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Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
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gespritzt.« Sie grinste, wohl wissend,
     womit sie Feuersang eine Freude machen konnte. »Ich fahre, Leo.«
    Ihr Kollege strahlte wie ein
     frisch lackiertes Schaukelpferd.
    Das Abendmenü bestand
     aus Frittatensuppe, Wiener Schnitzel mit Reis und gemischtem Salat und
     einer Kardinalsschnitte als Nachspeise. Kotek, die an Wochentagen abends
     gewöhnlich gar nichts aß, empfand nach dem entfallenen
     Mittagessen keinerlei Gewissensbisse.
    Feuersang nahm ebenfalls die
     Frittatensuppe, als Hauptspeise aber das durch das ganze Lokal verführerisch
     duftende Bauchfleisch mit Knödel und Grammel-Krautsalat und als
     Nachspeise einen besoffenen Kapuziner.
    »Und jetzt erst einmal
     eine Weiße«, schloss er seine Bestellung ab, ehe die Kellnerin
     noch nach seinem Getränkewunsch fragen konnte.
    Während der deftigen
     Mahlzeit sprachen sie nicht über den Fall, aber eine Bemerkung konnte
     sich Feuersang doch nicht verkneifen: »Mich wundert es wirklich,
     dass Oskar sich noch nicht gemeldet hat. Diese vornehme Zurückhaltung
     ist ja sonst nicht gerade seine Art – jedenfalls nicht bei einem so
     spektakulären Fall.«
    Kotek lächelte. »Ich
     habe mit ihm um einen Karton seines Lieblingsweins gewettet, dass er es
     nicht schafft, uns bis zur Heimfahrt in Ruhe zu lassen.«
    »Das heißt im
     Klartext, dass du dich bei ihm melden sollst, sobald wir das Tal
     verlassen. Oder willst du vorher etwa noch einmal bei der Bachblüten-Lotte
     vorbeischauen?«
    »Nein. Nach der
     Vernehmung ihrer Busenfreundin Schleißheimer hatte ich es zwar vor,
     aber für heut ist es wirklich genug. Sie steht morgen als Erste auf
     meiner Liste. Übrigens werde nicht ich bei Oskar rapportieren,
     sondern du wirst das übernehmen. Schließlich bin ich der
     Fahrer, darf also nicht abgelenkt werden.«
    »Ach, so läuft der
     Hase also? Das lässt deine Großzügigkeit, was den
     Rollentausch hinterm Lenkrad anlangt, nicht mehr in ganz so strahlendem
     Licht erscheinen.«
    »Tja, so kommen einem
     die Illusionen über seine Mitmenschen Stück für Stück
     abhanden.«
    Erst beim Kaffee begannen sie
     den Ermittlungsstand zu reflektieren und zu analysieren.
    »Sehen wir von uns
     nicht bekannten Missbrauchsopfern und deren Angehörigen einmal ab,
     dann kommen vorläufig welche Personen als Mörder von Schleißheimer
     in die engere Wahl?«, eröffnete Kotek das Briefing. »Wer
     hatte ein starkes Motiv, Zeit, Gelegenheit und kein plausibles Alibi?«
    »Weit vorne auf der
     Kandidatenliste steht für mich die Bachblüten-Lotte«, resümierte
     Feuersang. »Sie wurde in ihrer Jugend jahrelang sexuell ausgebeutet
     und erfährt nun, dass das Leben ihrer Tochter eine ganz ähnliche
     Richtung genommen hat. Da muss man sich über den Schweißausbruch
     nicht wundern. Die entscheidende Frage aber ist: Wann genau hat sie davon
     erfahren? Sollte sie schon vor Tagen dahintergekommen sein, passt die
     Schlachtplatte in der Rettenwänd-Hütte zu einem entfesselten
     Muttertier wie die Faust aufs Auge. Zeit und Gelegenheit, an dem geschäftigen
     Samstag vor dem Erntedankfest ungesehen in die Gadaunerer Hochalm zu
     fahren, hätte sie – neben anderen – locker gehabt, und
     das Alibi, das sie und Regenmandl sich gegenseitig für den
     Samstagnachmittag geben, kann man sowieso vergessen.«
    »Kann man«, bestätigte
     Kotek. »Auf das Alibi kommen wir später noch zurück. Zunächst
     ist außer einem Mord aus Hass auf den Kinderschänder auch ein
     Präventivmord in Betracht zu ziehen. Wir müssen davon ausgehen,
     dass Fredl Schleißheimer etwas über Lotte Heinrich wusste, das
     uns seine Witwe nicht erzählt hat. Vielleicht hatte er es von Julie
     erfahren oder aus den Unterlagen, die er Regenmandl gestohlen hat.«
    »Es ist schon
     ausgesprochen seltsam, dass so gar nichts Persönliches von Lotte
     Heinrich in ihrem Haus gefunden wurde«, merkte Feuersang an. »Entweder
     hat sie belastendes Material rechtzeitig beiseitegeschafft …«
    »… oder«,
     setzte Kotek fort, »es wurde ihr schon vor Tagen von jenen Personen
     entwendet, die bei ihr ein und aus gehen und die ich der Einfachheit
     halber jetzt mal den Laderdinger Kreis nenne …«
    »… welchem
     Regenmandl, der alte Czerwenka, Salma Schleißheimer und eben Lotte
     Heinrich angehören«, ergänzte wiederum Feuersang, »während
     die Übrigen entweder verstorben, verschollen oder von Gastein
     weggezogen sind.«    
    Die Mehlspeisgabel mit dem
     ansehnlichen Stück

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