Dokument1
Moochie Welch und Don Vandenberg, die mürrisch und wütend beisammen standen. Don hatte nicht nur für sich gesprochen; er hatte ausgedrückt, was sie alle drei empfanden. Sie fühlten sich ungerecht behandelt.
»Ich muß sagen, das imponiert mir«, sagte Mr. Casey nach einer Weile. »Drei gegen zwei. Das ist der Stil, der zu dir paßt, nicht wahr, Buddy? Du willst nichts dem Zufall überlassen.«
Buddy blickte hoch, musterte Casey mit einem gehässigen Blick und senkte dann wieder die Augen. »Sie haben angefangen.«
»Das ist nicht wahr…«, begann Arnie.
»Halt die Schnauze, Arschgesicht«, fuhr Buddy ihn an. Er wollte noch etwas hinzufügen, doch ehe es ihm über die Lippen kam, hatte Mr. Casey ihn schon an den Schultern gepackt und gegen die Rückwand der Werkstatt gestoßen. Da hing ein Blechschild mit der Aufschrift:
RAUCHEN NUR HIER GESTATTET. Mr. Casey stieß Buddy Repperton gegen das Schild, und jedesmal ratterte das Schild wie verrückt. Er ging mit Repperton um, wie Sie oder ich eine lebensgroße Stoffpuppe behandelt hätten.
»Du bist es, der den Mund zu halten hat«, sagte er, und bei jedem Wort ratterte das Schild an der Wellblechwand. »Du hältst den Mund, weil ich mir solche Redensarten nicht gefallen lasse. Nicht von dir, Buddy!«
Dann ließ er Reppertons Hemd wieder los. Es hing ihm jetzt aus den Jeans und zeigte seinen weißen Bauch. Mr. Casey blickte Arnie an. »Was hast du zu sagen?«
»Ich kam hier vorbei, weil ich auf der Tribüne vom Football-Stadion meine Lunch-Brote essen wollte«, berichtete Arnie.
»Repperton und seine Freunde standen hier herum. Repperton kam auf mich zu, schlug mir mein Lunchpaket aus der Hand und trampelte darauf herum.« Er wollte noch etwas sagen, schluckte und sagte dann: »Sie haben angefangen.«
Aber ich war entschlossen, Mr. Casey die ganze Wahrheit zu sagen. Ich bin kein Petzer, und ich hätte bestimmt nichts gesagt, wenn nicht besondere Umstände vorgelegen hätten.
Repperton war wohl der Ansicht, daß Keile nicht genügte, um sich an Arnie dafür zu revanchieren, daß er bei Darnell rausgeflogen war. Er hätte mit dem Messer ein Loch in Arnies Bauch bohren, ihn vielleicht sogar umbringen können.
»Mr. Casey«, sagte ich.
Er sah mich an. Hinter Casey s Rücken warf mir Buddy Repperton mit seinen grünen Augen einen galligen Blick zu -
eine unverhüllte Warnung: Halt deinen Mund, das machen wir unter uns aus! Noch vor einem Jahr hätte mich eine etwas verdrehte Auffassung von Stolz veranlaßt, sein Spiel mitzuma-chen. Aber jetzt nicht mehr.
»Was denn, Dennis?«
»Den ganzen Sommer ist er hinter Arnie her. Er hat ein Messer, und es sah ganz so aus, als wollte er damit zustechen.«
.Arnie sah mich mit unergründlichen Augen an. Ich mußte daran denken, daß er Repperton einen Scheißer genannt hatte -
LeBays Lieblingsausdruck -, und eine Gänsehaut lief mir über den Rücken.
»Du verdammter Lügner!« rief Repperton theatralisch. »Ich habe überhaupt kein Messer!«
Casey sah ihn nur an und sagte nichts. Vandenberg und Welch wirkten auf einmal sehr bedrückt - fast ängstlich. Die Strafe, die sie für diese Keilerei zu erwarten hatten, war nicht nur Nachsitzen oder Arrest - daran waren sie gewöhnt, oder ein vorübergehender Ausschluß vom Unterricht - daran waren sie ebenfalls gewöhnt -, sondern ihnen drohte jetzt der Dauerausschluß.
Ich brauchte nur noch ein einziges Wort zu sagen. Ich dachte darüber nach. Fast hätte ich es nicht gesagt. Doch es ging um Arnie, und Arnie war mein Freund, und in meinem Innern wußte ich, daß Repperton zustechen wollte. Ich wußte es, und deshalb sagte ich das Wort.
»Es ist ein Klappmesser.«
Nun waren Reppertons Augen nicht nur Warnlichter, sondern ein glühendes, höllenfeuersprühendes Versprechen.
»Das ist Blödsinn, Mr. Casey«, sagte er heiser. »Er lügt. Ich schwöre bei Gott, daß er lügt!«
Mr. Casey sagte immer noch nichts. Sein Blick wanderte zu Arnie hinüber.
»Cunningham«, sagte er leise, »hat Repperton dich mit einem Messer angegriffen?«
Arnie wollte zuerst nicht antworten. Dann, mit einer leisen Stimme, die mehr wie ein Seufzer klang, sagte er:
»Yeah.«
Nun galt dieses Versprechen in Reppertons Augen uns beiden.
Casey wandte sich Moochie Welch und Don Vandenberg zu. Mir fiel auf, daß er plötzlich eine andere Methode anwendete, um diesen Fall aufzuklären. Er bewegte sich so vorsichtig und langsam wie auf einer dünnen Eisdecke. Mr.
Casey hatte bereits die
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