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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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spiegelbildlich zwei majestätische Treppen nach unten führten.
    Die Sommerhitze traf ihn wie die Auspuffgase eines Busses. Nach Luft ringend, drehte Reilly sich zu Sharafi um und streckte die Hände aus. «Geben Sie mir das Buch, es behindert Sie.»
    Der Iraner, der seltsamerweise vollkommen gefasst schien, schüttelte den Kopf und drückte das Buch fest an sich. «Ich komme schon zurecht. Wohin jetzt?»
    «Keine Ahnung, Hauptsache, weg von hier», antwortete Reilly, ehe er, drei Stufen auf einmal nehmend, die nächstbeste Treppe hinunterrannte.
    Er hörte ein Funkgerät quäken, und als er einen Blick über die Marmorbalustrade warf, sah er die Mützen mehrerer Carabinieri, die ihnen von unten den Weg abschnitten. In etwa einer Sekunde würden sie den Männern auf dem Treppenabsatz begegnen – nicht gut.
    Scheiß drauf. Er wappnete sich, setzte mit einem Sprung über das Geländer, landete schwer auf den Polizisten und riss sie nieder. Für den Professor war der Weg nun frei.
    «Laufen Sie», schrie er Sharafi zu, während sich die Polizisten aufrappelten und von allen Seiten auf ihn einschlugen, versuchten, ihn an Armen und Beinen zu packen – aber es gelang ihm, sich zu befreien, und binnen kurzem hatte er den Professor wieder eingeholt.
    Seite an Seite sprinteten sie über den gepflegten Rasen des Haupthofs und von dort in einen überdachten Durchgang, der quer durch das Gebäude auf die Stradone del Giardi führte, wo am Straßenrand lange Reihen geparkter Autos standen. Reilly hielt inne und opferte ein paar kostbare Sekunden, um sich umzusehen, ob gerade irgendwo jemand ein- oder ausstieg, ein Motorrad abstellte, was auch immer. Es musste doch eine Möglichkeit geben, in den Besitz eines fahrbaren Untersatzes zu gelangen, um sich aus dem Staub zu machen. Doch das Glück war ihnen nicht gewogen, nirgends bewegte sich etwas, nirgends ertönte das Piepen einer Fernsteuerung, mit der eine Alarmanlage deaktiviert wurde, und dann erschienen die nächsten Carabinieri, die vom anderen Ende der Straße her, in vielleicht hundert Metern Entfernung, auf sie zurannten.
    Reilly dachte fieberhaft nach, versuchte sich auf den Stadtplan zu besinnen, den er sich in der Eile nur flüchtig hatte einprägen können, ehe er zu seiner unglückseligen Unternehmung aufgebrochen war. Er wusste, wo sie sich befanden, wenigstens ungefähr, aber die heilige Stadt war nicht systematisch angelegt. Sie war ein verworrenes Labyrinth miteinander verbundener Gebäude und gewundener Straßen, in dem auch der beste Orientierungssinn nicht ausgereicht hätte, um sich zurechtzufinden. Als Reilly keine Eingebung zu einem Fluchtweg kam, gewann sein Überlebensinstinkt wieder die Oberhand und trieb ihn weiter, ehe die Gefahr ihn einholte.
    Er rannte, dem Professor voran, zwischen den geparkten Fahrzeugen hindurch und eine lange, enge Straße entlang bis zu einer ausgedehnten Rasenfläche, die von zwei sich kreuzenden Wegen durchzogen war – der Giardino Quadreto, an den sich ein weiteres Museum anschloss. Hier musste er jedoch feststellen, dass sie umzingelt waren. Von allen Seiten kamen vatikanische Polizisten und Schweizergardisten auf sie zu, die sie im nächsten Augenblick erreicht haben würden. Er und Sharafi befanden sich auf offenem Gelände, und es gab keinen Ausweg, der nicht versperrt war und über den sie in den Schutz eines Gebäudes hätten flüchten können. Reilly sah sich hastig nach allen Seiten um, suchte die Ränder des offenen Platzes mit dem Blick ab, weigerte sich, das Unvermeidliche hinzunehmen – und dann kam ihm ein Geistesblitz. Mit einem Schlag wurde ihm klar, wo sie sich befanden und was es hier gab, nicht sichtbar und doch verlockend nah.
    «Hier entlang», trieb Reilly den Professor an und wies zum gegenüberliegenden Rand des herrschaftlichen Gartens, wo eine hohe Betonmauer verlief, in der es keine Pforten gab.
    «Sind Sie von Sinnen? Da ist nichts als eine Mauer.»
    «Folgen Sie mir einfach», drängte Reilly.
    Der Iraner rannte hinter ihm her – und kurz bevor sie die Mauer erreicht hatten, tat sich der Boden vor ihnen auf: Eine breite, betonierte Rampe führte in ein unterirdisches Gebäude hinab.
    «Was ist da unten?», keuchte der Iraner.
    «Das Kutschenmuseum», stieß Reilly schwer atmend hervor. «Kommen Sie.»

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Sechs
    Reilly und der iranische Professor erreichten das untere Ende der Rampe und rannten blindlings weiter.
    Das Kutschenmuseum, das jüngste Museum des

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