesgleichen ihr wahres Wesen verbergen konnte, ebenso wenig konnte der Mensch den köstlichen Duft seines Blutes verbergen, konnte er den Geschmack verschleiern, der jedem Vampir auf der Zunge lag, gelangte er auch nur in die Nähe. Hörte er das sanfte Klopfen und das gleichmäßige Strömen des Lebenssaftes, nach dem er gierte.
Keiner von ihnen konnte sich beherrschen, wenn eine Distanz überschritten wurde, die von einer Macht höher als sie alle, festgelegt worden war.
Und so blieb es am sichersten, wenn er sein Jagdgebiet in eine Gegend ausdehnte, in der dem einzelnen Opfer, dem einzelnen Menschen wenig bis keine Beachtung geschenkt wurde. Über eine lange Zeit war es kein Problem gewesen. Die Nachrichten verbreiteten sich schleppend, Unglücke geschahen und wurden durch göttliche Gewalten erklärt. An der Aufklärung waren die wenigsten interessiert, noch erkannten sie die Möglichkeiten für eine solche.
Doch mit der zunehmenden Vernetzung, erschwerten sich die Bedingungen für ihn und seinesgleichen und sie waren gezwungen sich mehr und mehr zurückzuziehen. In Länder, die noch nicht so erschlossen, nicht derart kontrolliert geführt wurden. In denen es nicht möglich war, jeden einzelnen Menschen aufzuführen, zu notieren und zu katalogisieren.
Diese Länder wurden weniger. Aber sie verschwanden nicht. Eine große Hilfe waren ihm wie immer die Kriege, derer die Menschheit nie überdrüssig wurde. Bürgerkriege, innere Unruhen und Flüchtlingsströme boten ihm eine besondere Auswahl an Leckereien.
Und er dankte seinem Schicksal, das diese Welt zu einem grausamen und rücksichtslosen Ort gemacht hatte, zu einem Paradies für Wesen, dominiert von Bedürfnissen, die in die Dunkelheit gehörten.
Auch wenn er sich der Unstimmigkeiten hin und wieder bewusst wurde, die nicht nur ihn in eine Welt trieben, die ohnehin von Gewalttätigkeit regiert wurde. Als ob das Grauen sich selbst anzog, so wandelte er auf ausgetretenen Pfaden, betrachtete aus sicherer Entfernung den Schrecken, der sich vor ihm abspielte, während er geduldig auf seine Stunde wartete. In welcher er der dem Grauen einen Gipfel verlieh, von dem sich die durch Angst und Schrecken gemarterte Bevölkerung keine Vorstellung bildete. Und selbst wenn, dann bezweifelte er, dass sich der Terror vergrößern ließe unter dem sie litten.
War er wirklich um so vieles schlimmer wie sie oder das, was sie sich gegenseitig antaten?
Der Vampir gehorchte nur seinem Durst. Ihn trieben keine Beweggründe wie Machthunger oder Gier. Seine Grausamkeit lag in der Notwendigkeit. Er tötete vielleicht nicht schnell, vielleicht nicht schmerzlos, aber er tötete nicht um der Schmerzen willen. Er quälte und folterte nicht. Es fiele ihm nicht ein zu vergewaltigen oder zu verstümmeln. Er war anders, ein anderes Wesen, und hin und wieder fühlte er sich dem Menschen überlegen. Fühlte sich besser, als dieser es war. Reiner und ehrlicher. Und wenn es einen Gott gab, so nähme dieser den Vampir in sein Himmelreich, bevor er einen Gedanken an den Menschen und die Abgründe, die der in sich trug, verschwendete.
Doch als der Vampir den neuen Geruch bemerkte, fühlte, wie er sich entfaltete und verbreitete und seine Folgen zu Gesicht bekam, das Leid, das er mit sich brachte, da erkannte er, dass der Mensch mehr Gründe für sein Verhalten besaß, als er geglaubt hatte.
Der Mensch wurde geboren um zu leiden, der Schmerz begleitete seinen Weg. Und dieser Weg endete zwangsläufig in Qualen. War es wirklich so unverständlich, dass der Mensch für seine Qual, für seine Angst und für seinen Schmerz ein Ventil suchte? Und dies in einem anderen Menschen fand und in dem, was der ihm geben konnte? Ob es sich nun um Schmerzensschreie oder sinnlos vergossenes Blut handelte. Blut, das die Erde tränkte, auf der ein Sieger tanzte. Sich für einen Augenblick nur unsterblich wähnte.
Bis zu einem gewissen Grad konnte der Vampir verstehen, was in dem Menschen vorging. Der Kampf, der sein Überleben war, ließ ihm keine Atempause und führte ihn durch sein eigenes Elend. Ein Elend, das er glauben musste, nur abwenden zu können, indem er es anderen auferlegte. Anderen, die er als nicht zugehörig empfand. Nicht zu sich selbst, nicht zu seinem Clan.
Und darin lag der Vorteil des Vampirs. In den Löchern dieses Netzes konnte er
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