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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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wirbelten vom verhangenen Himmel herunter, als sie in die Straße einbogen, wo Steve und Vicky wohnten. Ob es wohl auch schon in Libertyville schneit? fragte sich Arnie und berührte mit den Fingerspitzen das Lederetui mit den Autoschlüsseln in seiner Tasche. Vermutlich.
    Christine stand immer noch beschlagnahmt in Darnells Werkstatt. Das konnte ihm recht sein. Wenigstens brauchte sie nicht draußen in der Kälte oder im Schnee zu stehen. Er würde sie wieder abholen, wenn die Zeit dafür gekommen war.
    Das letzte Wochenende war für ihn wie ein verworrener böser Traum gewesen. Seine Eltern, die in dem kleinen weißen Sprechzimmer auf ihn eingeredet hatten, waren ihm wie fremde Wesen mit verzerrten Gesichtern vorgekommen, Köpfe, die in einer fremden Sprache redeten. Der Anwalt, den sie engagiert hatten, suchte ihn noch einmal auf, ehe sie ihn nach Pennsylvania brachten, wo er des Schmuggels unversteuerter Waren angeklagt werden sollte. Der Anwalt, Warley oder Warmley oder so ähnlich, redete dauernd etwas von einer
    »Domino-Theorie« und von der Notwendigkeit, das »einsturz-gefährdete Gebäude« zu verlassen, ehe es über ihm »zusam-menbrach«, denn »da ist eine mächtige Abbruchfirma am Werk, Junge - die Staatspolizei von Pennsylvania und New York und drei Bundespolizeibehörden«.
    Doch Arnie sorgte sich viel mehr um Christine.
    Es schien ihm immer deutlicher zu werden, daß Roland D. LeBay sich in seiner Nähe aufhielt oder vielleicht sogar mit ihm verwuchs. Diese Vorstellung erschreckte Arnie keineswegs; sie gab ihm Kraft. Aber er mußte vorsichtig sein. Nicht nur vor Junkins; er spürte, daß Junkins nur Vermutungen hatte, und die gingen alle in die falsche Richtung, strahlten von Christine aus, statt bei ihr zusammenzulaufen.
    Aber Darnell… mit Will konnte es Probleme geben. Ja, echte Probleme.
    In der ersten Nacht in Albany hatte sich Arnie, nachdem seine Mutter und sein Vater in ihr Motel zurückgefahren waren, überraschend schnell an seine Zelle gewöhnt und war schnell eingeschlafen. Und dann hatte er geträumt - keinen absoluten Horror; aber doch etwas Beunruhigendes. Er war mitten in der Nacht verängstigt und in Schweiß gebadet aufgewacht.
    Er hatte geträumt, Christine wäre maßstabsgetreu zu einem winzigen 58er Plymouth verkleinert worden, nicht länger als eine Männerhand. Christine stand auf einer Magnetbahn, umgeben von einer HO-Spur-Szenerie, die überraschend lebensecht wirkte - denn da war eine aus Plastik geformte Straße, die als Basin Drive zu erkennen war, dort eine andere, die der JFK-Drive sein konnte, wo Moochie Welch getötet worden war. Ein Lego-Gebäude, das genau der Libertyville High School entsprach. Plastikhäuser, Pappbäume…
    … und ein riesiger düsterer Will Darnell am Schaltpult, der diktierte, wie schnell oder wie langsam der winzige Fury durch dieses Gelände zu fahren hatte. Sein Atem pfiff asthmatisch aus seinen beschädigten Lungen wie Sturmgeheul.
    Du wirst doch nicht deinen Mund aufmachen, Junge, sagte Will.
    Er ragte über diese Modellwelt hinaus wie der Riese in Gulli-vers Reisen. Du wirst mich doch nicht reinreißen, wo ich doch das Steuer in der Hand halte; ich kann zum Beispiel…
    Und langsam drehte Will den Schaltknopf auf SCHNELL.
    Nein! versuchte Arnie zu schreien. Nein, tu das nicht! Bitte! Ich liebe sie! Bitte, du bringst sie ja noch um!
    Auf der Magnetbahn raste die zwergenhafte Christine durch das zwergenhafte Libertyville - schneller und schneller, während ihr Heck in den Kurven ständig auszubrechen drohte und sie am Ende des Rundkurses, wo die Böschung geformt war wie eine Schüssel, von der Zentrifugalkraft hinaufgetragen wurde bis zum äußersten Rand der Schräge, und alsbald war sie nur noch ein sausendes, weiß-rotes Etwas, das mit einem hohen wütenden, wespenartigen Summen durch die Plastik-landschaft huschte.
    Bitte, hör auf! schrie Arnie. Biiiiiitttteee!
    Endlich begann Will, den Schaltknopf zurückzudrehen. Auf seinem Gesicht spiegelte sich grimmige Genugtuung wider.
    Der kleine Wagen war langsamer geworden.
    Falls du auf komische Gedanken kommen solltest, denke immer daran, wo sich dein Wagen befindet, mein ]unge. Halt den Mund, und wir werden beide überleben. Ich habe schon in schlimmeren Klemmen gesteckt …
    Arnie hatte die Hand ausgestreckt, um den kleinen Wagen aus dem Rennkurs zu nehmen. Traum-Will hatte seine Hand weggeschlagen.
    Wem gehört die Tasche, mein Junge?

    Will, bitte…
    Ich möchte erst hören, daß du

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