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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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darauf war er weg. Sie machte die Tür hinter ihm zu, lehnte sich an die Füllung und schloss die Augen. Sie fühlte sich kein bisschen schlecht, denn Jack hatte den Eindruck gemacht, als wäre er mit ihr und sich selbst höchst zufrieden. Wenn alle wie Jack waren, würde sie irgendwann vielleicht sogar einen von ihnen bitten, ein bisschen länger zu bleiben, um ihm das eine oder andere beizubringen.
    Belle musste lachen. Jetzt war sie offiziell eine Hure. Noch dazu eine Fünfzig-Dollar-Hure. Sie fragte sich, was Mog und ihre Mutter dazu sagen würden.
    *
    »Sie haben sich geirrt, Martha«, sagte Belle am Ende des Abends. Allen Mädchen war ihr Lohn ausbezahlt worden, und Belle hatte sich im Hintergrund gehalten, bis die anderen gegangen waren. Sie wollte wissen, warum sie bloß zwei Dollar bekommen hatte. »Ich war mit zwölf Männern zusammen und müsste dreihundert Dollar bekommen.«
    »Nein, Liebes. Neue Mädchen bekommen zwei Dollar am Tag, bis die Unkosten abgedeckt sind.«
    Belle wusste nicht, was sie sagen sollte. Zwei Dollar für eine ganze Nacht waren ungefähr so viel, wie sie für fast jede andereArbeit auch bekommen hätte. Aber Etienne hatte ihr gesagt, dass die Hälfte der Einnahmen ihr zustanden, und es passte ihr nicht, übers Ohr gehauen zu werden.
    »Dann macht es Ihnen sicher nichts aus, mir Ihre Bücher zu zeigen?«, sagte sie nach kurzem Überlegen. »Lassen Sie mich sehen, wie viel Sie bisher für mich ausgegeben haben, damit ich weiß, wie lange es dauert, bis die Schulden abbezahlt sind.«
    Sie sah, wie sich Marthas Gesicht verhärtete, und wusste sofort, dass ihr Vorschlag keine gute Idee gewesen war. Aber sie hatte nicht vor, auch nur ein Wort zurückzunehmen.
    »Geh zu Bett«, sagte Martha eisig. »Wir sprechen uns morgen.«
    In dieser Nacht lag Belle noch lange wach und lauschte den Geräuschen auf der Basin Street. Irgendwo in der Nähe spielte eine Jazzband, und sie konnte das Stampfen von Füßen, Johlen, Lachen, Gesprächsfetzen und das Gröhlen von Betrunkenen hören. Mit diesen und ähnlichen Geräuschen war sie in Seven Dials aufgewachsen, und die Erinnerung an zu Hause brachte sie auf den Gedanken, wie ihre Mutter wohl reagiert hätte, wenn sich eines der Mädchen über die Bezahlung beschwert hätte.
    Wahrscheinlich hätte Annie gesagt, dass sie ihre Siebensachen packen und woanders ihr Glück versuchen könnte. Und dass es jede Menge anderer Mädchen gäbe. Allerdings hatte Belle keine Ahnung, wie viele Männer die Mädchen bei ihrer Mutter an einem Abend bedienten und wie viel sie verlangten. Aber sie bezweifelte, dass es   – und zwar im allerbesten Fall   – mehr als fünf Pfund waren, und sie zweifelte nicht daran, dass die Mädchen begeistert gewesen wären, wenn sie auch nur ein Pfund pro Nacht für sich bekommen hätten.
    Aber dieses Wissen half ihr nicht weiter. Sie war es, die es über sich ergehen lassen musste, von Männern angegafft, begrabscht und gefickt zu werden, die das Risiko einging, schwanger zu werden oder Syphilis zu bekommen. Martha hockte bloß auf ihrem fetten Hintern und kassierte.
    Außerdem war Belle zwischen den Schenkeln wund, nicht so sehr vom Sex, weil es bei keinem der Männer lang genug gedauert hatte, um wehzutun, als vielmehr von dem Desinfektionsmittel, das sie auf Marthas Anordnung verwenden mussten. Es roch stark genug, um einen erwachsenen Mann umzuhauen, ganz zu schweigen von Spermien oder Keimen.
    Eins stand fest, mit Prostitution wurde viel Geld gemacht, aber Belle hatte den deprimierenden Eindruck, dass nicht sie es verdienen würde. Martha würde kaum preisgeben, wie viel sie ausgegeben hatte, und das bedeutete, dass Belle wahrscheinlich nie schuldenfrei sein würde.
    Aber Belle war noch lange nicht am Ende. Diese Südstaatendamen hielten sich alle für furchtbar schlau, aber gegen den Grips eines Mädchens aus Seven Dials hatten sie keine Chance. Fürs Erste würde sie mitspielen, aber gleichzeitig würde sie gut aufpassen, zuhören und lernen, und sowie sich eine günstige Gelegenheit ergab, würde sie mit beiden Händen zugreifen.

KAPITEL 19
    Mog sah Mrs. Stewart entgeistert an. »Ihre Amy ist verschwunden, sagen Sie?«, keuchte sie.
    »Ja. Zwei Jahre ist es jetzt her. Ich verliere noch den Verstand vor Kummer und Sorge.«
    »Das tut mir sehr leid«, sagte Mog aufrichtig. »Wir haben unsere Belle auf dieselbe Weise verloren, deshalb weiß ich, was Sie durchmachen. Könnte ich vielleicht einen Moment hereinkommen und mit Ihnen

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