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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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verkaufte. Und Vicky (der Gipfel der Lächerlichkeit) verkaufte Tupperware-Töpfe. Aber es war Vicky, bei der sie sich hatte ausweinen können, und es war Vicky gewesen, der sie wenigstens teilweise ihre Enttäuschung, ihren Schrecken hatte offenbaren können; ja, und wie schrecklich peinlich das alles war, zu wissen, daß die Leute über einen redeten und daß die Leute, die einem schon seit Jahren eine Niederlage wünsch-ten, nun endlich zufriedengestellt wären. Es war Vicky, und vielleicht war es immer schon Vicky gewesen; und wenn es in diesem elenden Jahr überhaupt ein Weihnachten für sie geben würde, dann nur bei Vicky und Steve in deren schlichtem Vorstadt-Holzhaus in dem karikaturhaften Mittelklasse-Milieu von Ligonier, wo die meisten Familien immer noch amerikanische Wagen fuhren und unter »aus essen gehen« eine Fahrt zu McDonald’s verstanden.
    Mike war natürlich sofort mit ihrer Entscheidung einverstanden; sie hätte von ihm nicht mehr erwartet und nicht weniger geduldet.
    Für Regina Cunningham waren die drei Tage nach der Neu-igkeit, daß Arnie ein »Problem« hatte, eine Übung in eiserner Selbstbeherrschung und ein Kampf ums Überleben. Ihr Überleben, das Überleben der Familie, Arnies Überleben - Michael mochte das nicht glauben, aber Regina fand, daß sie keine Zeit hatte, sich darum zu kümmern. Mikes Schmerz hatte sie nie als gleiche Größe akzeptiert; der Gedanke, daß sie sich gegenseitig trösten konnten, war ihr nicht einmal als theoretische Möglichkeit gekommen. Als Mike zu ihr ins Nähzimmer gekommen war und ihr berichtete, daß ihr Sohn verhaftet worden sei, hatte sie ruhig und beherrscht die Haube über ihre Nähmaschine gezogen, war dann ans Telefon gegangen und hatte zu arbeiten angefangen. Die Tränen, die sie später weinen sollte, als sie mit ihrer Schwester sprach, waren in diesem Augenblick noch tausend Jahre entfernt. Sie war an Michael vorbeigegangen, als wäre er ein Möbelstück, und er war ihr unsicher gefolgt, wie er das in seiner ganzen Ehe nie anders gemacht hatte.
    Sie rief Tom Sprague an, ihren Familienanwalt, der sie hastig an einen Kollegen, Jim Warberg, verwies, als er hörte, daß es sich um ein strafrechtliches Problem handelte. Sie rief Warberg an, dessen Anrufbeantworter Warbergs Privatnummer nicht offenbarte. Sie saß einen Moment am Telefon und trommelte mit den Fingern leicht gegen ihre Lippen; und dann rief sie zum zweitenmal ihren Familienanwalt an. Sprague weigerte sich zunächst, Regina die Privatnummer Warbergs zu verraten; doch schließlich gab er auf. Als Regina ihn endlich von der Strippe entließ, klang Sprague kleinlaut und benommen. Wenn Regina zu großer Form auflief, löste sie häufig derartige Reaktionen aus.

    Sie rief Warberg in dessen Wohnung an, und er sagte ihr, er könnte den Fall nicht übernehmen. Regina hatte abermals den Schieber ihrer Planierraupe heruntergelassen. Warberg beendete das Gespräch nicht nur damit, daß er den Fall übernahm, sondern auch versprach, sofort nach Albany zu fahren, wo Arnie festgehalten wurde, um zu erkunden, was er unternehmen könnte. Warberg, der mit der schwachen, verdutzten Stimme eines Mannes sprach, der zuerst mit Novocain vollgepumpt und dann von einem Traktor überfahren worden war, wandte ein, er wüßte einen ausgezeichneten Kollegen in Albany, der sich in seinem Auftrag sofort erkundigen könne.
    Regina war unerbittlich, und Warberg flog mit seinem Privat-flugzeug nach Albany und meldete sich vier Stunden später telefonisch von dort.
    Arnie, so berichtete er, würde gegenwärtig nur aufgrund eines summarischen Gerichtsbefehles festgehalten. Er sollte am folgenden Tag nach Pennsylvanien ausgeliefert werden. Es handelte sich um eine größere Aktion, die von Pennsylvania, New York und drei Bundesbehörden durchgeführt würde: von der Kriminalpolizei von Pennsylvanien und New York, der Bundes-Einsatzgruppe zur Bekämpfung des Rauschgifthan-dels, von der Steuerfahndung und den Agenten des Dezernats Alkohol, Tabak und Handfeuerwaffen. Die Aktion richtete sich nicht gegen Arnie, der nur ein kleiner Fisch sei, sondern gegen Will Darnell - gegen Darnell und seine Partner. Diese Leute, so führte Warberg aus, die vermutlich Verbindungen zur organisierten Unterwelt hätten und zu nicht organisierten Drogen-schmugglern im Süden der Vereinigten Staaten, wären die großen Fische.
    »Es ist ungesetzlich, jemand mit einer gerichtlichen Blanko-vollmacht festzuhalten«, hatte Regina sofort bissig

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