Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dohlenflug

Dohlenflug

Titel: Dohlenflug Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Georg Gracher
Vom Netzwerk:
unterschrieben,
     da wett ich drauf. Aber auch das muss noch nicht des Pudels Kern sein.
     Was, wenn man ihm nicht nur den Überbrückungskredit versprochen
     hat, sondern mehr – viel mehr?«
    Feuersang nickte anerkennend.
     »Du bist heut echt groß in Form. Zunächst war ich auf die
     Bachblüten-Lotte fixiert, dann hast du mir John Silver schmackhaft
     gemacht –«
    »Und dabei haben wir
     noch gar nicht aufgezählt, was der wohlbestallte Regenmandl alles
     verlieren kann«, flocht Kotek ein.
    »Egal, jedenfalls ist
     jetzt Blaulicht-Pauli mein Favorit. Er hat ein lausiges Alibi und steht
     mit Frau und Kindern dank seines genial verschachtelten Hotel-Pachtsystems
     vor dem Ruin. Sogar die Konditorei seiner Frau läuft Gefahr, in den
     Konkursstrudel hineingezogen zu werden. Regenmandl hat ebenfalls viel zu
     verlieren, die Czerwenkas schlechtestenfalls ihren guten Ruf. Beide aber wären
     jederzeit in der Lage, Marageter finanziell unter die Arme zu greifen.«
    »Du sagst es. Aber als
     Gegenleistung musste Marageter den Schleißheimer umbringen, der für
     sie alle zu einer existenziellen Bedrohung geworden war. Dabei sollten Art
     und Weise der Hinrichtung einem ganz spezifischen Täterprofil
     entsprechen.«
    »Das eines Pädophilenmörders
     oder besser gesagt: eines -henkers.«
    Sie unterbrachen das
     Briefing, solange die Bedienung am Tisch stand, um zu kassieren. Dann
     griff Kotek Feuersangs letzte Bemerkung auf.
    »Ja, wir würden
     zunächst tatsächlich am ehesten in Richtung Pädophilenmörder
     ermitteln, hätte uns Salma Schleißheimer nicht auf eine andere
     Spur gebracht. Obwohl – so grundlegend anders ist die Spur ja nicht,
     deshalb sollten wir auch Salma nicht aus den Augen verlieren. Deine Zeugin
     Donatella Hojasch hat sie um drei viertel drei wegfahren sehen. Ob sie
     tatsächlich zu Lotte Heinrich unterwegs war, ist jedoch noch nicht
     gesichert.«
    »Mich hatte schon
     gewundert, dass du sie außen vor lässt. Aber Hand aufs Herz: Hätte
     sie uns den Tipp gegeben, wenn sie die Mörderin wäre? Sie war
     doch damals selbst Opfer.«
    »Aus Opfern werden häufig
     Täter, und das wahre Motiv unseres Täters liegt nach wie vor im
     Dunkeln. Außerdem habe ich nur gesagt, dass wir sie nicht aus den
     Augen verlieren sollten.«
    »Also hältst du
     alle vier für fähig, Fredl Schleißheimer so zuzurichten,
     wie wir ihn gefunden haben? Marageter, Regenmandl, Lotte Heinrich und auch
     die Witwe Schleißheimer?«
    »Prinzipiell ja.«
    »Was soll das nun
     wieder heißen?«
    »Erinnerst du dich? Ich
     sagte vorhin, wir müssten noch einmal über das Alibi von Lotte
     Heinrich reden. Ich neige nämlich dazu, Salma Schleißheimers
     Alibi vom Samstagnachmittag, das auch Lotte Heinrichs Alibi wäre, zu
     akzeptieren.«
    Leo Feuersang schnaufte wie
     ein überanstrengter Stier. »Und warum jetzt doch wieder?«
    Kotek grinste. Ihre Art,
     Ermittlungsergebnisse zu bewerten und zu hinterfragen, hatte Feuersang
     schon immer irritiert.
    »Es wirkt glaubwürdig,
     gerade weil die Bachblüten-Lotte es ausschlägt«, erläuterte
     sie. »Und warum tut sie das? Doch nur, weil Salma Schleißheimers
     Alibi Julie nicht mit einschließt. Da bildet Lotte Heinrich doch
     lieber ein Junktim mit Regenmandl, der selbst dringend ein Alibi braucht.
     Es wäre schon sehr interessant zu wissen, warum.«
    »Aber warum geben sich
     die Schleißheimer und der Regenmandl nicht gegenseitig ein Alibi?
     Das wäre bei einem Liebespaar doch zu erwarten.«
    »Erinnere dich. Zuerst
     hat die Schleißheimer ihrer eigenen Tochter ein Alibi gegeben
     – aus Angst, Chrissie hätte etwas mit dem Tod ihres
     Pflegevaters zu tun. Dieses Alibi ließen wir platzen. Nolens volens
     sagte sie, wo sie am Samstagnachmittag wirklich war: nämlich bei
     ihrer Freundin Lotte. Die Vernehmung fand am Posten statt, es bestand also
     keine Möglichkeit, sich mit Regenmandl abzusprechen. Außerdem
     stimmt die Chemie zwischen den beiden nicht mehr, und dafür sehe ich
     weit und breit nur einen Grund: Salma Schleißheimer hält
     Regenmandl für den Mörder, obwohl sie uns für eben diesen
     Verdacht heftig kritisiert. Wer sich so widersprüchlich und
     impulsgesteuert verhält, kann nicht der Mörder sein, es sei
     denn, er oder sie wäre Grimme- oder Oscar-Preisträger. Ähnliches
     gilt für Lotte Heinrich. Sie agiert nicht so strategisch wie unser Mörder,
     sondern dilettiert nur unter dem Druck des Augenblicks, was sie natürlich
     sehr

Weitere Kostenlose Bücher