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Dog Boy

Dog Boy

Titel: Dog Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hornung
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nachdenken. Grauer Bruder zitterte bei jedem Fauchen, hielt sich aber mit ungewohnter Demut zurück und überließ Romotschka die Rolle des Anführers. Der bewarf die Katze mit Kieselsteinen, damit sie endlich eine Entscheidung traf, doch sie zuckte nur leicht und blieb weiterhin konzentriert. Sein Herz hüpfte vor Freude, und er hatte Schmetterlinge im Bauch. Sie hatten eine Katze in die Enge getrieben, und was für eine!
    Plötzlich rannte die Katze los, direkt auf Romotschka zu, wie sie es alle taten. Er war bereit, und wie es der Zufall wollte, traf seine Keule. Die Katze stürmte zur Mauer zurück und richtete sich jäh auf den Hinterbeinen auf. Dort wartete sie, mit Buckel und gesträubtem Fell, versuchte, die beiden so nah heranzulocken, dass ihnen nur noch eine kurze Reaktionszeit blieb, wenn sie wieder losrannte. Romotschka durchschaute den Plan, hielt Grauer Bruder zurück und zwang die Katze wieder, eine Entscheidung zu treffen.
    Sie entschied sich für Grauer Bruder und raste auf ihnzu, scheinbar direkt in sein großes, herabstoßendes Maul und die zuklappende Falle seines riesigen Körpers. Doch im letzten Moment wich sie nach oben aus und schlang sich fauchend, mit ausgestreckten Krallen um Grauer Bruders Gesicht.
    Grauer Bruder kam jaulend angetaumelt, schüttelte den Kopf hin und her und starrte blind in das rötlichgelbe Fell, während die Katze die Zähne in seine Stirn grub. Romotschka ließ seine Keule fallen und rannte hinüber. Er packte die Katze mit beiden Händen und zerrte so fest er konnte, wobei Grauer Bruders Gesichtshaut an mehreren Stellen mitgerissen wurde.
    Die Katze ließ so jäh los, wie sie sich festgekrallt hatte, drehte sich und fegte mit der Pfote über Romotschkas Gesicht. Er ließ sie fallen, trat heftig nach ihr, und mit dem Blut aus der klaffenden Wunde stieg Wut in ihm auf. Grauer Bruder hatte jetzt völlig den Verstand verloren und ging auf die in der Ecke lauernde Katze los. Plötzlich hatte er sie in den Pfoten und versuchte, mit dem Maul zwischen ihren peitschenden Waffen hindurchzugelangen, doch die Katze kratzte ihn jaulend und wand sich frei. Aber sie saß immer noch in der Falle, und Romotschka war bereit. Er hielt Grauer Bruder mit grimmigem Knurren zurück. Die Katze gehörte ihm.
    Obwohl sie erschöpft war, kämpfte sie mit solcher Entschlossenheit, dass Romotschka wünschte, sie müsse nicht sterben. Er hätte sie gern lebend in die Höhle gebracht, doch am Ende tötete er sie beinahe zufällig mit einem Schlag an den Kopf. Dennoch war er ungeheuer stolz, zum Abendessen eine Katze nach Hause zu bringen. Es war eine tapfere Katze gewesen, und sie ließ sich gut kauen. So kam er zu dem Schluss, dass er am liebsten tapfere und schöneTiere fraß. Den rötlichgelben Schwanz bewahrte er in seiner Sammlung von Rattenschädeln, Federn, Schnäbeln, Krallen, Eisennägeln, Metalldornen und Münzen auf.
    Romotschka und Grauer Bruder hatten die erste gesunde Katze mitgebracht, die das Rudel je erlegt hatte, und mit dieser Beute war Romotschkas Rang als Jäger endlich gesichert.
     
    ~
     
    An der Hintertür des Restaurants Roma schloss Romotschka Freundschaft mit der Köchin. Mamotschka schien sie zu kennen. Romotschka, der im Schatten saß und seine Mutter beobachtete, sah ihre Angst und ihre Freude. Ihm wurde ganz weich ums Herz, als er zusah, wie die vorsichtige Mamotschka einen Teller Spaghetti mit Fleischklößchen verschlang. Die Köchin, die dicken Arme vor ihrem großen Busen verschränkt, sprach die ganze Zeit über leise mit ihr, und Mamotschkas Ohren blieben beim Fressen flach am Kopf liegen; ihr Blick war sanft, ja geradezu vertrauensvoll.
    Beim nächsten Mal kamen auch Goldene Hündin und Schwarzer Rüde mit, die beide in der Gasse blieben, während Romotschka mit Mamotschka in der Lichtpfütze an der Hintertür des Roma wartete. Mamotschka bellte kurz und setzte sich erwartungsvoll und mit wedelndem Schwanz hin. Die Köchin kam heraus und blieb unvermittelt stehen, als sie Romotschka sah.
    »Guter Hund Kleine Mutter hat mich hergebracht«, sagte Romotschka schnell. Mamotschka blickte beim Klang seiner Stimme überrascht auf, leckte seine Hand und wedelte weiter mit dem Schwanz.
    »Ich dachte, sie wäre ein Streuner«, erwiderte die Köchin stirnrunzelnd.
    »Ja«, sagte Romotschka. »Ich auch.« Er hielt vier Finger hoch. »Vier Hunde.« Und er rief Goldene Hündin und Schwarzer Rüde aus dem Schatten herüber. Die blieben jedoch misstrauisch und hielten

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