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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Heilige Schriften. Eine Geschichte, eine Fabel, eine mythische Erzählung, die irgendwer vor Urzeiten einmal aufgeschrieben hat.
    Aber diese konkurrierenden christlichen Strömungen damals waren sehr, sehr anders. Und ihre Evangelien, ihre heiligen Schriften beruhten auf ganz anderen Ereignissen und Überzeugungen als die des Neuen Testaments. Jemand hat Jesus als Buddha-ähnlichen Prediger beschrieben, der seine Geheimnisse nur im engsten Kreis der Eingeweihten enthüllte. Andere stellen ihn als Revolutionsführer dar, der mit Gewalt die Armen von der Unterdrückung durch die Römer befreien wollte. Bei wieder anderen ist Jesus ein göttlich inspirierter Führer zu spiritueller Erleuchtung, der Dinge gesagt hat, die man gut dem New Age zuschreiben könnte –
‹Du hast den Geist gesehen, du wurdest Geist, du hast Christus gesehen, du wurdest Christus. Du hast den Vater gesehen, du wirst Vater werden.›
Sie haben völlig unterschiedliche Auffassungen von der ganzen Debatte um die Menschlichkeit oder Göttlichkeit Jesu und darüber, wie wir Erlösung erlangen können – auch wenn es im Kern meist darum geht, die wahre Bedeutung der Worte Jesu zu begreifen und die Wahrheit über unser eigenes göttliches Selbst zu erkennen. Und zwar ohne Priester oder Kirchen oder seltsame kannibalistische Rituale, wie den Leib Christi zu essen und sein Blut zu trinken.
    Und die Verfechter dieser nicht kanonischen Evangelien werden dir erzählen, dass sie älter sind als die vier, die in die Bibel aufgenommen wurden. Sie werden behaupten – und es gibt reichlich Hinweise, die diese These stützen –, dass die vier kanonischen Evangelien stark überarbeitet wurden, um den Aufbau einer organisierten Kirche in Seinem Namen zu stützen und eine Hierarchie von Bischöfen, Priestern und Diakonen einzurichten, die als rechtmäßige Nachfolger der Aposteln Macht über ihre Anhänger ausüben. Und sie allein – das ist der Knackpunkt –, sie allein können ewige Erlösung spenden. Das haben sie erreicht. Sie haben ihren Ausschließlichkeitsanspruch durchgesetzt. Vergiss nicht, vor dem Christentum haben die Völker im Römischen Reich die verschiedensten Götter verehrt, ohne dass irgendwer ein Problem damit hatte. Es herrschte eine ungeheure Toleranz und gegenseitige Achtung, und das Konzept der Häresie und des Glaubens an ‹den richtigen Gott›, also Orthodoxie, existierte nicht. Es gab auch keine Sünde, von der wir erlöst werden mussten. Erst mit dem Christentum ist die Frage, woran jemand glaubt, in den Vordergrund gerückt – plötzlich wurde sie zum zentralen Punkt, denn davon hing es ab, ob der- oder diejenige das ewige Leben erlangen konnte.
    Puristen und treue Verfechter der Bibel wiederum werden dir erzählen, dass alles, was den kanonischen Evangelien widerspricht, zweifelhaften Ursprungs ist. Sie werden sagen, es müsse
nach
den vier Evangelien der Bibel geschrieben worden sein und die Verfasser seien durch gnostische Einflüsse ‹irregeleitet› worden. Sie bezeichnen diese Leute als ‹Häretiker›. Weißt du, was das Wort bedeutet?
Wahl.
Ganz wörtlich. Das ist die Wurzel, von der es abgeleitet ist. Es bezeichnet ganz einfach jemanden, der die Wahl trifft, etwas anderes zu glauben, nichts weiter. Aber die Sieger haben die Wahl getroffen, was wir glauben sollen. Sie haben ausgewählt, welche Schriften heilig sind und welche ‹häretisch›.
    Die Sache ist die, dass wir derzeit nicht mit Sicherheit sagen können, welche Seite im Recht ist. Wir wissen nicht, welche Schriften ‹verfälscht› sind. Das ist alles Theorie und Spekulation – weil von damals eben so wenig erhalten geblieben ist. Wir wissen nicht sicher, wann die Evangelien von Matthäus, Markus, Lukas und Johannes geschrieben wurden Oder in welcher Reihenfolge. Wir wissen es einfach nicht. Wir wissen nicht einmal, wer sie geschrieben hat, nur, dass keiner von den vieren der tatsächliche Verfasser war. Zum einen sind sie nicht in der ersten Person verfasst, und zum anderen wissen wir, dass sie lange nach dem Tod der Apostel geschrieben wurden. Aber uns wird gesagt, das seien die eigentlichen Evangelien, sie erzählten die wahre Geschichte von Jesus und seinen Lehren und alles, was davon abweicht, sei Schwindel. Nur gibt es dafür keinerlei Beweise. Im Gegenteil, es gibt Unmengen von Material, das Zweifel daran nahelegt. Die führenden Bibelgelehrten der Welt haben Bezugnahmen auf viele andere Schriften dokumentiert, andere Evangelien, die nie

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