Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
mit seinen Stiefeln in der Hand aus dem Zimmer schlich. Weil sie annahm, dass er sich schämte, gab sie vor, noch zu schlafen.
Sie rechnete fest damit, dass Faldo wieder so wie früher werden würde, wenn er erst über ihre Vorwürfe nachgedacht hatte. Aber sie täuschte sich. Statt freundlicher zu werden, wurde er immer wortkarger und schroffer. Belle glaubte, dass er ein schlechtes Gewissen hatte, weil er Ehebruch beging, und dass er ihre Beziehung am liebsten beendet hätte, aber nicht wusste, wie er das machen sollte.
Sie wünschte, sie hätte endlich genug Geld, um sich von ihm zu trennen und das alles hinter sich zu lassen.
An einem Mittwochabend Anfang November schrak Belle zusammen, als sie hörte, wie Faldo mit seinem Schlüssel die Haustür aufsperrte. Sie saß gerade in dem schlichten marineblauen Kleid, das sie tagsüber in Miss Franks Laden trug, am Küchentisch und zeichnete einen Hut. Das Geschirr vom Abendessen stand noch in der Spüle, und vor dem Ofen hing Wäsche zum Trocknen. Sie hatte sich nicht die Mühe gemacht aufzuräumen, weil Faldo am Montag bei ihr gewesen war und sie ihn in dieser Woche nicht mehr erwartet hatte.
»Faldo!«, rief sie überrascht, als er durch das Wohnzimmer und Schlafzimmer in die Küche kam. »Ich habe dich diese Woche nicht noch einmal erwartet! Wie schön!«
Er blieb in der Tür stehen und sah sich voller Verachtung in der Küche um. »So sieht es hier also aus, wenn ich nicht da bin!«
Belle klappte hastig ihr Skizzenbuch zu, lief zu ihm und umarmte ihn. »Ich hätte sauber gemacht und mir etwas Hübscheres angezogen, wenn ich gewusst hätte, dass du kommst.«
»Schlamperei ist mir ein Gräuel«, sagte er scharf und stieß sie von sich.
»Abgesehen von der Küche ist das ganze Haus sauber und ordentlich«, verteidigte sie sich. »Und was kümmert es dich, ob ich das Geschirr abwasche? Du hältst dich doch sowieso nie in der Küche auf. Das ist nur ein Vorwand, weil du gemein sein willst.«
»Was soll das heißen?«, fragte er und packte sie an den Unterarmen.
»Du bist jetzt schon seit Wochen sehr hässlich zu mir. Und es wird mit jedem Mal schlimmer. Du gehst nicht mit mir aus und redest nicht einmal mehr mit mir«, sagte sie und versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, weil sich seine Fingerspitzen in ihr Fleisch bohrten.
»Ich habe dir dieses Haus beschafft, ich komme mindestens einmal in der Woche, was willst du noch?«
Belle gefiel es nicht, wie er seine Stimme erhob und sein Gesicht sich vor Zorn rötete.
»Das habe ich dir schon gesagt. Ich möchte, dass es wieder so wird, wie es bei Martha war«, antwortete sie. »Damals hatte ich den Eindruck, dass du mich als Person magst. Wir haben miteinander geredet und gelacht, und es ging nicht nur um Sex.«
»Du erwartest wohl jede Nacht fünfhundert Dollar, was?«, gab er wütend zurück.
Sie war so schockiert über seine Bemerkung und den Groll in seiner Stimme, dass es ihr für einen Moment die Sprache verschlug.
»Du weißt, dass ich dieses Geld nie erhalten habe«, sagte sie schließlich. »Und du weißt auch, wie ich zu Martha gekommen bin. Es war nicht meine freie Entscheidung.«
»Tja, Schätzchen, das sagst du«, erwiderte er sarkastisch. »Aber schreibst du etwa nach Hause und bittest deine Leute, dich zu retten?« Er schnappte sich ihr Skizzenbuch und schlug es auf.
Er betrachtete ein paar Sekunden den ersten Entwurf und blätterte dann weiter.
»Was soll das sein?«, wollte er wissen.
Faldo hatte scharfe Gesichtszüge – eine spitze Nase und ein markantes Kinn – und jetzt schienen sie noch schärfer hervorzutreten.
»Ich zeichne gern Hüte«, antwortete sie.
»Warum?«
Belle zuckte die Achseln. »Ich habe dir schon einmal erzählt, dass ich früher in London davon geträumt habe, irgendwann einen Hutladen zu besitzen.«
Jetzt hatte sie wirklich Angst. Sie befürchtete, Faldo könnte irgendwie dahintergekommen sein, dass sie tagsüber nie zu Hause war. Vielleicht argwöhnte er sogar, dass sie sich mit einem anderen Mann traf. Sie musste ihn unbedingt beschwichtigen. »Möchtest du vielleicht einen Drink, Faldo, oder etwas zu essen?«, fragte sie, ging zu ihm, nahm ihm das Skizzenbuch weg und legte ihre Arme um ihn. »Du wirkst sehr gereizt.«
»Welcher Mann wäre das bei dir nicht?«, sagte er und stieß sie weg. »Was willst du eigentlich?«
Belle wusste nicht, was er meinte, und sein unterschwelliger Zorn wirkte bedrohlich. »Ich habe alles, was ich mir wünsche«,
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