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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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—»
    «Sie sind sehr jung, Doktor», fuhr Amanda fort. «Ich kann Ihnen die Versicherung geben, Seine Gnaden hätte es tausendmal lieber, friedlich in seinem eigenen Heim dahinzuscheiden, als unter lauter Fremden verstümmelt zu werden.»
    «Unsere Tante», fügte Percy hinzu, «war bis zu ihrem Ende glücklich.»
    «Also hören Sie —»
    «Ich halte die Konsultation für beendet, Doktor. Der Butler wird Sie zur Tür bringen.»

Neuntes Kapitel

    Ich war so wütend, daß ich den Lachs stehenließ. Doch die Erdbeeren und eine Flasche von Onkels Liebfrauenmilch vertilgte ich, dann schritt ich im Zimmer auf und ab und rauchte zwei seiner Zigarren. Ich schlug in Watson-Jones' «Frakturen und Gelenksverletzungen« nach und entdeckte ein Exemplar von Hadfields «Recht und Ethik für Ärzte», doch obgleich dieses Werk scharf gegen Dinge wie Zusammenarbeit mit der Geistlichkeit und Öffnen einer Vene nach dem Tode ins Zeug geht, streift es mordlustige Verwandte nur sehr flüchtig. Ich fragte mich, was ich um Himmels willen tun solle. Ich erwog, einen anderen Arzt anzurufen, fürchtete jedoch, mir dadurch eine Verleumdungsklage auf den Hals zu laden. Schließlich kam ich zu folgendem Ergebnis: a) wenn der alte Nutbeam weiterhin flach auf dem Rücken liegen bliebe, würde er zweifellos umstehen; b) man kann Leute nicht gewaltsam ins Spital bringen; und c) bei der gerichtlichen Untersuchung würden einige recht eklige Fragen gestellt werden.
    Von der ärztlichen Ethik abgesehen, brachte der Gedanke, wie der niederträchtige Bruder und seine Frau danach fieberten, Lord Nutbeams Geld und Titel an sich zu reißen, mein Blut in Wallung. Vor allem deshalb, weil ich jetzt erkannte, daß mir der herzliche Empfang in Nutbeam Hall nicht auf Grund einer warmen Würdigung meiner klinischen Talente zuteil geworden war, sondern weil sie glaubten, ich böte mehr Chancen, Seine Gnaden um die Ecke zu bringen, als mein Onkel. Nachdem ich mich niedergelassen hatte, um einen Tropfen von Onkels Spezialbrandy zu verkosten, kam ich zu folgendem Entschluß: als Arzt und Gentleman blieb mir kein anderer Weg, als unverzüglich nach Nutbeam Hall zurückzukehren und den Leuten dort energisch die Stirn zu bieten.
    Fünf Minuten später traf ich zum zweitenmal vor dem Tor ein, ein paar ausgesuchte Phrasen memorierend, als ich davor einen riesigen Rolls Royce parken sah. Ich fragte mich, ob die Nutbeams sich vielleicht dafür entschieden hatten, hinter meinem Rücken einen Spezialisten ihres eigenen Schlages zu berufen, als sich die Eingangstüre öffnete und einem merkwürdigen Kauz mit strenger und gewichtiger Miene den Weg freigab; er trug gestreifte Hosen und eine Aktentasche.
    «Guten Abend, Sir», sagte ich.
    «Guten Abend», erwiderte er, kroch in seinen Rolls und fuhr davon.
    Kaum hatte ich Zeit gefunden, meine Gedanken zu ordnen, als
    die Tür abermals aufflog und Mrs. Nutbeam über mich herfiel, als sei ich ihr seit langem in Verlust geratenes Baby.
    «Doktor, Doktor! Gott sei gedankt, daß Sie zurückgekommen sind! Sie müssen Seine Gnaden sofort ins Spital bringen.»
    «Auf der Stelle!» schrie Percy, der ihr nachgekeucht kam.
    «Zum besten Spezialisten, der erreichbar ist.»
    «Die Kosten spielen keine Rolle.»
    «Alles, was menschenmöglich ist, muß für ihn geschehen.»
    «Das Telephon ist gleich drinnen in der Halle, Doktor.»
    «Einen Moment, bitte.» Ich fand das alles recht verwirrend. «Vor ein paar Stunden sagten Sie mir noch —»
    «Vergessen Sie bitte, was ich Ihnen vor ein paar Stunden sagte», gab Amanda Nutbeam zurück. «Ich war zu sehr außer Fassung über den Unfall meines lieben Schwagers, als daß ich geordnet denken konnte.»
    «Wir beide waren's, Doktor. Wir waren ganz außer uns.»
    Da ich es für sinnlos hielt, weitere alberne Fragen zu stellen, rief ich einen hervorragenden Knochenflicker in Gloucester an, der einst an einem in die Dreschmaschine geratenen Patienten saubere Arbeit getan hatte. Kurz darauf sah ich mit Freuden Lord Nutbeam in einem Ambulanzwagen davonfahren, um so mehr, als die ursprüngliche Grimsdykesche Diagnose bestätigt worden war.
    Wie jeder praktische Arzt, der heutzutage seinen Patienten ins Spital abschiebt, sah ich Seine Gnaden erst nach vierzehn Tagen wieder. In der Zwischenzeit war ich mit dem Kurieren bäuerlicher Leiden emsig beschäftigt, und wenn auch Onkel nicht einmal eine Ansichtskarte schickte, so rief mich doch Miles mehrmals an, aber er war zu sehr von Sir Lancelots Parkplatz in

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