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Dog Boy

Dog Boy

Titel: Dog Boy Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Hornung
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Ausgelassenheit, und schon bald rannte auch Romotschka zusammen mit Grauer Bruder und Weiße Schwester im Keller herum, bis er keine Lust mehr hatte und sich aufs Nest fallen ließ. Welpe saß grinsend, mit weit aufgerissenen Augen vor ihnen, bereit, sich zu ducken und wegzurennen, sobald sich einer von ihnen in seine Richtung bewegte.
    Romotschka wünschte, Welpe würde einschlafen, sodass er mit den anderen nach draußen gehen konnte. Endlich ließ Welpe sich seufzend auf den Bauch plumpsen und legte das Kinn auf die Hände. Romotschka stand langsam auf. Welpe schloss blinzelnd die Augen. Die Hunde sahen von oben zu, wie Romotschka eine Absperrung aus Latten baute, die jeden Hund daran gehindert hätte, den Keller zu verlassen. Mit federnden Schritten sprang er den Schutthaufen hinauf zum Eingang, bereit, ein bisschen frische Luft zu schnappen, die Sonne zu genießen und vor Einbruch der Dunkelheit noch den Berg zu erkunden. Sie stellten sich an die Tür zur Straße und prüften die Luft.
    Plötzlich warf Romotschka einen Blick zurück und brüllte vor Wut. Welpe war über die Absperrung geklettert undlandete gerade auf allen vieren; dann sprang auch er den Schutthaufen hinauf, setzte sich, mit seinem schwanzlosen Hintern wedelnd, und sah sie mit flehenden, strahlenden Augen an. Romotschka wusste, wenn er hinüberrannte und über seinen kleinen Bruder herfiel, würde sich Welpe bloß auf den Rücken rollen und ihn anblinzeln.
    Romotschkas Wut war nicht frei von Eifersucht. Na ja, warum eigentlich nicht? Wenn Welpe unbedingt mitkommen wollte. Er war allmählich so groß, dass man ihn nicht ewig am Verlassen der Höhle hindern konnte. Irgendwann war es so weit. Was machte es schon, wenn ihn die Menschen sahen? Welpe war ziemlich flink; und als Rudel waren sie unbesiegbar, wenn sie zusammen waren. Eine andere schwache Stimme tief in seinem Innern sagte: Er ist ein Menschenjunge und kann nicht ewig bei uns leben. Irgendwann ist er ausgewachsen. Dann wollen ihn die Menschen bestimmt zurückhaben.
    Romotschka deutete mit der Nase verführerisch und verschlagen in die Welt da draußen, und Welpe kam, zitternd vor Freude, angerannt.
    Als sie die Freifläche erreichten, war Romotschka noch immer verärgert, doch dann ließ er sich von Welpes verrückter Freude anstecken, und beide liefen in großen Kreisen kläffend und bellend umher. Welpe hatte unglaublich blaue Augen und langes, strohblondes Haar. Beinahe hätte Romotschka ihr Spiel unterbrochen, um Welpe eingehender betrachten zu können. Er war viel größer und massiger, als er selbst in diesem Alter gewesen war. Sein glattes goldenes Haar blitzte und funkelte in der Sonne, das blasse Gesicht war gerötet, die roten Lippen geöffnet und die seltsam flachen weißen Zähne entblößt. Welpe war das hübscheste Kind, das Romotschka je gesehen hatte. Sein leichtfüßiger, flinker Gang war verblüffend, und es erfüllte Romotschka mit Stolz, dass Welpe zu ihnen gehörte. Er fing ein paar Grashüpfer für diesen neuen Bruder und verspürte eine seltsame Besorgnis, während er beobachtete, wie der hübsche kleine Junge die Insekten zerkaute.
    Ein trockener goldener Dunst hing in der allmählich wärmer werdenden Luft. Sie jagten sich gegenseitig über die Freifläche und liefen um die Wette, um die weißen und gelben Blumen fressen zu können, von denen es im Gebüsch nur so wimmelte.
    Bald ließ Welpe sich nicht mehr davon abhalten, nach draußen zu gehen. Er war nicht mehr zu bändigen. Er lief auf die Menschen zu, folgte ihnen und schlüpfte in ihre Häuser. Bellte Kinderwagen an und versuchte hineinzuspringen. Nahm Süßigkeiten entgegen und alles andere, was die Menschen ihm schenkten. Er stürzte sich auf die Welt, als würde er seine zurückkehrende Mutter begrüßen; kläffte und brummte und knurrte ununterbrochen; hörte auf kein Warngebell und wich allen Bissen aus, jagte lieber Schmetterlingen nach, als sich zurückzuziehen; und wenn er einen Polizisten sah, rollte er sich auf den Rücken.
    Eine Woche später war er verschwunden.
     
    ~
     
    Drei Wochen lang suchte Romotschka nach Welpe, doch alle Spuren führten ins Nichts. Er saß in der Höhle, spielte mit den Dingen, die er für Welpe gesammelt hatte, fühlte sich einsam und unglücklich und biss alle fort, die ihm zu nahe kamen. Als er am Ende der dritten Woche von einem Nickerchen erwachte, sehnte er sich plötzlich danach, sich den Bauch voll Pasta zu schlagen.
    Laurentia strahlte, als sie das Rudel

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