Doch du wirst nie vergessen: Roman (German Edition)
willig sein«, sagte Etienne und rücktenoch ein bisschen näher. Jetzt war er nahe genug bei Pascal, um ihn zu attackieren, aber er wollte warten, bis sein Gegner ein bisschen abgelenkt und nicht mehr ganz so wachsam war. »Und das ist Belle nicht, oder? Die Gendarmen suchen zu Hause schon nach Ihnen. Zu Garrow werden sie auch noch gehen. Er wird ihnen alles über dieses Haus erzählen, genauso, wie er es heute schon einem Freund von mir erzählt hat.«
Pascals Gesichtszüge schienen ein wenig zu erschlaffen. Etienne hoffte, ihn für ein, zwei Sekunden lang aus der Fassung zu bringen, wenn er ihn weiterhin mit beunruhigenden Fakten konfrontierte. »Es sieht ziemlich übel für Sie aus, nicht wahr? Ihr Nachbar hat Verdacht geschöpft: Er hat Belle in einer Droschke kommen sehen. Und weil ich immer noch nicht zurück bin, wird er bald die Polizei alarmieren. Und was ist mit Ihrer Arbeit im Ritz ? Man wird Sie feuern, aber das ist im Grunde egal, weil Sie sowieso ins Gefängnis kommen.«
»Schnauze!«, brüllte Pascal ihn an. Belle nickte Etienne unmerklich zu, und als ihre Hand nach oben schoss und das Messer wegstieß, machte Etienne einen Satz nach vorn, packte Pascal an den Schultern und schleuderte ihn brutal an die Wand.
Belle sank zu Boden. Etienne konnte sich nicht um sie kümmern, weil er mit Pascal beschäftigt war. Er drückte ihn mit der linken Hand an die Wand und hieb ihm mit der rechten so fest in den Magen, dass der Mann sich vor Schmerz krümmte und das Messer fallen ließ.
Es waren etliche Jahre vergangen, seit Etienne jemanden zusammengeschlagen hatte. Er war so gefürchtet, dass die meisten, die Ärger machten oder ein falsches Spiel spielten, sofort in die Knie gingen, wenn er sie erwischte, und er war immer stolz darauf gewesen, nur ein Minimum an Gewalt anzuwenden. Aber seit dem Tod seiner Frau und seiner Söhne hatte sich sehr viel Wut in ihm angestaut, und als er daran dachte, was Pascal Belle angetan hatte, bekam er Mordgelüste.
Er packte den Mann am Nacken, hob ihn hoch und drosch ihmmit voller Wucht ins Gesicht. Pascal winselte um Gnade, als Blut aus seiner zertrümmerten Nase schoss, aber das steigerte Etiennes Wut noch mehr. Er fasste den Mann am Kopf und ließ ihn immer wieder an die Wand krachen.
»Nicht, Etienne!«, rief Belle. »Du bringst ihn noch um! Fessle ihn und überlass ihn den Gendarmen!«
Ihre Stimme holte ihn von dem dunklen Ort zurück, in den er geglitten war, und er ließ den bewusstlosen Pascal auf den Boden gleiten.
Als er sich umdrehte, stand Belle mit Pascals Messer in der Hand vor ihm. Tränen liefen über ihr Gesicht und hinterließen weiße Spuren in all dem Blut und Schmutz. Ihre Haare waren verfilzt, und sie war immer noch nackt.
»Unter der Matratze ist ein Seil«, schluchzte sie. »Fessle ihn einfach und bring mich fort von hier!«
Etienne nahm die Decke vom Bett und schlang sie um Belle.
Auf einmal hörten sie beide unten im Haus das Klirren von Glas. Etienne erriet, dass es Noah und Philippe waren, aber Belle zitterte am ganzen Leib. »Keine Angst, da kommt Verstärkung«, sagte er und nahm sie fest in die Arme. »Es ist vorbei. Wir bringen dich jetzt in Sicherheit.«
KAPITEL 34
Etienne konnte Belles leises Wimmern nicht mehr ertragen. Vierundzwanzig Stunden waren vergangen, seit er sie aus Pascals Haus befreit hatte. Philippe hatte sie in eine Privatklinik gebracht. Als sie eingeliefert wurde, hatte sich sofort ein Arzt um sie gekümmert und ihre Bauchwunde versorgt, die zum Glück nicht tief genug war, um genäht werden zu müssen. Er hatte erklärt, dass sie lediglich viel Ruhe und gutes Essen bräuchte, um sich wieder vollständig zu erholen. Etienne hielt vor ihrer Tür Wache, weil der Arzt seiner Meinung nach das, was Belle durchgemacht hatte, zu sehr auf die leichte Schulter nahm.
Er öffnete die Tür und ging in ihr Zimmer. Es war klein, mit weißen Wänden und einem eisernen Bettgestell, über dem ein Holzkruzifix hing. Eine der Schwestern hatte ein Nachtlicht angezündet, als es dunkel wurde, und Belles dunkles Haar bildete in dem schwachen Lichtschein einen scharfen Kontrast zu der weißen Bettwäsche.
»Kannst du nicht schlafen?«, fragte er sanft. »Hilft es dir vielleicht, wenn ich mich zu dir setze? Oder mit dir rede?«
»Ich habe Angst vor dem Einschlafen«, flüsterte sie. »Ich habe Angst, ich merke beim Aufwachen, dass ich nur geträumt habe, dass du mich gerettet hast. Ich verstehe immer noch nicht, wie du mich gefunden
Weitere Kostenlose Bücher