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Doktor im Glück

Doktor im Glück

Titel: Doktor im Glück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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vorziehen, hier zu bleiben, Percy. Und das kannst du, wenn du willst. Bis wir zurückkommen.»
    «Vergiß nicht das Geschenk, Darling», sagte Lady Nutbeam. Sie sah so gelassen aus, als wechselte sie eben Seiner Gnaden Pyjama.
    «Ach ja, das Geschenk. Sie waren es, Doktor, der die liebe Ethel und mich zusammenführte. Wollen Sie daher dieses kleine Angebinde als Zeichen unserer immerwährenden Dankbarkeit und Freundschaft annehmen?»
    Und er überreichte mir eine goldene Zigarettendose in einem Etui von Cartier.

Zwölftes Kapitel

    «Ich glaub dir kein Wort davon», sagte Miles.
    «Nein?» erwiderte ich und zog ein Paar identische goldene Zigarettendosen aus meinen Taschen.
    «Der einzige Haken an der Sache ist, daß ich nicht weiß, was ich mit den Dingern anfangen soll - mein Leben war bisher nicht danach geartet, mich vor solch eine Situation zu stellen. Ich glaube, die eine werde ich für den Pfandleiher reservieren und in die andere die Worte gravieren lassen. Dann kann ich den Leuten daraus Zigaretten anbieten, was meinem ärztlichen Ansehen einen kolossalen Aufschwung geben wird. Aber vielleicht wäre es, wenn ich darüber nachdenke, noch besser, hineinschreiben zu lassen, was meinst du?»
    Ich hatte an diesem Morgen Long Wotton unter herzzerreißenden Abschiedsszenen verlassen; vor allem das Hilfspostfräulein zerfloß in Tränen, die sämtliche Dreipenny-Marken verklebten. Sogar Onkelchen hatte mich bezüglich der Nutbeamschen Behandlung beglückwünscht und mir nicht nur, wie versprochen, einen handlichen Scheck ausgeschrieben, sondern auch einen Strohhut aus Jamaika geschenkt. Percy Nutbeam war stillschweigend aus dem Bezirk verschwunden, der Klatsch wollte wissen, daß er in einem Ausstellungsraum in Piccadilly Autos verkaufte, und ich trug mich halb mit der Absicht, hinzugehen und ihm durch die Fensterscheiben Gesichter zu schneiden.
    Als ich in London eintraf, war es ein prächtiger Nachmittag in der Rennwoche von Ascot, und selbst die Männer, die am Ende der Edgware Road Plakate mit der Aufschrift «Der Jüngste Tag ist nahe!» herumtrugen, hatten eine Miene, als wäre die Welt doch nicht ein gar so schlimmer Aufenthaltsort. Ich stellte mit Bedauern fest, daß der einzige graue Fleck auf der sonst so fröhlich-bunten Leinwand des Lebens der arme alte Miles war.
    «Man hat im St. Swithin die Ernennungen um sechs Monate zurückgestellt», teilte er mir mit, ohne großes Interesse für die Zigarettendosen zu bezeigen. «Das Komitee hat Professor Kaiser aus Kentucky eingeladen, inzwischen die Lücke mit einer klinischen Gastvisite zu füllen.»
    «Diplomatischer Austausch mit Übersee?»
    Er schnaubte. «Nicht die Spur! Nichts anders als ein — übrigens von jedermann durchschautes — Manöver, um ihre Kräfte zu organisieren. Das einzige, was mir noch Hoffnung gibt, ist der Umstand, daß sich jetzt Mr. Longfellow von der Neurochirurgischen Abteilung für mich einsetzt. Allerdings opponiert er ja stets Sir Lancelot in allen Dingen.»
    «Weil Sir Lancelot als Schiedsrichter beim letzten Cricketmatch — Ärztestab gegen Studenten — zu seinen Ungunsten entschieden hat.»
    «Das sollte mich nicht wundern.» Miles starrte düster auf den Öldruck «Der Arzt am Krankenbett». «Wenn die Patienten wüßten, was hinter ihren Rücken gespielt wird!»
    «Warum läßt du das alles nicht hinter dir und gehst mit Connie auf Ferien?» schlug ich vor. «Jährlich einmal Szenenwechsel ist von wesentlicher Bedeutung für geistige und körperliche Gesundheit — Lektion eins der Sozialmedizin.»
    «Nichts deprimiert mich mehr als Packen.»
    «Aber die sonnigen Gestade des Mittelmeers —»
    «Sagen meinen Eingeweiden absolut nicht zu.»
    Schon wollte ich Sir Lancelots Rat anbringen, aber der arme Kerl sah so hoffnungslos miserabel aus, daß ich statt dessen sagte: «Zerbrich dir meinetwegen nicht den Kopf, alter Junge. Werde tun, was in meinen Kräften steht, um mich aus dem Gesichtsfeld und aus dem Wirbel herauszuhalten. Zumindest für die nächsten sechs Monate.»
    «Weißt du, Gaston, du bist... du bist wirklich recht anständig.»
    «Durchaus nicht. Familiensinn, gute Sache, und so weiter.»
    «Bin dir aufrichtig dankbar. Wenn ich dir irgendwie behilflich sein kann, eine neue Position zu finden —»
    «Danke, nicht notwendig, alter Junge. Ich verfolge einen Plan, der mich eine Zeitlang jedermann aus dem Weg

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