Dokument1
büßen, daß ihr euch wünscht, ihr wäret nie geboren!« Dann trat er mit dem Fuß das Messer über den Asphalt, daß es erst auf dem Verbindungsweg zum Stadion liegenblieb; während Buddy sich in seinen genagelten Motorradstiefeln entfernte.
Mr. Casey blickte uns an. Sein Gesicht wirkte erschöpft und traurig. »Es tut mir leid«, sagte er.
»Das ist schon okay«, erwiderte Arnie.
»Ich bin bereit, euch heute nachmittag freizugeben, wenn ihr euch zu Hause ausruhen wollt.«
Ich blickte Arnie an, der sich das Hemd säuberte. Er schüttelte den Kopf.
»Nein«, sagte ich, »wir sind schon okay.«
»Gut. Dann braucht ihr nur noch eine Entschuldigung, weil ihr zu spät zum Unterricht kommt.«
Wir begleiteten Mr. Casey, und er unterschrieb zwei Formulare, die unser Zuspätkommen entschuldigten - zufällig hatten Arnie und ich die nächste Stunde gemeinsamen Unterricht -
Physik für Fortgeschrittene. Als wir in den Physikraum kamen, schauten uns alle neugierig an und tuschelten miteinander.
Am Ende der Physikstunde wurde die Abwesenheitsliste gebracht und herumgereicht. Ich ging die Liste durch und entdeckte unter den Abwesenden die Namen Repperton, Vandenberg und Welch. Ich dachte, Arnie und ich würden am Ende des Unterrichts ins Direktionszimmer gerufen, um Miss Lothrop, der Disziplinarvertreterin, ein Protokoll anzufertigen.
Aber wir wurden nicht gerufen.
Nach der Schule suchte ich Arnie, weil ich dachte, wir könnten zusammen nach Hause fahren und unterwegs noch ein bißchen über die ganze Sache reden. Er war nirgendwo zu sehen. Sicher war er bereits zu Darnells Wellblechschuppen unterwegs, um an Christine weiterzuarbeiten.
17 Christine wieder auf der Straße
I got a 1966 cherry-red Mustang Ford
She got a 380 horsepower overload,
You know she’s way too powerful
To be crawling on these Interstate roads.
- Chuck Berry
Ich bekam erst am folgenden Samstag nach dem Footballspiel wieder Gelegenheit, mit Arnie zu sprechen. Und zugleich war das der Tag, an dem er Christine zum erstenmal, seit er sie gekauft hatte, auf eine öffentliche Straße fuhr.
Das Team fuhr nach Hidden Hills, ungefähr sechzehn Meilen entfernt, und ich habe noch nie so eine stille Reise in einem Schulbus erlebt wie an jenem Samstag. Mir war, als sollten wir zu einer Hinrichtung fahren statt zu einem Footballspiel. Selbst die Tatsache, daß der Tabellenstand des Gegners - 1:2 - nur einen Zähler besser war als unserer, munterte niemanden auf.
Coach Puffer saß bleich und bedrückt in der ersten Bank hinter dem Busfahrer, als litte er an den Nachwehen eines schrecklichen Besäufnisses.
Gewöhnlich ist die Reise zu einem Auswärtsspiel eine Mischung aus Zirkus und Karnevalsumzug. Ein zweiter Bus, mit Jubelchor, Band und Fanclub besetzt, folgte dem Mannschaftsbus. Hinter den zwei Bussen ungefähr fünfzehn bis zwanzig Autos, vollgestopft mit Teenagern, vollgeklebt mit unserem Sticker »Packt sie, Terrier!« Und die Teenager lehnten sich aus den Fenstern und hupten und klingelten und ließen Lichter aufblitzen - all das Zeug, an das sich noch jeder aus seiner High-School-Zeit erinnern kann.
Doch auf dieser Fahrt begleitete uns nur der zweite Bus mit dem Jubelchor und der Band, (und selbst der war nur halb besetzt - während sich in einem Siegerjahr die Fans spätestens bis Dienstag einen Platz reserviert haben mußten, weil sie sonst indie Röhre schauten!) und dahinter drei oder vier Wagen mit hochgekurbelten Fenstern. Die Schön-Wetter-Freunde hatten uns bereits aufgegeben. Ich saß im Mannschaftsbus neben Lenny Barongg und dachte bedrückt, ob ich das Spielfeld noch aus eigener Kraft verlassen könnte - und dabei hatte ich überhaupt nicht bemerkt, daß eine der Fan-Limousinen, die dem zweiten Bus folgten, Christine war.
Ich sah es erst, als wir auf dem Parkplatz der Hidden-Hills-High-School aus dem Bus stiegen.
Die eigene Band war bereits im Stadion, und ich hörte ganz deutlich das Wummern der großen Trommel, deren Dröhnen durch die niedrig hängenden Wolken seltsam verstärkt schien. Es war der erste Samstag der Saison, wo uns das Wetter entgegenkam - kühl, bedeckt, herbstlich.
Als ich Christine neben dem Jubelchor-Bus parken sah, war das für mich schon Überraschung genug, doch als Arnie ausstieg und auf der anderen Seite Leigh Cabot, da war ich geradezu fassungslos - und mehr als ein bißchen eifersüchtig. Sie trug eine engsitzende braune Wollhose und dazu einen weißen Perlschnur-Pullover, und ihr Haar flutete
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