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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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herunter, ließ Frischluft herein und warf eine leere Flasche hinaus. Dann griff er über die Schulter und sagte: »Noch einen Molotow-Cocktail, Steward!«
    »Wird sofort serviert, Buddy«, sagte Bobby Stanton respektvoll und schob eine frische Flasche Texas Driver in Buddys griffbereite Hand.
    Buddy hatte ihnen einen ganzen Kasten von diesem Zeug nach dem Spiel spendiert - genug, um die gesamte ägyptische Marine auszuschalten, wie Buddy sagte.
    Buddy drehte den Verschluß auf, steuerte solange mit den Ellenbogen, setzte die Flasche an den Mund und trank sie halbleer.
    Dann gab er sie an Richie weiter und stieß einen langen, froschartigen Rülpser aus. Der Camaro fuhr mit aufgeblendeten Scheinwerfern jetzt auf der Fernstraße 46, die schnurgerade in nordöstlicher Richtung durch das ländliche Pennsylvanien führt.
    Links und rechts der Straße eine verträumte Schneeland-schaft, Felder, die im Scheinwerferlicht milliardenfach glitzerten wie ein Spiegelbild der Milchstraße am schwarzen Winter-himmel. Buddy wollte - auf die ungezwungene Art eines Beschwipsten - nach Squantic Hills. Wenn ihm unterwegs etwas Besseres einfallen sollte - auch gut, falls nicht, war Hills der geeignete Ort, um sich ungestört vollaufen zu lassen.
    Richie reichte Bobby die Flasche zurück, der einen kräftigen Schluck daraus nahm, obwohl er Texas Driver nicht mochte.
    Wenn er ein bißchen betrunkener war, würde ihm der Geschmack nichts mehr ausmachen, mutmaßte er. Zwar mochte er morgen einen Kater haben und den ganzen Tag kotzen, aber morgen war tausend Jahre entfernt. Es war für Bobby immer noch aufregend, daß er dabeisein durfte; schließlich war er erst seit kurzem in der Oberstufe, und Buddy Repperton mit seinem fast legendären Ruf als Schläger und Schlitzohr war für ihn eine Gestalt, die er mit einer Mischung aus Furcht und Ehr-furcht betrachtete.
    »Diese abgewichsten Clowns«, sagte Buddy grollend.
    »Nichts als eine Horde ausgelutschter Wichser. Und so was nennen die Basketball?«

    »Eine Horde von hirnlosen Hampelmännern«, stimmte ihm Richie zu. »Bis auf Barongg. Vierunddreißig Körbe - nicht schlecht.«
    »Ich hasse diesen Ebenholz-Kasper«, sagte Buddy und blickte Richie mit betrunken-stieren Augen lauernd an. »Hast du vielleicht etwas für diesen Dschungelhasen übrig?«
    »Absolut nicht, Buddy«, erwiderte Richie prompt.
    »Das ist auch besser so. Aus dem mache ich noch einen Tarzan.«
    »Was wollt ihr zuerst hören?« rief Bobby plötzlich vom Rücksitz. »Die gute oder die schlechte Nachricht?«
    »Die schlechte zuerst«, sagte Buddy. Er war jetzt bei seiner dritten Flasche Texas Driver und spürte keinen Schmerz mehr -
    nur noch Groll und Wut. Er hatte vergessen - jedenfalls in diesem Augenblick -, daß er von der Schule geschaßt worden war. Er konzentrierte sich nur noch auf die Tatsache, daß die Schulmannschaft, diese Horde von geistig beschränkten Ärschen, ihn im Stich gelassen hatte. »Immer die schlimmen Nachrichten zuerst.« Der Camaro rollte mit fünfundsechzig Meilen die Stunde in nordöstlicher Richtung über das zweispu-rige Asphaltband, das wie ein schwarzer Pinselstrich einen unebenen weißen Fußboden in zwei Felder zu teilen schien.
    Die Unebenheiten wurden zu Hügeln, als sie sich den Squantic Hills näherten.
    »Eine Million Marsmenschen sind soeben in New York gelan-det«, sagte Bobby. »Das war die schlechte Nachricht. Willst du jetzt die gute Nachricht hören?«
    »Es gibt keine guten Nachrichten«, sagte Buddy mit einer leisen, verdrießlichen Stimme. Richie hätte dem Greenhorn auf dem Rücksitz gerne gesagt, daß er nicht versuchen sollte, Buddy aufzumuntern, wenn er in einer solchen Laune war. Das verschlimmerte nur noch seinen Zustand. Das richtige Rezept war, den Dingen ihren Lauf zu lassen.
    Seit Moochie Welch, diese kleine Brillenschlange, von einem Irren auf dem JFK-Drive plattgewalzt wurde, war Buddy in dieser Laune.
    »Die gute Nachricht ist, daß die Marsmenschen Nigger essen und Benzin pissen«, sagte Bobby und brach in ein wieherndes Gelächter aus. Es dauerte ziemlich lange, bis ihm auffiel, daß er ganz allein lachte. Da hörte er sofort auf. Er sah hoch und bemerkte, daß Buddys blutunterlaufene Augen ihn im Rückspiegel betrachteten. Diese rotgesäumten, wieselartigen Augen, die auf den obersten Spitzen seines struppigen Backen-barts zu schweben schienen wie Warnlichter auf Drähten, jagten ihm jetzt kalte Schauer über den Rücken. Bobby Stanton hatte das unangenehme

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