Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dogma

Dogma

Titel: Dogma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Raymond Khoury
Vom Netzwerk:
herum – und jetzt trennten sie sich voneinander. Eine Gestalt blieb hinter dem Geländewagen, die andere verharrte einen Moment lang und setzte sich dann in Bewegung, aus der Deckung hinaus auf die Lichtung.
    Reilly hob sein Nachtsicht-Fernglas an die Augen, während um ihn herum kurze Rufe auf Türkisch ertönten. Er sah eine einzelne Gestalt hinter dem Discovery hervorkommen, eine blassgrüne Silhouette in einem Meer von Schwarz. Er kniff die Augen zusammen und erkannte, dass es sich definitiv um einen Mann handelte. Er kam mit langsamen, zögernden Schritten auf sie zu. Reilly warf erneut einen Blick auf sein Display. Der andere orangefarbene Fleck befand sich noch hinter dem Discovery, hatte sich jedoch weiter dem Heck des Wagens genähert.
    «Wer ist das?», fragte Ertugrul, der die näher kommende Gestalt ebenfalls mit einem Nachtsichtfernglas beobachtete.
    «Noch nicht zu erkennen», erwiderte Reilly, ohne die Gestalt aus den Augen zu lassen.
    Der Mann kam über den schmalen Pfad weiter auf sie zu. Jetzt konnte man ihn durch die 3,5-fach vergrößernden Linsen deutlich ausmachen. Sein Gesicht wurde erkennbar, das lange Haar, die athletische Statur.
    «Nicht schießen», zischte Reilly. «Das ist Simmons.»
    Ein paar Kommandos auf Türkisch wurden durch die Reihe der Paramilitärs weitergegeben. Simmons war jetzt kaum noch fünfzig Meter entfernt, sodass Reilly Einzelheiten ausmachen konnte. Der Archäologe trug eine Windjacke und hielt die Arme hinter dem Rücken, und als er sich umblickte, konnte Reilly sehen, dass sie mit Klebeband gefesselt waren. Auch sein Mund war mit einem Streifen Klebeband verschlossen.
    Der andere Fleck auf dem Display befand sich noch immer hinter dem Discovery in Deckung.
    Simmons war noch knapp dreißig Meter entfernt, als Keskin einen weiteren Befehl rief. Ein halbes Dutzend Männer in Kampfanzügen, mit schwarzen Sturmhauben und Nachtsichtbrillen stürmten von allen Seiten hinter Bäumen und Felsen hervor und auf Simmons zu, packten ihn und brachten ihn zu den anderen in Sicherheit.
    Reilly starrte gebannt auf Simmons. Der Archäologe schien völlig verzweifelt, geradezu panisch, wand sich, schüttelte heftig den Kopf, wehrte sich gegen die Männer vom Kommandotrupp und stieß einen durch das Klebeband erstickten, hohen Klagelaut aus.
    In Reillys Kopf schrillten Alarmsirenen.
    Warum wehrt er sich so? Warum ist er nicht überglücklich?
    Dann fiel sein Blick auf die dünne Windjacke, die Simmons trug. Der Reißverschluss war bis zum Hals geschlossen, und die Jacke wirkte viel aufgeplusterter, als er es an diesem Windsurfer mit dem Waschbrettbauch erwartet hätte.
    O shit.
    Mit einem Schlag begriff er, sprang auf, winkte heftig mit beiden Armen und schrie aus Leibeskräften: «Nein, weg von –»
    In diesem Moment explodierte Simmons.

[zur Inhaltsübersicht]
Kapitel Einunddreißig
    Für einen Moment erhellte blendend grelles Licht die Nacht. Eine Nanosekunde später traf die Druckwelle Reilly so heftig, dass ihm die Luft wegblieb. Sie riss ihn von den Füßen und warf ihn rücklings auf den von Schotter bedeckten Boden. Für einen Augenblick waren all seine Sinne betäubt, und er versank in Dunkelheit und Stille, wie von einer Blase umschlossen.
    Es war nicht die kleine Sprengladung in dem Gürtel. Die hätte nur Simmons getötet und sonst niemanden, wenn derjenige nicht gerade auf ihm gelegen hätte.
    Nein, das hier war ein gänzlich anderes Kaliber.
    Es waren an die dreißig Pfund Plastiksprengstoff, die am Körper des Archäologen befestigt waren. Eine Sprengladung wie bei einem ausgewachsenen Selbstmordattentat. Und die Wirkung war verheerend.
    Als Reilly wieder zu sich kam, hörte er nichts als seinen eigenen heiseren Atem. Sein Kopf war schwer, und er hatte den Gleichgewichtssinn verloren, als sei er irgendwo tief unter Wasser und könne nicht ausmachen, wo oben und unten war. Seine Sicht war verschwommen, aber aus den vagen Formen, die in seinem Blickfeld Gestalt annahmen, schloss er, dass er auf dem Rücken lag. Er versuchte, seine Arme und Beine zu bewegen, doch sie gehorchten ihm nicht sofort. Mit zusammengebissenen Zähnen wälzte er sich unter Aufbietung seiner ganzen Willenskraft langsam auf die rechte Seite – er wollte sich vergewissern, dass noch alle Gliedmaßen da waren. Zugleich überflutete ihn panische Angst, dass das nicht der Fall war. Er hob die Hände – sie waren beide noch da. Mit einer Hand griff er nach der Pistole im Halfter, zuckte jedoch

Weitere Kostenlose Bücher