Dokument1
Gefühl, daß er vielleicht ein oder zwei Minuten zu spät seinen Mund zugemacht hatte.
Hinter ihnen, ungefähr im Abstand von drei Meilen, blinkten Scheinwerfer wie zwei unbedeutende gelbe Funken in der Nacht auf.
»Du glaubst, das wäre lustig?« fragte Buddy. »Du erzählst uns einen verdammten Rassisten-Witz und meinst, das wäre lustig? Du bist ein abgewichster Rassist, weißt du das?«
Bobby fiel der Unterkiefer herunter. »Aber du sagtest…«
»Ich sagte, daß ich Barongg nicht mag. Im allgemeinen halte ich die Nigger für genauso gut wie die Weißen.«
Buddy überlegte.
»Nun, fast so gut.«
»Aber…«
»Paß lieber auf, was du sagst, oder du gehst zu Fuß nach Hause«, schnauzte Buddy. »Mit gebrochenem Nasenbein.
Dann kannst du dir ein Plakat an den Hintern stecken: ICH
HASSE NIGGER.«
»Oh«, sagte Bobby eingeschüchtert. Er kam sich vor, als hätte er eine Lampe anknipsen wollen und einen heftigen elektrischen Schlag bekommen. »Tut mir leid.«
»Gib mir die Flasche und mach Sendepause.«
Bobby beeilte sich, ihm die angebrochene Flasche zu reichen.
Seine Hand zitterte dabei.
Buddy tötete die Flasche. Sie kamen an einem Hinweisschild vorbei: SQUANTIC HILLS-NATURPARK, 3 MEILEN. Der See in der Mitte des Naturparks war im Sommer ein beliebter Badestrand, aber der Park war von November bis April geschlossen. Die Straße, die sich durch den Park bis zum Squantic-See schlängelte, wurde jedoch auch im Winter von Schneepflügen geräumt, weil die Nationalgarde dort in der kalten Jahreszeit regelmäßig Manöver abhielt und Naturfor-scher mit ihren Kameraausrüstungen und Tonbandgeräten dort tagelang zelteten. Und Buddy hatte einen Nebeneingang entdeckt, so daß er die Sperre am Parktor umgehen konnte und nach einer kurzen Holperstrecke trotzdem auf die geräumte Naturpark-Straße stieß. Buddy hielt sich gern im schweigenden Winterpark auf, er liebte es, hier herumzulaufen und zu trinken.
Hinter ihnen waren die beiden gelben Funken inzwischen zu Kreisen geworden - Doppelscheinwerfer, die noch ungefähr eine Meile entfernt waren.
»Gib mir noch einen Molotow-Cocktail, du verdammtes Ras-sistenschwein!«
Bobby hielt klugerweise den Mund, während er eine neue Flasche nach vorn reichte.
Buddy nahm einen kräftigen Schluck, rülpste und reichte die Flasche an Richie weiter.
»Nein, vielen Dank, Mann.«
»Du trinkst jetzt, oder es könnte passieren, daß du die Flasche als Zäpfchen wiederfindest.«
»Okay, okay«, erwiderte Richie und bedauerte zutiefst, heute abend nicht zu Hause geblieben zu sein. Er trank.
Der Camaro schnurrte weiter mit aufgeblendeten Scheinwerfern durch die Nacht.
Buddy blickte in den Rückspiegel und sah den anderen Wagen. Er sah auf den Tacho. Fünfundsechzig Meilen. Also mußte der Wagen hinter ihnen knapp siebzig fahren. Buddy hatte ein komisches Gefühl - als würde er in seine Träume zurückversetzt, an die er sich nicht mehr richtig erinnern konnte. Ein kalter Finger schien sich mit leichtem Druck auf sein Herz zu legen.
Vor ihnen gabelte sich die Straße; Route 46 ging in östlicher Richtung nach New Stanton, die Abzweigung zum Squantic-Hills-Nationalpark. Ein großes orangefarbenes Leuchtschild warnte: DER PARK IST WÄHREND DER WINTERMONATE
GESCHLOSSEN.
Buddy bog, ohne den Fuß vom Gaspedal zu nehmen, nach links in die Abzweigung ein und schoß den Hügel hinauf. Die Zufahrt zum Nationalpark war nicht so gut geräumt wie die Fernstraße, und die Bäume hatten die warme Nachmittagssonne daran gehindert, den Schneebelag abzutauen. Der Camaro rutschte ein Stück, ehe die Reifen wieder packten. Auf dem Rücksitz gab Bobby Stanton einen leisen, furchtsamen Laut von sich.
Buddy blickte in den Rückspiegel und erwartete, daß der andere Wagen auf der Fernstraße 46 blieb - schließlich war diese Zufahrtstraße ja für die meisten im Winter nur eine Sackgasse. Er sah sich getäuscht. Der andere Wagen hatte die Abbiegung noch schneller genommen als Buddy und pflügte nun den Hügel hinauf, höchstens noch eine Viertelmeile hinter ihnen. Seine Scheinwerfer waren vier gleißend weiße Kreise, die den Innenraum des Camaro ausleuchteten.
Bobby und Richie drehten sich um.
»Was, zum Teufel, ist denn mit dem los?« murmelte Richie.
Aber Buddy wußte es. Plötzlich wußte er es. Es war der Wagen, der Moochie überfahren hatte. O ja, das war er. Der Irre, der Moochie zu Brei gequetscht hatte, saß hinter dem Lenkrad dieses Wagens, und diesmal war er hinter Buddy
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