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Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)

Titel: Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lesley Pearse
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reden?«
    »Wissen Sie irgendetwas?« Ein Anflug von Hoffnung huschte über Mrs. Stewarts Gesicht, und einen Moment lang sah sie zehn Jahre jünger aus.
    »Eigentlich nicht, aber wenn wir unsere Köpfe zusammenstecken   …«, meinte Mog.
    Mrs. Stewart machte die Tür weiter auf. »Kommen Sie herein, Mrs. …« Sie brach ab, als ihr einfiel, dass sie den Namen ihrer Besucherin nicht kannte.
    »Miss Davis«, sagte Mog, als sie über die Schwelle trat. »Aber alle nennen mich Mog. Ich habe keine eigenen Kinder, Belle ist die Tochter meiner Freundin, aber ich habe sie großgezogen, seit sie ein Baby war.«
    »Ich bin Lizzie.« Mrs. Stewart führte sie durch einen schmalen Flur in eine große, warme Küche. »Ich würde mich gern mit Ihnen in die gute Stube setzen, aber da ist es so kalt. Bis Amy verschwand, habe ich dort immer ein Feuer gemacht, aber jetzt kommt es mir so sinnlos vor.«
    »Ich halte mich auch am liebsten in der Küche auf«, sagte Mog und sah sich um. Alles war makellos sauber, Tisch und Fußbodenwaren blitzblank gescheuert, und die zwei Lehnstühle vor dem Ofen ließen den Raum sehr anheimelnd wirken. »Hat keinen Sinn, Kohle für ein Feuer zu verschwenden, vor dem man nicht sitzen will. Sie sagen, Ihre Amy war dreizehn, als sie verschwand. Hatte die Polizei jemanden in Verdacht?«
    Lizzie schüttelte traurig den Kopf. »Die Polizei war schlimmer als nutzlos. Ständig hat man uns erzählt, dass sie bestimmt wieder nach Hause kommen würde. Ich kenne meine Tochter, sie wäre nie einfach weggelaufen und hätte uns solche Angst gemacht.«
    »Was glauben Sie, was ihr zugestoßen ist?«, fragte Mog.
    »Ich bin überzeugt, dass sie im weißen Sklavenhandel gelandet ist«, antwortete Lizzie.
    In den Boulevardblättern erschienen immer wieder Artikel über junge Mädchen, die geraubt und verschachert wurden. Früher hatte Mog geglaubt, dass es sich um reine Schauergeschichten handelte, um den Absatz der Zeitung zu steigern, und darüber geschmunzelt, dass junge Engländerinnen verkauft werden sollten, um im Harem eines persischen Prinzen zu enden. Aber nun, da Belle verschwunden war, fand sie es nicht mehr komisch.
    »Ich glaube nicht, dass der weiße Sklavenhandel existiert, jedenfalls nicht so, wie es in der Presse dargestellt wird«, sagte sie freundlich. »Aber ich habe den Verdacht, dass Ihre Amy von denselben Leuten entführt worden ist wie unsere Belle.«
    Näher wollte sie sich dazu lieber nicht äußern. »Wissen Sie, ein Freund von mir hat Nachforschungen angestellt, um Belle zu finden, und ist dabei auf eine Liste mit Namen und Adressen gestoßen. Amys Name stand auch darauf, deshalb bin ich hier.«
    »Wir müssen diese Liste zur Polizei bringen!«, rief Lizzie.
    Mog erschrak. Sie wusste nicht, wie weit sie Lizzie Stewart trauen konnte. Sie war eine anständige Frau, und wenn Mog ihr von einem Mädchen erzählte, das in einem Bordell ermordet worden war, würde sie wahrscheinlich laut kreischend auf die Straße rennen.
    »Wir glauben, dass der Mann, der dahintersteckt, die Polizei bestochen hat«, sagte sie. »Deshalb traue ich mich nicht hin, bis ichhandfeste Beweise habe, dass dieser Mann tatsächlich junge Mädchen entführt. Dazu muss ich noch die anderen Adressen auf der Liste überprüfen, und wenn all diese Mädchen verschwunden sind, haben wir einen Fall, den die Polizei kaum ignorieren kann.«
    »Wollen Sie damit sagen, dass unsere Polizei korrupt ist?« Lizzie riss ihre unschuldigen hellblauen Augen weit auf.
    »Sagen wir mal, dass sie manchmal wegschaut, vor allem, wenn die Übeltäter mächtig und einflussreich sind«, sagte Mog, weil sie die Frau nicht völlig desillusionieren wollte. Lizzie lebte in geordneten Verhältnissen, und obwohl sie nicht weit weg von Seven Dials wohnte, hatte sie vermutlich keine Ahnung, was sich dort abspielte. »Haben Sie vielleicht ein Bild von Amy, das Sie mir zeigen können?«
    Lizzie ging sofort zur Kommode und holte ein gerahmtes Familienbild, das in einem Fotoatelier aufgenommen worden war. Sie selbst saß mit ihrem Ehemann, einem großen, schlanken Mann mit dichtem Schnauzbart, auf einem Sofa, Amy vor den beiden auf einem niedrigen Hocker.
    »Damals war Amy zwölf.« Lizzies Stimme bebte. »Ist sie nicht hübsch?«
    »Bildhübsch«, bestätigte Mog. Das Mädchen war schlank wie der Vater, ihr helles Haar war geflochten und wie eine Krone um den Kopf gewunden.
    »Wenn sie das Haar offen trug, hat es ihr bis zur Taille gereicht.« Lizzies Augen

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