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Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
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Lichtung stellte sie vor Schwierigkeiten. Der einzige Weg dorthin führte über einen schmalen, gewundenen, felsigen Maultierpfad; es bestand kaum eine Chance, sich unbemerkt zu nähern. Das Motorengeräusch ihrer Fahrzeuge hätte sie lange im Voraus verraten. Reilly, Ertugrul und die türkischen Paramilitärs waren gezwungen gewesen, ihre Wagen – und Tess – etwa anderthalb Kilometer unterhalb des Zielortes zurückzulassen und die übrige Strecke zu Fuß zurückzulegen. In einem Dickicht aus jungen Linden und Gestrüpp am Rand einer kleinen Hochebene hatten sie Deckung gesucht, etwa hundert Meter von der Lichtung entfernt und ein wenig hangabwärts.
    Die zwei orangefarbenen Flecken auf Reillys Display bewegten sich nicht. Nach der länglichen Form zu urteilen, schienen sie schlafend am Boden zu liegen, was in Anbetracht der Uhrzeit nicht überraschte. Das leistungsstarke Richtmikrophon fing weder Stimmen noch Schnarchen auf. Die Frage war, wer waren die beiden Personen? War eine von ihnen die Zielperson, oder handelte es sich nur um ein harmloses Paar, das unter dem Sternenhimmel schlief? Und wenn einer der beiden der Bombenleger war, wer war dann der andere? Simmons? Oder der Besitzer des zweiten Geländewagens? Und falls Letzteres, wo war dann Simmons?
    Ihr Plan war, unmittelbar vor Sonnenaufgang zuzugreifen. Den Vorteil auszunutzen, den ihre Ausrüstung ihnen verschaffte und die Hawk, die über ihnen kreiste. Und wenn die Sache nicht nach Plan lief, würde es nicht mehr lange dauern, bis es hell wurde. Reilly sah sich um. Die Männer vom Özel Tim trafen letzte Vorbereitungen, überprüften ihre Waffen und rückten ihre Nachtsichtbrillen zurecht. Insgesamt waren es sechzehn – drei unten bei Tess, die anderen, unter Keskins Kommando, hier oben bei Reilly und Ertugrul. Sie alle stammten vom Militär und waren speziell zur Guerillabekämpfung ausgebildet. Sie waren gut ausgerüstet und schwer bewaffnet, und nach dem, was Reilly beobachten konnte, schienen sie ihr Handwerk zu verstehen.
    Reilly versuchte, seinen verkrampften Nacken zu lockern. Er sagte sich, dass es gut für sie aussah. Wenn der Kerl tatsächlich da oben war, saß der Hurensohn in der Falle, sie waren zahlenmäßig weit überlegen und verfügten über ein Vielfaches an Waffen. Aber womöglich hatte er eine Geisel. Zudem, das wusste Reilly, liefen solche Operationen selten wirklich planmäßig ab.
    Er fing Keskins Blick auf. Der stämmige Mann nickte, hob ein Megaphon und richtete es hinauf zu den beiden Geländewagen.
    «Dikkat, dikkat»,
dröhnte die Stimme des Kommandanten. Achtung, Achtung. «Sie da oben bei den Wagen», rief er auf Türkisch. «Hier ist die Jandarma. Sie sind umstellt. Kommen Sie mit erhobenen Händen heraus.» Er wiederholte die Aufforderung einmal auf Türkisch und dann noch einmal in gebrochenem Englisch mit starkem Akzent.
    Reilly spähte in die Dunkelheit hinaus, dann richtete er den Blick wieder auf sein Notebook. Die gespenstischen orangefarbenen Flecken erwachten schlagartig zum Leben. Sie bewegten sich um die Fahrzeuge herum, verschmolzen miteinander und trennten sich wieder wie Moleküle in einer Petrischale. Reillys Puls beschleunigte, als er sich vorzustellen versuchte, was sich dort oben abspielte. Sekunden verstrichen, eine Minute, dann hob Keskin sein Megaphon und ließ seine Warnung noch einmal ertönen.
    Die Formen im Display blieben einen spannungsgeladenen Moment lang miteinander verschmolzen; wieder verging fast eine Minute. Keskin warf einen Blick zu Reilly und Ertugrul, einen siegesgewissen Ausdruck auf dem markanten Gesicht.
    «Wenn das da oben harmlose Zivilisten wären, hätten sie sich bestimmt längst gemeldet», erklärte er. «Ich denke, das ist Ihr Mann.»
    «Die Frage ist nur, wer ist der andere?», bemerkte Reilly. «Ist es Simmons oder ein Komplize?»
    «Wie dem auch sei, er kann uns glauben machen, es sei eine Geisel», stellte Ertugrul fest. An den Kommandanten gewandt, fragte er: «Wie wollen Sie vorgehen?»
    «Wir geben ihnen noch etwa eine Minute. Dann werfen wir Betäubungsgranaten und greifen zu.» Er wandte sich an einen seiner Männer und gab einen knappen Befehl. Der Mann nickte, entfernte sich leise und bedeutete den anderen mit Gesten, sich bereitzumachen.
    Reilly wandte sich wieder seinem Notebook zu. Die Gestalten im Display waren noch immer zu einem einzigen Fleck verschmolzen, noch an derselben Stelle, hinter dem Discovery. Dann bewegten sie sich um das Heck des Fahrzeugs

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