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Dokument1

Dokument1

Titel: Dokument1 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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tatsächlich sah er besser aus als okay. Aber ich bin sicher, daß keines von den Mädchen, das mit Arnie zur Schule gegangen war, als seine Pickel noch in voller Blüte standen, heute mit ihm gegangen wäre.
    Sie sahen ihn vermutlich nicht so, wie er jetzt war, sondern so, wie sie ihn in Erinnerung hatten. Bei Leigh war das anders, sie hatte keine Ahnung, wie schlimm Arnie in den ersten drei Jahren an der High School ausgesehen hatte. Sie hätte sich zwar ein Bild davon machen können, wenn sie sich den letzten Jahrgang der Schülerzeitung vorgenommen und das dort veröf-fentlichte Foto des Schachclubs betrachtet hätte; doch die schon erwähnte konservativ-republikanische Grundeinstellung hätte sich zu Arnies Gunsten ausgewirkt: Was jetzt ist, wird ewig fortbestehen - fragen Sie mal einen republikanischen Bankier; der wird Ihnen versichern, daß es genau so in der Welt laufen müßte.
    Oberschüler und republikanische Bankiers… wenn du jung bist, ist es klar, daß sich alles ständig verändert. Wenn du erwachsen bist, ist es klar, daß die Dinge sich verändern, und wenn du dich noch so anstrengst, den Status quo zu erhalten (selbst republikanische Bankiers wissen das - sie wissen es, obwohl es ihnen natürlich nicht gefällt). Nur als Teenager redest du ständig von Veränderungen, während du in deinem Herzen davon überzeugt bist, daß sich nichts ver-
    ändert.
    Ich ging mit meinem riesigen Lunchpaket hinaus, schlängelte mich durch den Parkplatz auf die Werkstätten zu. Es war ein langgestreckter schuppenähnlicher Bau aus blaugestrichenen Wellblechelementen - er ähnelte Will Darnells Schuppen, war jedoch viel sauberer. In dem Gebäude befanden sich die Drechslerei, die Schreinerei, die Auto-Lehrwerkstatt und die Abteilung für Gebrauchsgraphik. An der Hinterseite sollte die Raucherecke sein, doch an schönen Tagen sitzen die Jungs, die dort praktischen Werkunterricht erhalten, vor und hinter dem Gebäude in der Sonne und albern mit ihren Freundinnen herum.
    Doch heute hielt sich niemand vor oder hinter dem Schuppen auf, und das hätte mir eigentlich sagen müssen, daß irgendwas in der Luft lag, aber es sagte mir nichts. Ich war zu sehr in meine erheiternden Gedanken über die .Psychologie des modernen amerikanischen Oberschülers und über Arnie und Leigh vertieft.
    Die eigentliche Raucherecke - die »offizielle« - befindet sich in einer kleinen Sackgasse hinter der Auto-Lehrwerkstatt. Und ungefähr fünfzig oder sechzig Meter weiter befindet sich das Football-Stadion, beherrscht von einer großen elektrischen Anzeigentafel, auf der ständig der Slogan unseres Teams flimmerte: LOS, PACKT SIE, TERRIER!
    Zwischen Stadion und »offizieller« Raucherecke hatten sich zwanzig oder dreißig Leute zu einem engen Kreis zusammengeschlossen. Dieser Kreis deutete stets auf eine Keilerei hin oder auf eine Konfrontation, die Arnie
    »Geschubse« nannte - zwei Typen, deren Mut für einen richtigen Kampf nicht ausreichte, die sich nur anrempelten und sich gegenseitig auf die Schultern hauten: alles nur Im-poniergehabe.
    Ich war nur mäßig interessiert. Ich wollte keiner Keilerei zusehen, sondern meine belegten Brote essen und erfahren, ob sich tatsächlich etwas zwischen Arnie und Leigh Cabot entwickelte. Wenn ja, mochte ihn das vielleicht von seiner Besessenheit für Christine ablenken. Eines war sicher: Leigh Cabot hatte noch keinen Rost angesetzt.
    Und dann schrie ein Mädchen im Kreis, und jemand brüllte: »He, nein, Mann! Steck das weg, Mann!« Das hörte sich nicht gut an. Ich machte einen Schwenk, um nachzusehen, was sich da zusammenbraute. Ich wühlte mich durch die Menge und sah Arnie im Kreis, die Hände in Brusthöhe.

    Er sah sehr blaß und verängstigt aus, aber Angst war es nicht.
    Links von ihm, am Innenrand des Kreises, lag sein plattgetretenes Lunchpaket, und auf dem braunen Papier der Tüte zeichnete sich deutlich das Rillenmuster eines Jogging-Schuhs ab.
    Arnie gegenüber, in Jeans und einem weißen T-Shirt, unter dem sich die Muskeln seiner Arme und seiner Brust ebenfalls deutlich abzeichneten, stand Buddy Repperton. Er hielt ein Klappmesser in der rechten Hand und bewegte die Klinge langsam vor seinem Gesicht hin und her wie ein Magier bei irgendwelchen Beschwörungen.
    Er war groß und breitschultrig. Seine langen schwarzen Haare hatte er im Nacken mit einem Stück Rohleder zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Sein Gesicht war breitflä-
    chig; stupide und zugleich brutal. Ein winziges

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