Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (02): Königsblut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
glauben, dass es der größte der Welt war. Überall darum herum befanden sich die Anwesen und Grundstücke der hochgestellten Familien, die Gräber der Toten, die Tempel. Sie hielt vor einem mit einem riesigen roten Banner mit einem achtfachen Siegel in der Mitte. Paerin blickte zu diesem Banner auf und dann auf sie hinab, aber sie schüttelte nur den Kopf – irgendein Hauch einer Erinnerung kam und ging, ohne ihren Namen zu hinterlassen –, und sie gingen weiter.
    Als sie gegen Einbruch der Dunkelheit zurück zur Herberge kamen, taten Cithrin die Füße weh, aber die Anspannung in ihrem Bauch war kleiner als vorher. Nicht weg, aber ein halber Weinschlauch und ein wenig Fleisch würden sie schlafen lassen, dachte sie, sogar in einem ungewohnten Bett. Paerin Clark saß mit ihr im überfüllten Hauptraum.
    »Es ist eine herrliche Stadt«, sagte sie. »Aber ich kann mir nicht vorstellen, dass Ihr bloß hergekommen seid, um mich herumzuführen.«
    »Nein, wir hatten nur einen Abend übrig, und es schien mir ein netter Zeitvertreib«, erwiderte er. »Morgen beginnt die Arbeit. Ich kenne zwei Händler nicht weit von hier, mit denen ich sprechen möchte. Und dann noch einen mit weniger gutem Ruf, der weiter unten am Rand des Spalts arbeitet.«
    »Weiter unten am Rand?«, fragte sie.
    »Nicht gerade der Teil der Stadt mit den höchsten Mieten«, sagte Paerin Clark entschuldigend. »Pittoresk, aber der Fußverkehr ist schrecklich.«
    »Das kann ja niemand besonders Wichtiges sein.«
    »Nicht besonders reich«, erklärte Paerin. »Das ist nicht das Gleiche. Den Geschmack der Oberschicht der Stadt zu kennen ist nicht dasselbe, wie ihren Bodensatz abzuschöpfen. Wir wollen beides. Und Ihr werdet mich begleiten, wenn ich gehe.«
    Sie nickte und trank einen Schluck Wein. Er war nicht sonderlich gut, aber stark. Das war besser als gut. Die Wärme lag ihr angenehm im Bauch und fing an, sich zu ihren Schultern und ihrem Gesicht auszubreiten.
    »Bin ich bei Euch, weil ich an einer Leine gehalten werde oder weil ich etwas üben soll?«
    »Üben«, sagte er ohne die kleinste Verzögerung. »Ich habe mit Komme darüber geredet, ehe wir aufgebrochen sind. Ich habe mit ihm über Euch gesprochen, gleich nachdem ich aus Porte Oliva zurückgekommen bin. Wir waren uns einig, dass Ihr eine Investition seid, die trotz aller Risiken einen Wert hat. Ihr habt einen guten Kopf für das, was wir tun. Außerdem mehr Erfahrung, als jemand in Eurem Alter eigentlich haben sollte. Und Ihr versteht, wie wir arbeiten.«
    »Was mich zu Eurem besten Verbündeten oder Eurem schlimmsten Feind macht«, sagte sie.
    »Ja. Oder womöglich auch zu etwas anderem, aber auf jeden Fall zu etwas Interessantem.«
    Cithrin lächelte. »Wir verstehen uns«, sagte sie.
    »Gut. Sobald wir mit meinem Bekannten im Spalt fertig sind, gehen wir beide zu den Schneidern. Wir werden bessere Kleider brauchen als die, die wir eingepackt haben. Unser alter Freund Canl Daskellin hält morgen ein privates Abendessen auf seinem Anwesen ab. Einige Leute werden dort sein, mit denen eine Unterhaltung sehr interessant sein könnte.«
    »Ihr werdet mir sagen, worauf ich achten soll, ehe wir gehen?«
    »Natürlich.«
    »Und nach dem Essen?«

»Nach dem Essen gehen wir zur Königshöhe. Lordmarschall Kalliam bekommt sein Fest, und der Regent und der Prinz werden beide dort sein. Und dann, Magistra, werden wir sehen, was es zu sehen gibt.«

G EDER
    GEDER ERHOB SICH ZU seiner rituellen Demütigung. Seine Diener puderten ihn, kleideten ihn an und bereiteten ihn auf die große und glorreiche Welt vor. Wie jeden Morgen sagte er sich, dass die Diener kaum davon Notiz nahmen, wie er nackt aussah. Und selbst wenn sie es taten, war er der Lordregent, und was sie von ihm hielten, sollte keine Rolle spielen. Aber stets stellte er sich im hintersten Winkel seines Verstandes vor, wie sie kicherten, wenn er in sicherer Entfernung war. Und seine Leibgarde. Jene Männer folgten ihm beinahe überallhin, sprachen jedoch nie mit ihm. Fragten ihn nie etwas oder lachten über seine Witze. Das war aber nicht dasselbe, als würden sie sich keine Meinung über ihn bilden. Es war natürlich unter der Würde des Regenten, sie danach zu fragen, aber wie konnte er sich nicht fragen?
    Die Feierlichkeiten begannen in der Morgendämmerung, eine ganze Weile ehe Dawson, Geder oder Aster offiziell eintrafen. Der Pavillon, der dafür aufgestellt worden war, war mit heller Seide bespannt, und Jongleure, Schaukämpfer und

Weitere Kostenlose Bücher