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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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tägliche Straße
     finanzieren konnte.«
    »Waren denn auch Kokain
     oder andere Drogen im Spiel, um die Mädchen gefügig zu machen?«
    »Gelegentlich.«
     Die plötzliche Einsilbigkeit Salma Schleißheimers ließ
     Kotek dieses Thema nicht weiterverfolgen.
    »Sie sagten eben, auch
     Ihr Freund Regenmandl wurde immer reicher. Seine Karriere kann ich mir gut
     vorstellen. Sein Wohlstand wird proportional zu den Connections gewachsen
     sein, aber wie war das bei Häuslschmied? Warf sein Friseurgeschäft
     wirklich so viel ab, dass er sich so ein kriminelles und schweinisches
     Hobby leisten konnte?«
    »Da muss ich leider
     etwas unscharf bleiben. Hans Häuslschmied hatte Amanda Münzner,
     die Erbin eines kleinen, aber feinen Hotels, geheiratet und richtete sich
     nach dem Krieg nicht nur einen Frisiersalon, sondern gleich deren drei
     ein, wobei alle drei relativ gut liefen. Schließlich frequentierten
     viele alte Kameraden und deren Familien seine Geschäfte. Außerdem
     soll Hans auch mit Spekulationen an der Börse Glück gehabt
     haben. Muss er ja wohl auch, wenn man an das traumhafte Landhaus hoch
     über dem Millstättersee denkt oder an den weißen Bungalow
     bei Rovinj mit vorgelagertem Bootshaus und Achtunddreißigfuß-Segeljacht
     – übrigens in Sichtweite zu Johnnys Villa, die etliche hundert
     Meter landeinwärts liegt – und nicht zuletzt an seine
     zahlreichen superteuren Benzinkutschen.«
    »Alte Kameraden? Das
     klingt nach Flieger, Fallschirmjäger oder gar SS.«
    »Sie sagen es. Häuslschmied
     war wie etliche andere Gasteiner auch bei der Waffen-SS, woraus übrigens
     nie ein Geheimnis gemacht wurde. Im Krieg hatte er auch gute Beziehungen
     zur kroatischen Ustascha, das weiß ich von Johnny.«
    »Wenn Häuslschmied
     aber schon vor Jahren verstorben ist, wer sind dann seine gesetzlichen
     Erben? Seine Kinder?«
    »Er hatte keine,
     jedenfalls keine offiziellen. Alles, was er besaß, gehört heute
     seiner Frau Amanda, die inzwischen dreiundachtzig ist und angeblich
     Alzheimer oder die Binswanger-Krankheit hat, wie behauptet wird, was aber
     letztendlich auf dasselbe hinausläuft. Das Hotel hat sie vor ein paar
     Jahren verkauft und lebt seither als Privatier in ihrer Villa in
     Gadaunern.«
    »Und wie lange hat
     dieses Martyrium für Sie, für die anderen Mädchen und die
     beiden Buben gedauert?«, kehrte Kotek wieder zum Kernthema zurück.
    »Für mich zwei
     Jahre, dann hat mich Johnny da rausgeholt. Er hatte gewisse Talente an mir
     schätzen gelernt und eine kleine Schwäche für mich
     entwickelt. Eines Abends passte ihm nicht mehr, dass sich manchmal auch
     seine Kumpane an mir vergingen. Die hatten nichts gegen meinen Abgang,
     denn mittlerweile war ich beinahe sechzehn und für ihren Geschmack
     ohnehin zu alt und üppig. Mit Drohungen und einer ansehnlichen
     Abfindung versicherte man sich meiner Diskretion und ersetzte mich durch
     eine dünne Elfjährige, Lottes jüngere Schwester Steffi.«
    »Grauenhaft«,
     entschlüpfte es Kotek trotz aller berufsbedingten Abgebrühtheit.
     »Was für ein Vater. Für solche Menschen wünscht man
     sich die Jenseits-Vorstellungen des Mittelalters zurück.«
    Salma Schleißheimer ließ
     Koteks Gefühlsausbruch unkommentiert.
    »Und wie lange dauerte
     es noch für Ihre Leidensgenossen?«, wiederholte Kotek ihre
     Frage.
    »Noch ein Jahr, dann
     war von einem Tag auf den andern Schluss. Der Auslöser war der
     unberechenbare und schwer auf Linie zu haltende Wuschzn-Charly. Ein
     kinderloser Onkel seiner verstorbenen Frau Else hatte ihm, genauer gesagt
     seinen Töchtern Lotte und Stefanie, einen stattlichen Bauernhof und
     einige Hektar Wald im Innviertel vermacht. Statt aber nun stillschweigend
     seine Schulden abzutragen und sich so aus der Abhängigkeit von der
     Quadriga zu lösen, riss Charly das Maul in den Gasthäusern
     Gasteins noch weiter auf als bisher.«
    »Was zur Folge hatte,
     dass sich seine Gläubiger bei ihm anstellten?«, vermutete
     Kotek. Schleißheimer nickte.
    »Anscheinend hatte er
     dann aber doch einen lichten Moment, vielleicht auch nur eine sentimentale
     Anwandlung. Jedenfalls begriff er, dass er schon wieder dabei war, die
     Zukunft seiner Kinder zu verspielen, und zog die Notbremse. Mit Johnnys
     nicht ganz uneigennütziger Hilfe hat er das Erbe der Kinder in einer
     Nacht-und-Nebel-Aktion veräußert und damit sein eigenes Haus
     weitgehend von den Hypotheken befreit.«
    »Und was haben die Mädchen
     dazu

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