Dohlenflug
unterschrieben,
da wett ich drauf. Aber auch das muss noch nicht des Pudels Kern sein.
Was, wenn man ihm nicht nur den Überbrückungskredit versprochen
hat, sondern mehr – viel mehr?«
Feuersang nickte anerkennend.
»Du bist heut echt groß in Form. Zunächst war ich auf die
Bachblüten-Lotte fixiert, dann hast du mir John Silver schmackhaft
gemacht –«
»Und dabei haben wir
noch gar nicht aufgezählt, was der wohlbestallte Regenmandl alles
verlieren kann«, flocht Kotek ein.
»Egal, jedenfalls ist
jetzt Blaulicht-Pauli mein Favorit. Er hat ein lausiges Alibi und steht
mit Frau und Kindern dank seines genial verschachtelten Hotel-Pachtsystems
vor dem Ruin. Sogar die Konditorei seiner Frau läuft Gefahr, in den
Konkursstrudel hineingezogen zu werden. Regenmandl hat ebenfalls viel zu
verlieren, die Czerwenkas schlechtestenfalls ihren guten Ruf. Beide aber wären
jederzeit in der Lage, Marageter finanziell unter die Arme zu greifen.«
»Du sagst es. Aber als
Gegenleistung musste Marageter den Schleißheimer umbringen, der für
sie alle zu einer existenziellen Bedrohung geworden war. Dabei sollten Art
und Weise der Hinrichtung einem ganz spezifischen Täterprofil
entsprechen.«
»Das eines Pädophilenmörders
oder besser gesagt: eines -henkers.«
Sie unterbrachen das
Briefing, solange die Bedienung am Tisch stand, um zu kassieren. Dann
griff Kotek Feuersangs letzte Bemerkung auf.
»Ja, wir würden
zunächst tatsächlich am ehesten in Richtung Pädophilenmörder
ermitteln, hätte uns Salma Schleißheimer nicht auf eine andere
Spur gebracht. Obwohl – so grundlegend anders ist die Spur ja nicht,
deshalb sollten wir auch Salma nicht aus den Augen verlieren. Deine Zeugin
Donatella Hojasch hat sie um drei viertel drei wegfahren sehen. Ob sie
tatsächlich zu Lotte Heinrich unterwegs war, ist jedoch noch nicht
gesichert.«
»Mich hatte schon
gewundert, dass du sie außen vor lässt. Aber Hand aufs Herz: Hätte
sie uns den Tipp gegeben, wenn sie die Mörderin wäre? Sie war
doch damals selbst Opfer.«
»Aus Opfern werden häufig
Täter, und das wahre Motiv unseres Täters liegt nach wie vor im
Dunkeln. Außerdem habe ich nur gesagt, dass wir sie nicht aus den
Augen verlieren sollten.«
»Also hältst du
alle vier für fähig, Fredl Schleißheimer so zuzurichten,
wie wir ihn gefunden haben? Marageter, Regenmandl, Lotte Heinrich und auch
die Witwe Schleißheimer?«
»Prinzipiell ja.«
»Was soll das nun
wieder heißen?«
»Erinnerst du dich? Ich
sagte vorhin, wir müssten noch einmal über das Alibi von Lotte
Heinrich reden. Ich neige nämlich dazu, Salma Schleißheimers
Alibi vom Samstagnachmittag, das auch Lotte Heinrichs Alibi wäre, zu
akzeptieren.«
Leo Feuersang schnaufte wie
ein überanstrengter Stier. »Und warum jetzt doch wieder?«
Kotek grinste. Ihre Art,
Ermittlungsergebnisse zu bewerten und zu hinterfragen, hatte Feuersang
schon immer irritiert.
»Es wirkt glaubwürdig,
gerade weil die Bachblüten-Lotte es ausschlägt«, erläuterte
sie. »Und warum tut sie das? Doch nur, weil Salma Schleißheimers
Alibi Julie nicht mit einschließt. Da bildet Lotte Heinrich doch
lieber ein Junktim mit Regenmandl, der selbst dringend ein Alibi braucht.
Es wäre schon sehr interessant zu wissen, warum.«
»Aber warum geben sich
die Schleißheimer und der Regenmandl nicht gegenseitig ein Alibi?
Das wäre bei einem Liebespaar doch zu erwarten.«
»Erinnere dich. Zuerst
hat die Schleißheimer ihrer eigenen Tochter ein Alibi gegeben
– aus Angst, Chrissie hätte etwas mit dem Tod ihres
Pflegevaters zu tun. Dieses Alibi ließen wir platzen. Nolens volens
sagte sie, wo sie am Samstagnachmittag wirklich war: nämlich bei
ihrer Freundin Lotte. Die Vernehmung fand am Posten statt, es bestand also
keine Möglichkeit, sich mit Regenmandl abzusprechen. Außerdem
stimmt die Chemie zwischen den beiden nicht mehr, und dafür sehe ich
weit und breit nur einen Grund: Salma Schleißheimer hält
Regenmandl für den Mörder, obwohl sie uns für eben diesen
Verdacht heftig kritisiert. Wer sich so widersprüchlich und
impulsgesteuert verhält, kann nicht der Mörder sein, es sei
denn, er oder sie wäre Grimme- oder Oscar-Preisträger. Ähnliches
gilt für Lotte Heinrich. Sie agiert nicht so strategisch wie unser Mörder,
sondern dilettiert nur unter dem Druck des Augenblicks, was sie natürlich
sehr
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