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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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Johnny hat seine und Julies Anwesenheit hier am
     Samstagnachmittag bereits bestätigt.«
    »Ah, so läuft also
     der Hase? Tut mir leid, liebe Lotte, aber ich werde mir den Schwarzen
     Peter nicht zuschieben lassen! Kann es sein, dass deine und Johnnys
     Falschaussage etwas mit unsrer vorhin schon angesprochenen Jugendzeit zu
     tun haben?«   
    Die liebe Lotte schnappte
     nach Luft, sodass sie erst nach einigen Sekunden antworten konnte: »Wie
     … wie kannst du nur? Wie kannst du diese Zeit damals mit den
     heutigen Ereignissen verbinden? Das ist doch pervers.« Dann begann
     sie zu schreien: »Das eine hat mit dem anderen doch überhaupt
     nichts zu tun. Du willst dich doch nur rausreden! Du hast deinen Mann
     umgebracht, dieses abartige Schwein! Wahrscheinlich hat er sich auch an
     Chrissie vergriffen!« Wieder bildeten sich dicke Schweißperlen
     auf ihrer Stirn.
    Kotek nahm ihr das Handy ab.
     »Hallo, Frau Schleißheimer? Ich glaube, eine Fortsetzung
     dieses Gesprächs hat wenig Sinn, aber wir beide müssen uns heute
     noch einmal unterhalten. Ich weiß, Sie wurden bereits vormittags von
     uns auf den Posten zitiert, dann war die Spusi bei Ihnen, und jetzt kommen
     wir schon wieder, aber es muss leider sein. Und keine Angst, wir haben
     nicht vor, Ihre Tochter zu vernehmen. Unsere Psychologin, Frau Wächter,
     hat uns das strikt untersagt. Aber Sie, Frau Schleißheimer, Sie könnten
     Chrissie jetzt mal nach ihrer Freundin Julie fragen. Vielleicht kann sie
     uns ja einen Hinweis geben.«
    »Nun gut, ich werde es
     versuchen. Einen kleinen Moment. – Hallo, Liebling, sag mal, hast du
     eine Ahnung, wo Julie sein könnte? Sie wird schon längere Zeit
     vermisst.«
    Es war illusionär, von
     einer traumatisierten Jugendlichen eine Antwort zu erhoffen, und wie zu
     erwarten, hörten die am Handy lauschenden Ermittler zunächst gar
     nichts – bis dann urplötzlich ein unartikuliertes Gebrüll
     an ihre Ohren drang: »Julie, Julie! Ich kann den Namen nicht mehr hören!«
    Nicht nur Kotek fühlte
     sich von Chrissies explosivem Gefühlsausbruch förmlich überrumpelt,
     da kippte die Stimme des Mädchens auch schon in kreischenden Diskant:
     »Papa ist tot! Hörst du? Tot! Tot! Tot! Und dieses Aas, diese
     blöde Nutte hat ihn auf dem Gewissen!« Ihre Stimme brach endgültig.
     »Aber natürlich, wenn es um unsre Familie geht, hast du ja wie
     immer von nichts eine Ahnung!«
    »Chrissie, wie …
     wie redest du mit mir? Aber … ja, ich geb’s zu, ich hab
     wirklich keine Ahnung. Was ist mit Julie? Was hat sie mit Papas Tod zu
     tun?«
    »Die Kanaille hat mich
     angerufen«, würgte Chrissie hervor. »Gestern, als ich auf
     dem Erntedankfest war. Es war so was von krass. Ganz cool hat sie gesagt:
     ›Julie, dein Dad ist tot. Erstochen. Seine Leiche liegt in der
     Rettenwänd-Hütte, und überall ist Blut.‹ Dann hat
     sie einfach aufgelegt.«
    Ihre Stimme klang nun so
     laut, als würde sie sich in unmittelbarer Nähe des Handys
     befinden. Ihre Mutter musste sie in die Arme genommen haben, denn in
     diesem Augenblick löste sich der ungeheure Albdruck, und der ganze
     Jammer brach aus Chrissie heraus. Sie schluchzte so herzzerreißend,
     dass auch Lotte Heinrich die Tränen wieder in die Augen traten.
    Die Verbindung brach ab.
     Salma Schleißheimer hatte aufgelegt. Kotek versuchte erst gar nicht,
     sie nochmals zu erreichen, sondern wählte gleich eine andere Nummer.
    »Matthias? Gebt die Schülerin
     Julie Heinrich in die Fahndung, und zwar unverzüglich! Kennzeichen?«
     Sie sah Lotte Heinrich auffordernd an.
    »Julie ist vierzehn«,
     antwortete diese leise, »eins zweiundsechzig groß, dunkelblond
     und hat blaue Augen. Vorgestern ist sie in Jeans und rotem Sweater aus dem
     Haus gegangen.«
    »Habt ihr alles
     verstanden, Matthias?«, fragte Kotek. »Das Mädchen ist möglicherweise
     eine Zeugin, vielleicht sogar Augenzeugin vom Mord an Schleißheimer.
     Es ist sicher schwer traumatisiert und hält sich vermutlich irgendwo
     versteckt.«
    »In Ordnung, ich hab’s
     auf Band«, gab Höllteufel Bescheid. »Außerdem hat
     unsre Gendarmerieschülerin Tina alles mitgeschrieben. Bis später!«
    »Moment noch«,
     sagte Kotek, einer plötzlichen Eingebung folgend. »Um diese
     Zeit machen doch einige Almen bereits dicht, nicht wahr? Lasst diese Hütten
     in der Gadaunerer Hochalm überprüfen. Durchaus möglich,
     dass sich Julie irgendwo Zugang verschafft hat. Ich werde gleich die Spusi
     anweisen,

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