Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
gingen ins Haus. Die Tür schloß sich hinter ihnen, und die Nacht gehörte dem Wind und den Flocken. Morgen früh würde der Schnee schon über zwanzig Zentimeter hoch liegen.
    Arnie fuhr mit dem Wagen bis nach Mitternacht spazieren und konnte sich später nicht mehr daran erinnern. Schneebedeckte, leere, gespenstische Straßen. Es war keine Nacht für so einen großartigen amerikanischen Schlitten. Trotzdem bewegte sich Christine in dem immer stärker werdenden Schneesturm mit einer Leichtfüßigkeit, als habe sie Winterreifen. Hin und wieder tauchte das vorsintflutliche Gebilde eines Schneepflugs im Scheinwerferlicht auf und verschwand wieder.
    Das Radio spielte. WDIL auf allen Frequenzen der Skala.
    Dann die Vierundzwanzig-Uhr-Nachrichten. Eisenhower hatte auf einer Versammlung von AFL/CIO-Gewerkschaftlern vorausgesagt, daß Arbeitnehmer und Arbeitgeber Schulter an Schulter gemeinsam in die Zukunft marschieren würden. Dave Beck hatte bestritten, daß die Transportarbeiter-Gewerkschaft eine Tarnorganisation des Syndikats sei. Eddie Cochran, der Rock-and-Roller, war auf dem Weg zum Londoner Flugplatz Heathrow mit seinem Wagen tödlich verunglückt; eine dreistündige Notoperation hatte sein Leben nicht retten können.
    Die Russen rasselten mit ihren Interkontinental-Raketen. WDIL
    spielte die ganze Woche lang Oldies, aber an den Wochenenden schnappten sie über, da brachten sie sogar Nachrichten aus den fünfziger Jahren. Wau. Das war
    (so etwas habe ich noch nie gehört)
    eine wirklich originelle Idee. Das war
    (total verrückt)
    ein besonders hübscher Einfall.
    Die Wettervorhersage sprach von noch mehr Schnee.
    Dann wieder Musik: Bobby Darin sang »Splish-Splash«, Ernie K-Doe sang »Mother-in-Law«, die Kalin-Zwillinge sangen
    »When«. Und die Scheibenwischer schwangen im Takt.
    Er sah nach rechts, und Roland D. LeBay saß im Beifahrersitz.
    Roland D. LeBay saß dort in seiner grünen Hose und einem verschossenen Hemd aus Armee-Drillich und sah ihn aus dunklen Augenhöhlen an. In der linken Höhle nistete ein Käfer, der sich die Fühler putzte.

    Du mußt sie dafür büßen lassen, sagte Roland D.LeBay. Diese Scheißer sollen dir das bezahlen, Cunningham. Jeder einzelne von ihnen.
    »Ja«, flüsterte Arnie. Christine lief summend durch die Nacht und schnitt frische schnurgerade Reifenspuren in den Neuschnee. »Ja, das werden sie büßen müssen.« Und die Wischer bewegten sich hin und her wie nickende Köpfe.
35 Und jetzt dieses kurze Zwischen-
spiel
    Drive that old Chrysler to Mexico, boy.
    - ZZ Top
    An der Libertyville High School war Coach Puffer von Coach Jones abgelöst worden, und an die Stelle von Football war Basketball getreten. Aber im Grunde änderte sich dadurch nichts: Die Korbballwerfer der LHS schnijtten auch nicht viel besser ab als die Libertyville-Krieger mit den Sturzhelmen und den gepolsterten Anzügen - abgesehen von einer überragen-den Ausnahme, nämlich Lenny Barongg, einem vielseitig begabten Feldspieler, dessen Lieblingssport Basketball war.
    Lenny arbeitete unbeirrt und ehrgeizig an sich, denn er brauchte ein gutes Jahr, wenn er ein Sportstipendium am Marquette-College bekommen wollte, das er so heiß begehrte.
    Sandy Galton brach über Nacht seine Zelte in der Stadt ab.
    Am Abend war er noch da, am nächsten Morgen war er verschwunden. Seine Mutter, eine fünfundvierzig Jahre alte Alkoholikerin, die keinen Tag über sechzig aussah, schien nicht sonderlich besorgt zu sein. Auch sein jüngerer Bruder nicht, der mehr Hasch an der Gornick Junior High School verkaufte als alle anderen Jungen dort zusammengenommen. Ein romantisches Gerücht, das in der Libertyville High School kursierte, wollte wissen, daß Sandy Galton sich nach Mexiko abgesetzt habe. Ein anderes, weniger romantisches Gerücht, das ebenfalls die Runde machte, besagte, Buddy Repperton habe Sandy wegen irgendeiner Sache auf den Zahn gefühlt, und Sandy habe es aus Gründen persönlicher Sicherheit für besser gehalten, sich rar zu machen.
    Die Weihnachtsferien rückten heran, und die Atmosphäre in der Schule wurde hektischer und lauter, wie jedesmal vor langen Ferien. Der Notendurchschnitt der gesamten Schüler-schaft erreichte das übliche Vorweihnachts-Tief. Buchrezensio-nen wurden verspätet abgeliefert und hatten oft eine verdächtige Ähnlichkeit mit dem Klappentext auf den Umschlägen (wie viele zwölf- und dreizehnjährige Schüler der Englischen Literatur könnten schon Der Fänger im Roggen, als »einen

Weitere Kostenlose Bücher