Dokument1
Flecks hatte sich ein 01-sumpf ausgebreitet, der, im Boden versickernd, alles ausgerot-tet hatte, was da je gewachsen war. Ich glaube, man hätte erblinden können, wenn man zu lange dieses mickrige recht-winkelige Stückchen Rasen angeschaut hätte.
Das war die Stelle, wo gestern noch der 1958er Plymouth gestanden hatte.
Die Stelle war noch da, doch der Plymouth war weg.
»Arnie«, sagte ich, während ich den Wagen an den Bordstein lenkte, »nimm es nicht so tragisch. Um Himmels willen, dreh jetzt nicht durch.«
Aber er hörte gar nicht zu. Ich glaube, in diesem Moment vergaß er sogar, wer ihn hergebracht hatte. Sein Gesicht war so blaß geworden, daß die Pickel sich als purpurfarbenes Relief abhoben. Er hatte die Beifahrertür meines Duster schon offen und sprang aus dem Wagen, ehe ich bremste.
»Arnie…«
»Das war mein Vater«, sagte er mit wutbebender Stimme.
»Das paßt zu diesem Hundesohn.« Und dann rannte er auch schon über den Rasen zum Vordereingang von LeBays Haus.
Ich stieg aus und rannte ihm nach und dachte, daß diese blödsinnige Geschichte wohl nie zu Ende ging. Ich mochte kaum glauben, daß Arnie Cunningham seinen Erzeuger als Hundesohn bezeichnet hatte.
Arnie hob gerade die geballte rechte Faust, um damit auf die Tür einzuhämmern, als sie sich öffnete und Roland D. LeBay vor ihm stand. Heute trug er sogar ein Hemd über seinem Stützkorsett. Er betrachtete Arnies wutverzerrtes Gesicht mit einem gütig-habgierigen Lächeln.
»Hallo, mein Sohn«, sagte er.
»Wo ist sie?« brüllte Arnie. »Wir haben einen Vertrag abgeschlossen, verdammt! Ich habe Ihre Unterschrift!«
»Ich bin nicht schwerhörig«, sagte LeBay. Und dann sah er mich unten vor der Treppe stehen, beide Hände in den Taschen vergraben. »Was ist mit deinem Freund los?« fragte er mich.
»Der Wagen ist weg«, erwiderte ich.
»Wer hat ihn gekauft?« tobte Arnie. Ich hatte ihn noch nie so wütend gesehen. Hätte er jetzt eine Pistole gehabt, dann hätte er sie bestimmt LeBay an die Schläfe gehalten. Gegen meinen Willen war ich fasziniert von dieser Szene. Es war, als hätte sich ein Kaninchen plötzlich in einen reißenden Tiger verwandelt. Gott möge mir verzeihen, wenn ich in diesem Augenblick sogar flüchtig daran dachte, ob er nicht einen Gehirntumor hatte.
»Wer den Wagen gekauft hat?« wiederholte LeBay mit milder Stimme. »Niemand bis jetzt, mein Sohn. Aber soweit ich weiß, hast du einen gesetzlichen Anspruch darauf erworben.
Ich habe ihn nur in die Garage gestellt, das Öl und einen Reifen gewechselt. Das ist alles.« Er lächelte wie ein Wohltäter und gab dann uns beiden die Hand.
»Auf Sie kann man sich verlassen«, sagte ich.
Arnie betrachtete ihn mißtrauisch und drehte dann den Kopf so heftig zur geschlossenen Tür der mickrigen Garage, daß ich seine Halswirbel knacken hörte. Der Garagenanbau war durch eine Pergola mit dem Wohnhaus verbunden, die, wie alles, was sich auf LeBays Grundstück befand, auch schon bessere Zeiten gesehen hatte.
»Außerdem wollte ich den Wagen unterstellen, weil er schließlich bereits angezahlt war«, fuhr LeBay fort. »In dieser Straße gibt es Leute, die es nicht so genau nehmen mit frem-dem Eigentum. Neulich erst hat ein Junge mit ‘nem Stein auf den Wagen gezielt. O ja, ich hab ein paar Nachbarn, die bei der A. B. gedient haben.«
»Was ist das denn?« fragte ich.
»Die Arschloch-Brigade, mein Sohn.«
Mit dem verkniffenen Blick eines Scharfschützen musterte er die Einfamilienhäuser auf der anderen Straßenseite, die adretten benzinsparenden Kleinwagen vor den Garagen, die Leute, die bei einem Feierabenddrink in der ersten kühlen Brise des Abends auf der Veranda saßen, die Kinder, die in den Vorgärten Fangen spielten oder auf dem Gehsteig davor mit dem Sprungseil übten.
»Ich würde zu gern wissen, wer den Stein geworfen hat«, sagte er leise. »Ja, Mann, das hätte ich nur zu gern gewußt.«
Arnie räusperte sich. »Es tut mir leid, daß ich so unhöflich gewesen bin.«
»Keine Ursache«, sagte LeBay aufgekratzt. »Mir gefällt es, wenn sich so ein junger Spund auf die Hinterbeine stellt, um sein Eigentum zu verteidigen… oder sein Beinah-Eigentum.
Hast du das Geld mitgebracht, Junge?«
»Ja, ich habe es bei mir.«
»Dann komm mit ins Haus. Du und dein Freund. Ich über-schreib’ sie dir, und dann trinken wir zur Feier des Tages noch ein Bier.«
»Nein, danke«, sagte ich. »Ich bleibe lieber hier draußen, wenn Ihnen das recht ist.«
»Hab’
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