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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Aufgabe. Sind wir
     jetzt endlich fertig?«
    »Vorläufig können
     Sie gehen, Frau Schleißheimer. Aber miteinander fertig sind wir noch
     lang nicht. Und erschrecken Sie nicht, wenn Sie nach Hause kommen. Die
     Spurensicherung sieht sich noch immer bei Ihnen um, wird aber alles wieder
     an seinen Platz zurückstellen. Es geht schon nichts kaputt, Ihre
     Mutter ist eine strenge Gouvernante.«

 
    8
    FEUERSANG HATTE das Schleißheimer
     Domizil verlassen, war schnurstracks zum Haus gegenüber gegangen und
     läutete nun an. Von Frau Thame wusste er, dass Donatella Hojasch zu
     Hause war. Das Heim der geschiedenen Buchhalterin war fraglos eines der
     schönsten Anwesen in der Dorngasse, schien aber die Besitzerin nicht
     über ihr Alleinsein hinwegzutrösten, wie Frau Thame dem
     Ermittler lang und breit erläutert hatte.   
    Da einsame Menschen ihrer
     Umgebung mitunter erhöhte Aufmerksamkeit widmen, rechnete Feuersang
     durchaus mit Beobachtungen, die Frau Hojasch am Samstagnachmittag gemacht
     haben könnte.
    Er wurde nicht enttäuscht.
     Die sehr gepflegte Fünfzigerin lud ihn umgehend zum Kaffee ein, was
     er dankend ablehnte, hatte er doch bereits mit Frau Thame drei Cappuccini
     getrunken. Frau Hojasch bat ihn in ihren noblen Salon und bestätigte
     ihm dort prompt, was er wissen wollte. Ja, Frau Schleißheimer sei am
     Samstag um vierzehn Uhr fünfundvierzig mit ihrem VW-Floh weggefahren.
     Sie, Donatella Hojasch, habe dabei rein zufällig auf die Uhr gesehen.
    Statt sich zu bedanken und zu
     verabschieden, beging Feuersang nun den Fehler zu fragen, was Frau Hojasch
     sonst noch über die Familie Schleißheimer wüsste. Dem
     Schwall an Beredsamkeit, dem er daraufhin ausgesetzt wurde, konnte er sich
     erst nach mehreren vergeblichen Anläufen entziehen. Als Frau Hojasch
     ihre Suada wieder einmal kurz unterbrach, um Atem zu holen, stand er
     geistesgegenwärtig auf und verließ fluchtartig das Haus.
    Immerhin hatte er erfahren,
     dass der Ermordete ein unterdrückter Pantoffelheld gewesen war, dass
     Salli nie weniger als drei Liebhaber gleichzeitig an der Hand hatte und
     sich viel zu wenig um die arme Chrissie kümmerte, weshalb diese wohl
     eher die Oma als ihre Familie betrachtete, und dass Salli zudem noch eine
     miserable Hausfrau und Nachbarin war. Sie ließ ihr durchaus
     ansehnliches Heim verwahrlosen, und anstatt ihren Wagen in die Garage zu
     stellen, parkte sie ihn regelmäßig draußen auf der
     Zufahrtsstraße, wo die Rostlaube nichts zu suchen hatte. Dass die
     Schleißheimers im Winter weder vor dem Haus noch auf dem Gehsteig
     Schnee schaufelten, war ohnehin ein jedes Jahr wiederkehrendes Ärgernis.

 
    9
    DIE FILIALE der Linzer
     Sparkasse befand sich im Zentrum von Bad Hofgastein, nur einen
     Katzensprung vom Gendarmerieposten entfernt. Kotek ging die wenigen
     hundert Meter zu Fuß, obwohl sich der zuvor noch heitere Himmel
     mittlerweile lückenlos bezogen hatte.
    Sie hätte sich den Weg
     sparen können. Jean Pierre Regenmandl war weder in der Bank
     anzutreffen, noch ging er an sein Handy oder an den Hausanschluss seiner
     Villa. Dort meldete sich stattdessen die Haushälterin, eine gewisse
     Vesna Simcits, und teilte Kotek lapidar mit, der Herr Direktor sei für
     den Rest des Tages nicht zu erreichen. Die Stimme der Frau klang belegt
     und brüchig, als hätte sie Sekunden zuvor noch mit starken
     Emotionen zu kämpfen gehabt.
    Feuersang wartete vor dem
     Posten auf seine Kollegin. Sie stieg zu ihm in den Wagen und erzählte
     ihm von ihrem vergeblichen Versuch, Regenmandl zu erreichen. Er fuhr
     sofort los, ohne dass sie sich auf ein Ziel verständigt hatten. Für
     ihn war klar, dass Kotek sich einen solchen Affront nicht gefallen lassen
     würde – weder vom Filialleiter einer Provinzsparkasse noch von
     irgendjemandem sonst. Regenmandl hatte am Vortag von seiner Geliebten
     erfahren, dass er vernommen werden sollte, und war zudem an diesem Morgen
     offiziell von Höllteufel über die anstehende Befragung
     informiert worden. Jetzt aber ließ er sich verleugnen und zählte
     daher nicht nur wegen Schleißheimers Tonbandmitschnitts zu den Verdächtigen.
     Auch ohne Durchsuchungsbeschluss hätte Kotek unter diesen Umständen
     sein Haus auf den Kopf stellen lassen.
    Das Anwesen befand sich in
     der Ortschaft Breitenberg im Nordwesten des Markts Bad Hofgastein und war
     vom Zentrum aus in wenigen Minuten zu erreichen. Es unterschied sich nicht
     so sehr durch seine Größe von

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