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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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hoben die Mumienhülle aus dem Grab und legten sie im Mittelgang ab. Dann stieg Tess in die flache Grube, ging auf die Knie und begann tiefer zu graben. Nach wenigen Schlägen mit der Spitzhacke stieß sie auf etwas Hartes. Eine Welle von Adrenalin durchströmte sie. Mit den bloßen Händen machte sie sich daran, die Erde um den harten Gegenstand zu entfernen.
    «Leuchten Sie mir mal», bat sie Abdülkerim.
    Er richtete die Taschenlampe auf ihre Hände. Allmählich zeichnete sich ein dunkler, runder Gegenstand ab. Nach und nach legte Tess einen irdenen Kochtopf frei, etwa einen halben Meter im Durchmesser und kaum dreißig Zentimeter hoch. Mit angehaltenem Atem betrachtete sie den Fund, dann hob sie den Topf behutsam aus der Mulde und stellte ihn auf dem Boden ab.
    Er war vollkommen schlicht, ohne jegliche Verzierung, und der Deckel, der eine Art Schale bildete, war mit Pech versiegelt.
    Abdülkerims Blick huschte zwischen dem Topf, Tess und dem Iraner hin und her. «Was denken Sie, was darin ist?»
    «Das werden wir gleich erfahren», erwiderte Zahed.
    Er nahm Tess die Spitzhacke ab und schlug damit, ehe sie ihn hindern konnte, auf den Topf ein. Der Deckel zersprang. Zahed löste die Scherben vom Rand.
    Er nahm dem Byzantinisten die Taschenlampe aus der Hand und leuchtete damit in das Gefäß hinein. Mit einer auffordernden Geste wandte er sich an Tess. «Bitte nach Ihnen. Sie haben es sich verdient nach all der harten Arbeit.»
    Sie warf ihm einen Seitenblick zu, dann beugte sie sich über das Gefäß. Was sie darin sah, ließ ihr Herz schneller schlagen. Sie griff hinein und nahm den Inhalt heraus: zwei Kodizes – kleine, ledergebundene Bücher, nicht größer als ein gebundener Roman der Gegenwart.
    Tess hielt beide Bücher mit zitternden Händen, so behutsam, als seien sie aus hauchdünnem Porzellan, und betrachtete sie andächtig. Für einen seligen Augenblick vergaß sie alles andere – das Grauen, das iranische Ungeheuer neben ihr … Dann legte sie eins in ihren Schoß und nahm das andere näher in Augenschein.
    «Was ist das?», fragte Abdülkerim flüsternd.
    Tess löste vorsichtig den dünnen Lederriemen, der den Kodex zusammenhielt. Der hintere Einband lief in eine dreieckige Lasche aus, die über die Vorderseite gelegt war. Tess öffnete sie und schlug dann langsam den Kodex auf.
    Die Seiten aus goldbraunem Papyrus waren brüchig und an den Rändern teilweise zerfallen. Tess wagte es nicht, auch nur eine einzige Seite umzublättern, aus Angst, das Manuskript zu beschädigen. Die Schrift auf der ersten Seite genügte, um zu erkennen, was sie vor sich hatte.
    «Alexandrinische Lettern», sagte sie. «Es ist in Griechisch geschrieben.»
    «Was steht da?», wollte der Iraner wissen.
    Tess las, dann sah sie zu Abdülkerim auf und hielt ihm das Buch hin. Trotz des schwachen Lichts war ihr das Staunen deutlich am Gesicht abzulesen.
    Der Byzantinist war mit dem Griechischen bestens vertraut. «‹Das Evangelium der Vollkommenheit›.» Er sah Tess an. «Davon habe ich noch nie gehört.»
    «Ich auch nicht. Aber es ist Griechisch.
Koine-Griechisch
», sagte Tess mit Betonung.
    Allmählich begriff der Byzantinist, und sein Gesicht nahm einen verblüfften Ausdruck an. Auch Tess schien völlig fasziniert. Dem Iraner entging das nicht.
    «Was ist so Besonderes daran, dass es Griechisch ist?», wollte er wissen.
    «Koine-Griechisch war in der Römerzeit im Nahen Osten die Lingua franca, die allgemeine Verkehrssprache. Evangelien, die ungefähr zu Lebzeiten Jesu verfasst wurden, müssten in dieser Sprache geschrieben sein. Es sind aber keine Originale aus der damaligen Zeit erhalten. Die ältesten erhaltenen Bibeln sind zwar in griechischer Sprache, aber sie stammen aus dem 4. oder 5. Jahrhundert. Die älteren Texte, die wir haben, sind nicht biblisch. Es sind nichtkanonische, gnostische Evangelien, wie das Thomasevangelium, das 1945 in Ägypten gefunden wurde. Es handelt sich dabei immer um koptische Übersetzungen früherer griechischer Texte.» Sie hielt den Kodex hoch. «Das hier ist nicht Matthäus, Markus, Lukas oder Johannes. Aber es ist in Koine-Griechisch verfasst, und das bedeutet, es ist ein Original. Keine Übersetzung. Es ist womöglich das älteste vollständige Evangelium, das je gefunden wurde.»
    Der Byzantinist starrte Tess und Zahed fassungslos an. «Warum ist es hier? Woher wussten Sie davon?»
    «Was ist mit dem anderen?», fragte der Iraner, ohne Abdülkerim zu beachten.
    Tess legte den

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