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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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räumt.»
    «Du willst doch nicht auswandern?» Seine Stimme klang, fand ich, eine Spur zu hoffnungsvoll. «Außer der Ölgesellschaft kenne ich auch recht gut den Sekretär des Kolonialamts vom Klub her. Er könnte dir mit Leichtigkeit irgendwo in Australien oder Kanada einen Posten verschaffen.»
    Ich schüttelte den Kopf. «Gewiß nicht von der Hand zu weisende Örtlichkeiten, aber ich ziehe es vor, auf diesem gesegneten Fleckchen Erde zu bleiben. Was sagte uns doch der alte Sir Lancelot immer? Jedenfalls ist meine unmittelbare Zukunft ans teure Heimatland gebunden.»
    «Es handelt sich doch um eine achtbare Arbeit?»
    «Sehr. Doch ich muß im Augenblick darüber strengstes Stillschweigen bewahren.»
    Miles war erstaunt, stellte jedoch keine weiteren Fragen. Wir schieden unter so warmen Versicherungen gegenseitiger Wertschätzung, daß es mir nachher leidtat, ihn nicht nochmals um zehn Pfund angepumpt zu haben.
    Ich klärte Miles nicht auf, daß ich ein Buch zu schreiben beabsichtigte, denn er hätte mir gesagt, dies sei eine blödsinnige Idee, und ich hätte ihm recht geben müssen. Obgleich eine Menge anderer Ärzte dieselbe Idee gehabt haben — ich nenne nur Oliver Goldsmith, Smollett, Rabelais, Conan Doyle, Somerset Maugham von den vielen. Dieser Einfall war mir im Arbeitszimmer meines Onkels in Long Wotton gekommen, das ich abgeweidet hatte, um mit Lord Nutbeams Konversation Schritt zu halten. Mitten in der Lektüre des Bandes «Die zehn großen Romane der Weltliteratur» hatte ich den Geistesblitz, daß einer, der die Nachrufe für den Medical Observer schreiben konnte, gewiß auch als Romancier überzeugend seinen Mann stellen würde.
    Der einzige Haken war der, daß ich während des Schreibens die Miete zahlen mußte — ein Problem, das sicher auch Goldsmith und Smollett Nüsse zu knacken gegeben hatte. Doch ich besaß nun Onkels Scheck und konnte es mir leisten, in Chelsea ein kleines Hausboot zu mieten, wenn ich es über mich brachte, größtenteils von Bohnen und Benzedrintabletten zu leben.
    Am nächsten Nachmittag war ich bei Carboy und Plover, einem Verlagsunternehmen in Bloomsbury, angemeldet; dieser Bezirk wird zwar mit hochrangiger Literatur assoziiert, besteht aber jetzt hauptsächlich aus kleinen Hotels für betrunkene Schotten, die die Nachtzüge von King's Cross versäumen.
    «Eine Spitalsstory, wie? Verkauft sich im allgemeinen ganz gut», sagte Mr. Carboy.
    Er war ein Dickwanst, trug einen Tweedanzug und saß inmitten von Photographien seiner Bestseller-Autoren und preisgekrönter Rinder, in die Lektüre von «Landwirt und Viehzüchter» vertieft. Aber er war sehr höflich und bot mir eine Tasse Tee an.
    «Der Operationssaal als Tribüne», murmelte Plover, ein magerer und bleicher Geselle, auf dem nichts recht zu gedeihen schien — Haar, Schnurrbart und Selbstbinder, alles hing herab wie zarte Pflänzchen nach einem Gewitter.
    «Dann will ich's also angehen», sagte ich. Ich fand, die Vorsprache ließ sich besser an als die vor der Aufnahme ins St. Swithin, wo man einem bloß sagte, wie viele Burschen man bisher wegen Faulheit hinausgeworfen hatte.
    «Gehen Sie's unbedingt an, Doktor», ermunterte mich Carboy. «Senden Sie uns nur ruhig das Manuskript, wenn es fertig ist. Ich kann natürlich nichts Sicheres versprechen. Aber lesen werden wir's.»
    «Äh — und noch eine Kleinigkeit — »
    Eigentlich wollte ich vor so würdigen Kulturträgern die schmutzige Geldfrage nicht aufwerfen, fuhr aber dann doch fort: «Ich lernte mal einen Autor kennen, der mir erzählte, Verleger gäben oft
    kleine Vorschüsse —»
    «Wir täten es mir Freuden, Doktor», sagte Carboy.
    «Absolut mit Freuden», stimmte Plover ein.
    «Nichts macht einem Verleger größeres Vergnügen, als junge Talente zu fördern. Was, Plover? Aber leider! Der Buchhandel liegt darnieder.»
    «Gerade jetzt in einem einfach fürchterlichen Ausmaß», bestätigte Plover, an dem alles noch mehr herabhing als sonst.
    «Geradezu unbeschreiblich.»
    «Wöchentlich hört man von Bankrotten.»
    «Der arme Hargreaves! Hat sich erst gestern erschossen.»
    «Bin nicht so sicher», vollendete Plover, «daß ich nicht auf meinem Weg zum Lunch einen Pistolenschuß hörte.»
    Ich verabschiedete mich unter Zweifeln, ob ich mich erbötig machen sollte, den Tee zu bezahlen.
    Da mir

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